Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Wahlkampf der Demokraten

US-Experte Hochgeschwender: Demokraten fehlt Alternative zu Biden

Der Nordamerika Experte glaubt nicht, dass sich der US-Präsident von seinem Umfragetief erholen wird. Bei den Kongresswahlen drohten den Demokraten Verluste.
Kamala Harris agiert zurzeit meist im Hintergrund des US-Präsidenten Biden
Foto: Jabin Botsford - Pool via CNP via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Agiert zurzeit meist im Hintergrund des US-Präsidenten Joe Biden: Vizepräsidentin Kamala Harris (links).

Joe Biden steckt im Umfragetief: Die Zustimmungswerte des amtierenden US-Präsidenten zur Mitte seiner ersten Amtszeit sind niedrig, von den Anhängern der Demokraten wünschen sich viele 2024 einen anderen Kandidaten. Der Nordamerika-Experte Michael Hochgeschwender hält es für unwahrscheinlich, dass Biden sich noch einmal aus dem Tief herausarbeiten kann. Einer der Hauptgründe sei die wirtschaftliche Lage der USA, allen voran die hohe Inflationsrate.

Fraglich, ob Abtreibungsurteil mobilisierend wirkt

Gegenüber der „Tagespost“ meint Hochgeschwender: „Die Amerikaner spüren nun ebenso wie die Europäer die langfristigen Auswirkungen einer im Grunde verantwortungslosen Finanzpolitik, die Biden geerbt hat, an der er aber auch nichts geändert hat, unmittelbar im eigenen Geldbeutel.“

Lesen Sie auch:

Bei den im November anstehenden Kongresswahlen müssten die Demokraten mit Stimmenverlusten rechnen, so Hochgeschwender, der an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie lehrt. Dass sich das jüngste Urteil des Obersten Gerichts zur Abtreibungsfrage für die Demokraten so mobilisierend auswirkt, wie viele in der Partei hoffen, hält er für fraglich.

Dennoch würde alles darauf hindeuten, dass Biden 2024 noch einmal für die Demokraten antritt. Die Vizepräsidentin Kamala Harris habe sich bislang nicht profilieren können, so Hochgeschwender. Generell mangele es den Demokraten derzeit an Alternativen. Es sei denn, jemand könne aus den Anhörungen zum Kapitolsturm am 6. Januar 2021 politisches Kapital schlagen, so der 60-Jährige. „Oder ein Charismatiker vom Typ Obama taucht unerwartet aus dem Nichts auf.“

Unterschiedliche Wahrnehmung im In- und Ausland

Darüber hinaus konstatiert Hochgeschwender einen sehr großen Unterschied in der Wahrnehmung Bidens im In- und Ausland. Die Europäer interessierten sich für die Außen-, Sicherheits- und Handelspolitik der US-Präsidenten, während es den Amerikanern primär um Innenpolitik und die Wirtschaft gehe. „Beide Seiten bewerten vor dem Hintergrund unterschiedlicher weltanschaulicher Prägungen vollkommen unterschiedliche Bezugsgrößen.“  DT/mlu

Wird Joe Biden 2024 noch einmal antreten? Welche Rolle dabei auch sein Alter spielt, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

Themen & Autoren
Vorabmeldung Barack Obama Joe Biden Kamala Harris

Weitere Artikel

Charlie Kirk war ein Medienphänomen, dessen harter, aber respektvoller Umgang mit Andersdenkenden Millionen Menschen in den Bann zog.
17.09.2025, 16 Uhr
Stefan Rehder
Das Verhältnis zwischen US-Präsident Donald Trump und Israels Premier Benjamin Netanjahu scheint merklich abgekühlt zu sein. Beide verfolgen jeweils eine ganz eigene Nahost-Politik.
29.05.2025, 15 Uhr
Richard C. Schneider

Kirche

So wie die katholische Kirche als größte Religionsgemeinschaft der Erde stetig wächst, geht die Zahl der Kleriker nach wie vor zurück. Der Vatikan veröffentlicht die aktuellen Zahlen.
17.10.2025, 17 Uhr
Meldung
Die Queer-Gemeinde in Münster sieht darin ein Zeichen für mehr Sichtbarkeit der queeren Gläubigen innerhalb der katholischen Kirche. Kritiker warnen vor Verwässerung der Lehre.
17.10.2025, 12 Uhr
Meldung
Neun Monate leitete er als Apostolischer Administrator die Erzdiözese Wien, nun ernannte Papst Leo XIV. Schönborns einstigen Sekretär Josef Grünwidl zum Wiener Erzbischof.
17.10.2025, 12 Uhr
Meldung