Im Gespräch mit dem Journalisten und Buchautor Ulrich Wickert hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sich unter anderem über seinen Glauben, seine Stellung zur gleichgeschlechtlichen Ehe und seine Haltung zur AfD geäußert.
Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe sei „rückständig“ und „falsch“
Jeder solle nach seiner Façon selig werden, sagte Söder in der ersten Folge des neuen Podcasts „Wickert trifft“ (25.06.20). „Ich fand es schon immer seltsam, dass der Staat den Menschen vorschreiben will, wie sie zu leben haben“, erklärte er im Blick auf die gleichgeschlechtliche Ehe. „Ob sich jetzt Mann und Frau lieben, oder Mann und Mann oder Frau und Frau – die Liebe ist per se segnenswert.“ Die Ablehnung dieser Lebensform finde er nicht nur „rückständig“, sondern auch „einfach falsch“: „Ich kann nicht jemanden verurteilen, weil er jemanden andern sehr mag oder liebt.“
Söder, der bekennender Christ ist, stimmte für sich einer Bezeichnung als „wertkonservativ“ zu, betonte aber gleichzeitig, dass es auch wichtig sei, „weltoffen“ zu bleiben für die „Veränderungen der Zeit“. Christsein in der Politik bedeute für ihn vor allem „Respekt vor dem anderen“, Wertschätzung des Einzelnen und dass der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird.
„Ich bin ein gläubiger Mensch“, so Söder. Er empfinde es bis heute als Privileg, glauben zu können und berichtet, dass der Glaube ihm in „bestimmten Situationen schlichtweg geholfen“ habe.
Die AfD „bis auf's Messer bekämpfen“
Gegenüber der AfD positionierte Söder sich eindeutig. Er sei heute einer der schärfsten Gegner der Partei und das fühle sich sowohl emotional als auch kognitiv richtig an. Die AfD habe sich „weiter dramatisch verändert“, sagte Söder und bezeichnete den Höcke-Flügel als „das wahre Gesicht der AfD“. „Im Grunde genommen ist die AfD nichts mehr Anderes als eine NPD“, so Söder. Sie trage durch ihr Mittun bei Hass, Hetze und Verschwörungstheorien wesentlich dazu bei, „ein Volk zu verunsichern und zu spalten“. „Ich glaube ganz fest daran, dass wir die AfD bekämpfen müssen. Und ich glaube auch daran, dass wir sie richtig bekämpfen müssen und es falsch ist, sie zu unterschätzen.“ Der frühere CSU-Vorsitzende Strauß würde die AfD „bis auf's Messer“ bekämpft haben, ist Söder sich sicher. „Und das tun wir auch.“
Auch zum sogenannten Kreuz-Erlass äußerte sich Söder im Podcast. Im Nachhinein hätte er Einiges anders gemacht. Er hätte es jedoch erstaunlich gefunden, dass er als Protestant in dieser Debatte aus dem Vatikan Unterstützung bekommen habe. Zwei Jahre nach dem umstrittenen Erlass zum Aufhängen von Kreuzen im Eingangsbereich jeder bayerischen Landesbehörde prüft der Bayerische Verwaltungsgerichtshof nun dessen Rechtmäßigkeit.
DT/ama
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