Wer gewinnt die US-Präsidentschaftswahl am 5. November – Donald Trump oder Kamala Harris? Die wichtigsten Informationen und Hintergründe zum aktuellen Stand des Duells hat Redakteur Maximilian Lutz am Dienstagabend beim „Tagespost Online Forum“ im Beisein von mehr als 60 Zuhörern zusammengefasst. Der Republikaner Trump und die Demokratin Harris liefern sich derzeit ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen, wie man es nur selten in der Geschichte der US-Wahlkämpfe gesehen hat. Lutz zählte die Gründe dafür auf, und erläuterte die wichtigsten Wahlkampfthemen – innen- und außenpolitisch. Weltweit und auch in Deutschland gibt es keine andere Wahl, der man derart entgegenfiebert.
Die aktuellen Umfragen zur Wahl deuten auf einen knappen Entscheid hin. Obwohl sich in den letzten Wochen und Monaten vieles zugetragen hat. Es gab zwei Attentate auf Trump, zwei spannende Parteitage der Demokraten, und ein wichtiges Fernsehbattle. Jüngste Entwicklungen zeigen, dass Trump anfängt aufzuholen. Niemand sollte überrascht sein, wenn er Präsident wird. Trump ist auf zweite Amtszeit besser vorbereitet als auf die erste – weil er damals nicht damit gerechnet hatte, gewählt zu werden.
Drei dominante Themen
Ferner existieren einzelne Bundesstaaten, die sog. „Swing States“, welche man auch so kurz vor der Wahl weder dem Lager der Demokraten noch der Republikaner zuordnen kann. „Es geht knapp zu“, betonte Lutz, der verantwortlicher Redakteur für die USA-Berichterstattung der „Tagespost“ ist, immer wieder. Am Ende könnten wenige 1000 Stimmen in wenigen Bundesstaaten den Ausschlag geben, wer gewinnt. Harris und Trump seien extreme Vertreter ihrer Parteien – und die Folge der systematischen Polarisierung, die in der US-amerikanischen Geschichte der letzten Jahrzehnte wurzelt. Man müsse sich also für das „geringere Übel“ entscheiden.
Innenpolitisch befeuerten drei Themen den Wahlkampf: die wirtschaftliche Lage, das Thema Abtreibung, und die Migration. Das Thema „Wirtschaft“ dürfte Trump in die Karten spielen: Die Bürger trauten dem „Self-made-man“ aus der freien Wirtschaft mehr zu als Harris. Denn obwohl das amerikanische Wirtschaftswachstum aus europäischer Perspektive beneidenswert seit, schlage sich dies bei vielen Bürgern aufgrund der starken Inflation der vergangenen Jahre wenigstens subjektiv nicht in einem gestiegenen Lebensstandard wieder.
Beim Streitthema „Abtreibung“ sei unklar, wem die jeweilige Positionierung mehr nütze. Harris befürworte Abtreibungen „mit Leib und Seele“ und strebe ein landesweites Recht auf Abtreibung an, während Trump sich bislang genau andersherum positioniert habe. Kürzlich habe er seine Standpunkte dazu aber aufgeweicht. So versuche er, neben den konservativen Abtreibungsgegnern, die so oder so nicht auf Harris umschwenken würden, auch noch Stimmen progressiverer Wähler abzugreifen. Wohl eher ein Gewinnerthema für den Republikaner sei die ausufernde illegale Migration. Die Demokraten und Harris müssten sich zur Last legen lassen, dass sie das Problem der unkontrollierten und illegalen Einwanderung in den letzten Jahren nicht lösen konnten.
Schwere Wahl für Katholiken
Mit Blick auf die Außenpolitik setze Harris tendenziell stärker und Trump tendenziell schwächer auf transatlantische Zusammenarbeit – in Abhängigkeit vom jeweiligen Kriegsherd. Während Harris die Ukraine wohl weiter unterstützen dürfte, habe Trump bereits angekündigt, sämtliche Geld- und Waffenlieferungen einzustellen, um so den Konflikt „innerhalb von 24 Stunden“ zu beenden. Bezüglich der Lage im Nahen Osten stünden beide eng an der Seite Israels, auch der immer größere Fokus auf die Rivalität mit China verbinde beide Kandidaten.
Für die amerikanischen Katholiken gestalte sich die Wahlentscheidung schwierig, resümierte Lutz – die „reine Lehre“ vertrete keiner der Kontrahenten. Während für viele konservative Katholiken seine Position in der Abtreibungsfrage für Trump spreche, würden der Papst und die amerikanischen Bischöfe dessen harte Linie in der Migrationspolitik inhaltlich kritisieren, freilich ohne direkte Wahlempfehlungen abzugeben. Auch der einflussreiche Konservative Kardinal Raymond Leo Burke habe zwar durchblicken lassen, tendenziell pro Trump zu sein, aber beide Kandidaten als schlecht bezeichnet und von einer schweren Wahl gesprochen.
Wer das enge Rennen am 5. November schließlich gewinnen werde, dazu wollte Lutz keine Wette eingehen. Bis klar ist, wer die wohl mächtigste politische Position der Welt von Joe Biden erben wird, heißt es also Luft anhalten, mitfiebern – und für eine umfassende Vorinformation das Tagespost Online Forum auch nachträglich noch auf Youtube ansehen. (DT/elih/jra)
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