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USA: Katholische Demokraten fordern „Recht“ auf Abtreibung

Die „fundamentalen Grundsätze“ des Glaubens verpflichten, für ein „Recht“ auf Abtreibung einzutreten, so 30 katholische Abgeordnete - unter ihnen auch Nancy Pelosi.
Nancy Pelosi, langjährige Sprecherin des Repräsentantenhauses
Foto: IMAGO/CNP / MediaPunch (www.imago-images.de) | Auch Nancy Pelosi, langjährige Sprecherin des Repräsentantenhauses, hat den Brief von 30 katholischen Abgeordneten unterzeichnet.

Genau ein Jahr nachdem der Oberste Gerichtshof der USA sein neues Grundsatzurteil in der Abtreibungsfrage erlassen und damit die umstrittene Entscheidung „Roe v. Wade“ gekippt hat, haben 30 katholische Abgeordnete der Demokraten im US-Repräsentantenhaus in einem offenen Brief bekräftigt, weiter für ein „Recht“ auf Abtreibung kämpfen zu wollen. Ihren Einsatz begründeten sie darin insbesondere auch mit ihrem katholischen Glauben.

In dem auf den 24. Juni datierten Brief, der unter anderen von der Abgeordneten aus Connecticut, Rosa DeLauro, und der langjährigen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, unterzeichnet wurde, heißt es wörtlich: „Die fundamentalen Grundsätze unseres katholischen Glaubens – soziale Gerechtigkeit, Gewissens- und Religionsfreiheit – verpflichten uns dazu, das Recht einer Frau zu verteidigen, Zugang zu Abtreibung zu haben.“

Den Benachteiligten helfen, die Schwächsten schützen

Der katholische Glaube „fördere stets das Gemeinwohl, stellt die Würde eines jeden Menschen an erste Stelle und hebt die Notwendigkeit hervor, unseren Schutzbedürftigsten   ein kollektives Sicherheitsnetz anzubieten“. Man sei dazu verpflichtet, so die Unterzeichner des Briefs weiter, die grundsätzlichen Prinzipien, die „das Herz der katholischen Soziallehre“ darstellten, Realität werden zu lassen: „den Armen, Benachteiligten und Unterdrückten zu helfen; die Schwächsten unter uns zu beschützen; und sicherzustellen, dass alle Amerikaner, egal welchen Glaubens, eine echte Chance bekommen, an den Vorzügen dieses großartigen Landes teilzuhaben“.

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Als Katholiken sei man der Ansicht, dass jeder die Freiheit besitze, „seine eigenen persönlichen Entscheidungen über seinen Körper, Familie und die Zukunft zu treffen“. Informierte Gewissensentscheidungen treffen zu können, stelle den Kern des katholischen Glaubens dar. Die Unterzeichner des Briefs zitieren in diesem Zusammenhang auch aus dem Katechismus, wo es unter anderem heißt: „Die Person muss dem sicheren Urteil ihres Gewissens stets Folge leisten.“

Indem die Obersten Richter am 24. Juni des vergangenen Jahres den damals fast 50 Jahre alten Präzedenzfall „Roe v. Wade“ kippten, hätten sie Frauen ihr „Recht“ entzogen, eine Abtreibung durchzuführen, und zudem auch „eine anhaltende Krise der reproduktiven Gesundheitsversorgung in diesem Land“ eskaliert, so die 30 katholischen Demokraten.

Joe Biden: "Kein Freund von Abtreibungen"

Mit dem neuen Grundsatzurteil „Dobbs v. Jackson Women’s Health Organization“ entschied der Oberste Gerichtshof, die Kompetenz, über Abtreibungsgesetze zu entscheiden, wieder in die Hände der einzelnen Bundesstaaten zu legen. Mit dem zuvor gültigen Urteil „Roe v. Wade“ war es landesweit möglich, straffreie Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Fötus außerhalb des Mutterleibs durchzuführen – also etwa bis zur 24. Schwangerschaftswoche.

Seit dem neuen Urteil hat sich der Kampf um die Abtreibungsgesetzgebung jedoch nicht beruhigt. Das Thema dürfte auch bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr eine Rolle spielen. Jüngst äußerte sich der amtierende US-Präsident Joe Biden, ein praktizierender Katholik, der gleichzeitig für einen straffreien Zugang zu Abtreibung eintritt, erneut zu dem Thema: Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Chicago erklärte er am Mittwoch einerseits, er sei „kein Freund von Abtreibungen“, betonte jedoch auch, dass er weiter versuchen wolle, die unter „Roe v. Wade“ geltende Rechtslage wiederherzustellen.  

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