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Wahl von AfD-Mitglied im Pfarrgemeinderat löst Unruhe aus

In einer Potsdamer Pfarrei wird bekannt, dass sich ein Pfarrgemeinderatsmitglied in der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) engagiert. Der Probst der Pfarrei will nun klären, ob eine vertrauensvolle Zusammenarbeit noch gegeben sei.
Diskussion um AfD-Mitglied im Pfarrgemeinderat
Foto: Jens Kalaene (ZB) | Die Absicht, in den Gemeinderat gewählt zu werden, sei mitnichten eine Unterwanderung gewesen, so JA-Schatzmeister Hans-Cornelius Weber.

In der Potsdamer Pfarrei der St. Peter und Paul-Kirche hat die Wahl eines AfD-Mitgliedes in den dortigen Pfarrgemeinderat für Unruhe gesorgt. Gegenüber den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ bestätigte Propst Andreas Franke, dass die konstituierende Sitzung des Gremiums aus formalen und inhaltlichen Gründen verschoben worden sei. Es sei zu klären, ob die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in dem Pfarrgemeinderat gegeben sei. „So haben einzelne Kandidaten bei der Vorstellung in der Gemeinde nicht offengelegt, welche Ehrenämter sie außerdem innehaben beziehungsweise in welchem beruflichen Umfeld sie arbeiten“, erklärte Pfarrer Franke, der seit 2018 der Gemeinde vorsteht, weiter.

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Gemeindemitglieder fürchten gezielte Unterwanderung

Insgesamt hat die Potsdamer Gemeinde 7.000 Mitglieder. Davon hatten sich 320 an der Wahl beteiligt. Auf die 12 Sitze des Pfarrgemeinderats bewarben sich 14 Kandidaten. Hans-Cornelius Weber, Schatzmeister der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) Brandenburg, erhielt 86 Stimmen und landete auf dem zwölften Platz. Die Wahlen fanden am 23. und 24. November statt. Die Gemeindemitglieder behaupten, nichts vom Hintergrund des 32-Jährigen gewusst zu haben. Sie fürchteten eine gezielte Unterwanderung.

Unterschiedliche politische Einstellungen hätten ihren Platz, betonte der Propst. Aber die fehlende Auskunft über Webers Hintergrund belaste die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. „Grundlage unserer Zusammenarbeit ist ein großes gegenseitiges Vertrauen.“ Die neue konstituierende Sitzung verlegte er auf den 22. Dezember. Mittlerweile sei Einspruch gegen das Wahlergebnis erhoben worden. Auch den beiden nichtgewählten Kandidaten wird vorgeworfen, ihre Hintergründe nicht offen kommuniziert zu haben. Es handelt sich um die Ehefrau von Weber und einen Redakteur der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Letzterer ministrierte und nahm Küsterdienste seit Jahren wahr.

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Schatzmeister will AfD-Mitgliedschaft nicht verschwiegen haben

Nach Informationen der Jungen Freiheit sei die Gemeindereferentin Maria Rontschka nach Feststellung der Wahlergebnisse im Beisein des Pfarrers über die Liste der Gewählten gegangen und habe gesagt, mit wem man zusammenarbeiten könne und mit wem nicht. Weber, der vor anderthalb Jahren zum Katholizismus konvertiert war, wurde am Sonntag von Franke nach der Abendmesse abgefangen und zur Rede gestellt. Franke habe ihn vor die Wahl gestellt: entweder Amtsniederlegung oder Neuwahlen.

Weber beteuerte, dass er seine AfD-Mitgliedschaft nicht verschwiegen habe: „Im Gegenteil! Dass ich Schatzmeister des Landesverbands der JA bin, ist öffentlich bekannt. Das weiß jeder, der eine Suchmaschine für das Internet bedienen kann.“ Parteibücher seien in der Kirche bedeutungslos. Auch handelte es sich bei ihm um keinen Unbekannten. „Ich habe mich nicht nur in der AfD, sondern auch als ehrenamtlicher Organist und Vorsänger aktiv in der Pfarrei engagiert.“

"Scheinbar gibt es Menschen,
die AfD-Mitglieder zu Menschen
zweiter Klasse degradieren wollen.
Das halte ich für gefährlich"
Hans-Cornelius Weber, Schatzmeister der Jungen Alternative Brandenburg

Einen Vertrauensbruch gegenüber dem Propst erkennt der JA-Schatzmeister nicht. „Scheinbar gibt es Menschen, die AfD-Mitglieder zu Menschen zweiter Klasse degradieren wollen. Das halte ich für gefährlich“, konstatierte Weber stattdessen. „Nochmal: Die Kirche ist keine Partei.“ Die Absicht, in den Gemeinderat gewählt zu werden, sei mitnichten eine Unterwanderung gewesen. „Es ist genau andersherum: immer mehr junge Menschen, die ihre geistliche Heimat in Pfarreien haben, finden ihre politische Heimat bei der AfD.“

Erst Anfang der Woche hatte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, von einer Unterwanderung durch „Rechtsnationale“ gewarnt. Auch Kardinal Reinhard Marx forderte eine klare Haltung gegen rechtsnationale Tendenzen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stufte die Jugendorganisation der AfD im Januar als „Verdachtsfall“ ein.

DT/mga

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