Der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist nach eigener Aussage vom christlichen Glauben geprägt. Im Gespräch mit der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA) erklärte der amtierende Vizekanzler: „Die Kirche hat mir ein Wertegerüst mitgegeben, das mir wichtig ist und nach dem ich auch meine Entscheidungen ausrichte.“ Ob man die Grundlage des friedlichen Zusammenlebens lieber Solidarität nenne oder christliche Nächstenliebe mache für ihn keinen Unterschied, so Scholz, der in der evangelischen Kirche getauft wurde, später jedoch aus der Kirche austrat. Beruflich habe ihn das christliche Arbeitsethos beeinflusst: „Meine Arbeit möchte ich möglichst gut machen und damit auch dem Gemeinwesen dienen.“
Auf Engagement der Christen stützen
Weiter betonte Scholz, Deutschland sei von der christlichen Kultur geprägt. Dies habe sich auch in der deutschen Sprache niedergeschlagen: „Etwa in der deutschen Luther-Bibel und den Bildern und Redewendungen, die wir dort vermittelt bekommen - zum Beispiel ,Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein‘ oder ,Hochmut kommt vor dem Fall‘.“ Für ihn sei es zudem sehr wichtig, „dass wir uns auch künftig auf das große Engagement vieler Christen und Christinnen stützen können, sei es in der Gemeindearbeit oder in der sozialen Arbeit in Kitas oder Krankenhäusern“. Als Politiker trete er dafür ein, dass diese Arbeit erhalten bleibe und „die christliche Prägung unserer Kultur“ wertgeschätzt werde.
Im KNA-Interview nahm Scholz auch zu seinem Verständnis des Familienbegriffs Stellung. Auf die Frage, ob die klassische Ehe seiner Ansicht nach ausgedient habe, antwortete der SPD-Politiker, dessen Partei für einen „erweiterten Familienbegriff“ eintritt: „Nein, überhaupt nicht. Ich bin seit vielen Jahren verheiratet und das sehr gerne.“ Die traditionelle Ehe und Familie würden auch in Zukunft wichtig sein. „Sie wird nicht dadurch geschwächt, dass nicht alle diese Weise des Zusammenlebens wählen.“
Scholz: Selbstbestimmtes Sterben muss möglich sein
Auch zur Diskussion um eine Neuregelung der Suizidbeihilfe äußerte sich der SPD-Kanzlerkandidat. Man dürfe die Tür nicht zuschlagen, die das Bundesverfassungsgericht für die eigene freie Entscheidung am Lebensende geöffnet habe, betonte Scholz. „Der Bundestag sollte den Weg, den das Verfassungsgericht eröffnet hat, so ausgestalten, dass er für die Menschen, die selbstbestimmt sterben wollen, auch funktioniert.“ Gleichzeitig müssten jedoch auch die Hospizarbeit und die Palliativmedizin gestärkt werden. Er selbst habe viele Hospize besucht und mit Sterbenden gesprochen. Von der Arbeit und von der Gemeinschaft in den Hospizen sei er „sehr beeindruckt“. DT/mlu
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