Markus Söder leitet es geschickt ein. Als Protestant wolle er sich ja eigentlich nicht dazu äußern. Aber dann macht es der bayerische Ministerpräsident eben doch. Aus seiner Sicht sei „jede Liebe segnenswert“. „Wenn man Autobahnraststätten, Gondeln und Hamster segnen kann“, so Söder, dann solle dies doch bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auch möglich sein. Natürlich sagt ein CSU-Parteivorsitzender, zumal einen Tag vor seinem Parteitag, solche Sätze nicht ohne Grund vor einer ZdK-Vollversammlung.
Die Faktenlage reflektiert Söder nicht
Einmal, weil diese Aussage eben seiner persönlichen Meinung entspricht. Aber natürlich und vor allem, weil Markus Söder sicher der Auffassung ist, dass diese Position mehrheitsfähig ist. Auch und gerade unter seinem bayerischen Wahlvolk, das immer noch mehrheitlich aus Katholiken besteht.
Es sind typische Söder-Sätze: zugespitzt, mit einer Pointe (der Hamster-Vergleich, der freilich nicht trägt) und auf Meinungsführerschaft abzielend. Es geht um die öffentliche Wirkung. Die tatsächliche Faktenlage wird von Söder überhaupt nicht weiter reflektiert. Er will die knallige Aussage, die Schlagzeilen macht.
Dafür, und das ist als Vorsitzender der CSU dann schon beachtlich, geht er zumindest oberflächlich die Gefahr eines Konflikts mit der Kirche ein. Söder hätte ja auch zu diesem Themenbereich einfach schweigen oder eben sich tatsächlich darauf berufen können, dass er als Protestant dazu nichts sagen wolle. Ihm war aber wichtiger, hier im Sinne der von ihm gefühlten Mehrheit Position zu beziehen.
Kurz: Wenn Söder mit Gegenwind gerechnet hätte, der ihm irgendwie vor der Landtagswahl gefährlich werden könnte, hätte er diese Sätze nicht gesprochen. Tut er aber nicht. So illustriert dieser Fall, was denn von der vermeintlich immer noch sicheren katholischen Bastion Bayern zu halten ist. Der Stimmungsseismograph Söder gibt die Antwort.
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