Was Franziskus trotz umfassender diplomatischer Bemühungen nie gelungen ist, hat Papst Leo XIV. gleich in den ersten Wochen seines Pontifikats geschafft: Am Mittwochnachmittag telefonierte er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sowohl der Vatikan wie auch Moskau bestätigten das Telefonat, in dem es maßgeblich um den Krieg in der Ukraine gegangen sei.
Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, habe Leo XIV. Putin dazu aufgefordert, ein Zeichen auszusenden, „das den Frieden begünstigt“. Der Papst habe auch die Bedeutung des Dialogs betont, um „positive Kontakte zwischen den Kriegsparteien herzustellen und Lösungen des Konflikts zu suchen“, so der Vatikan. Nicht bekannt ist, von welcher Seite die Initiative für das Gespräch ausging.
Kreml lobt „entpolitisierte Beteiligung“ des Vatikans
Zudem hätten der Papst und der russische Präsident in ihrem ersten Telefonat über die humanitäre Lage gesprochen, sowie über die Notwendigkeit, Hilfsleistungen zu erleichtern, wo immer dies nötig sei. Auch die anhaltenden Bemühungen um den Austausch von Kriegsgefangenen sei in dem Gespräch thematisiert worden. Wie der Vatikan mitteilte, habe man dabei auch den Einsatz von Kardinal Matteo Zuppi, dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, gewürdigt. Zuppi war noch von Papst Franziskus zum Sondergesandten ernannt worden, um Wege zu einem möglichen Frieden in der Ukraine auszuloten. Der Erzbischof von Bologna hatte dafür Gespräche in Moskau, Kiew und Peking geführt.
In der offiziellen Stellungnahme des Kremls hieß es, das Gespräch mit dem Papst sei „konstruktiv“ gewesen. Beide Seiten hätten die Absicht, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Der Kreml teilte mit, man schätze den Willen des Papstes, zu einer Lösung des Konflikts beizutragen, insbesondere die „entpolitisierte Beteiligung“ an der Klärung drängender humanitärer Fragen. Allerdings wünsche sich Putin, dass sich der Vatikan „aktiver für die Religionsfreiheit in der Ukraine“ einsetze.
Putin habe seine Bereitschaft bekräftigt, so hieß es aus Moskau, „mit politischen und diplomatischen Mitteln Frieden zu schaffen“. Um eine „endgültige, gerechte und grundlegende“ Lösung zu erzielen, sei es aber notwendig, so Putin, „die Ursachen der Krise zu eliminieren“. Der Ukraine warf Putin in dem Gespräch vor, den Konflikt zu eskalieren und die zivile Infrastruktur auf russischem Territorium zu sabotieren.
Weitere Vertiefung der Zusammenarbeit
Darüber hinaus betonte Moskau die Bemühungen zum weiteren Ausbau der Beziehungen mit dem Vatikan auf Grundlage „gemeinsamer geistiger und moralischer Werte, um eine gerechtere Weltordnung zu schaffen“. Putin und Leo strebten eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit in kulturellen und humanitären Fragen und für den Schutz der Christen und ihrer heiligen Stätten weltweit, insbesondere im Nahen Osten, an.
Stellvertretend für den orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill, so der Kreml, habe Putin dem Papst gute Wünsche für dessen Pontifikat und pastorale Aufgaben übermittelt. Das Presseamt des Vatikans wiederum teilte mit, dass sich Papst Leo für die Botschaft Kyrills bedankt habe. Leo habe unterstrichen, „wie die gemeinsamen christlichen Werte bei der Suche nach Frieden, der Verteidigung des Lebens und der Suche nach einer echten Religionsfreiheit helfen können“. DT/mlu
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