Im Heiligen Land ist die Gewalt in den zurückliegenden Tagen neuerlich eskaliert. Manche Beobachter warnen bereits vor einer neuen Intifada. Die Eskalations-Spirale dreht sich Besorgnis erregend. Auf beiden Seiten hat die Gewalt viele Ursachen, manche Gründe und keine Rechtfertigung. Viel zu viele Unschuldige kommen seit viel zu langer Zeit zu Schaden.
Der Papst steht auf der Seite des Friedens
Der Angriff auf eine Synagoge in Ostjerusalem, symbolträchtig am Holocaust-Gedenktag, empört mit Recht nicht nur die israelische Politik, sondern die Welt. Der UN-Sicherheitsrat, derzeit in vielen zentralen Fragen tief gespalten, verurteilte den Anschlag einstimmig. Papst Franziskus richtet seine Kritik an beide Seiten: Er benennt die Opfer der Attacke auf Besucher der Synagoge ebenso wie die Opfer der Anti-Terror-Aktionen des israelischen Militärs. Auf welcher Seite steht der Papst?
Er steht, wie seine Vorgänger, auf der Seite des Friedens, der Versöhnung, der Gerechtigkeit. Darum warnt er vor einer „Spirale des Todes, die sich von Tag zu Tag weiterdreht“, und die jegliches „Vertrauen zwischen den beiden Völkern bedroht“. Seit mehr als einem Jahrhundert, von Papst Benedikt XV. bis Papst Franziskus, haben die Nachfolger Petri stets zum Frieden gemahnt und vor kriegerischen Eskalationen gewarnt: meist hellsichtiger als die politische Klasse, häufig ohne Gehör zu finden.
In Israel setzt die Regierung Netanjahu auf ein hartes Vorgehen – nicht nur gegen Terroristen und Gewalttäter, sondern auch gegen deren Angehörige und in ihrer Siedlungspolitik. Das stimmt nicht nur den Papst sorgenvoll, sondern macht auch die Biden-Administration in Washington nervös. US-Außenminister Antony Blinken war gestern in Ägypten; heute spricht er mit Israels Regierungschef Netanjahu, am Dienstag mit Palästinenserpräsident Abbas. Ob Amerika noch das Gewicht hat, die Spirale der Eskalation zu stoppen, ist ungewiss. Die regionalen Akteure jedenfalls sind zu einer Deeskalation derzeit weder bereit noch fähig.
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