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Trump-Kritikerin Cheney unterliegt deutlich

Die Tochter des Ex-Vizepräsidenten Dick Cheney wird ihr Kongressmandat nicht verteidigen können. Das zeigt einmal mehr: Die Trumpisten geben in der Partei den Ton an.
Liz Cheney, Trump-Kritikerin
Foto: IMAGO/CNP /MediaPunch (www.imago-images.de) | Nach der Wahl 2020 profilierte sich Cheney als eine der lautstärksten Kritikerinnen Trumps innerhalb der Partei.

Es kam alles andere als unerwartet: Elizabeth Cheney, langjährige Abgeordnete für den Bundesstaat Wyoming im US-Repräsentantenhaus, wird ihren Sitz im November nicht verteidigen können. In der Vorwahl der Republikaner im Vorfeld der in wenigen Monaten anstehenden „Midterms“ verlor sie am Dienstag deutlich gegen ihre Konkurrentin Harriet Hageman. Letztere erhielt 66 Prozent der Stimmen, Cheney nur 29.

Wer Trump nicht unterstützt, hat keine Chance

Die Umfragen hatten einen solchen Erdrutschsieg bereits prognostiziert. Hageman, die vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt wurde, hatte diese seit Wochen angeführt. Dennoch ist das Ergebnis alarmierend – nicht nur für die Trump-Gegner innerhalb der Republikanischen Partei, sondern für das ganze Land. Wer Trumps Narrativ der gestohlenen Wahl 2020 nicht teilt und offen ausspricht, dass der 76-Jährige mehr denn je eine Gefahr für das demokratische System der Vereinigten Staaten darstellt, hat bei den Republikanern keine Chance mehr.

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Nach der Wahl 2020 profilierte sich Cheney als eine der lautstärksten Kritikerinnen Trumps innerhalb der Partei: So stimmte sie für dessen Amtsenthebung und leitete die Anhörungen zum Kapitolsturm, die Trumps Mitschuld an den gewaltsamen Ausschreitungen des 6. Januar 2021 offenlegten.

Dabei galt die Tochter des Bush-Vizepräsidenten Dick Cheney bis dato als Politikerin, die man vor allem hierzulande eher als „beinharte Konservative“ bezeichnet hätte. Sie ist keine, die sich bei außen- oder gesellschaftspolitischen Themen dem linken Mainstream anbiedert. Stattdessen steht sie für republikanische Tugenden der alten Schule: schlanker Staat, niedrige Steuern, starkes Militär. 

Dem Land drohen düstere Zeiten

Doch seitdem Donald Trump und seine potenzielle zweite Kandidatur wie ein Damoklesschwert über der Partei schweben, zählt dies nicht mehr. Für oder gegen Trump – nur darum geht es bei den Republikanern. Dem Land drohen so düstere Zeiten. Denn es ist durchaus vorstellbar, dass Trump oder ein ihm wohlgesonnener Kandidat 2024 einen Sieg erringt. Wenn nicht, scheinen die Aussichten fast noch schlimmer. Wer von den Republikanern 2020 Wahlbetrug witterte, wird dies 2024 mit Sicherheit wieder tun. Die friedliche Weitergabe der Macht sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit in einem demokratischen Rechtsstaat sein. Wenn Trump und Co. eine mögliche Niederlage jedoch abermals leugnen, ist mit allem zu rechnen.

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