Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Besuch Erdoğans in Berlin

NRW fordert Ditib auf, sich von Erdoğan zu distanzieren

Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski knüpft Distanzierung von antisemitischen Aussagen an weitere Zusammenarbeit des Landes mit dem Moscheeverband.
NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU)
Foto: IMAGO/Christoph Hardt (www.imago-images.de) | Liminski, der in der Landesregierung für die Religionsgemeinschaften zuständig ist, hatte kurz nach dem Hamas-Angriff auf Israel erreicht, dass muslimische Verbände in NRW eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten, ...

Heute trifft der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zu einem Staatsbesuch in Deutschland ein. Im Vorfeld hat Nathanael Liminski (CDU), Chef der Staatskanzlei in NRW, eine künftige Zusammenarbeit mit dem Moscheeverband Ditib in Fragen eines islamischen Religionsunterrichtes an Bedingungen geknüpft.

Lesen Sie auch:

Der Verband müsse sich „unmissverständlich von den antisemitischen und israelfeindlichen Aussagen von Staatspräsident Erdoğan und des Chefs der türkischen Religionsbehörde Diyanet distanzieren“, erklärte er gestern. „Die Zusammenarbeit mit den Islamverbänden bei der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts fußt auf unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Israels Sicherheit und der Schutz der Juden hier bei uns als deutsche Staatsräson können dabei nicht außen vor bleiben“, führte er weiter aus. 

Ist die Haltung der muslimischen Verbände wirklich glaubwürdig?

Liminski, der in der Landesregierung für die Religionsgemeinschaften zuständig ist, hatte kurz nach dem Hamas-Angriff auf Israel erreicht, dass muslimische Verbände in NRW eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten, in der sie „die Gräueltaten der Hamas“ verurteilten. Ebenfalls war es auf seine Initiative hin zu Besuchen von muslimischen und jüdischen Vertretern in der Kölner Synagoge und einer Bochumer Moschee gekommen.

Gleichzeitig war aber auch Kritik aufgekommen, ob diese hier gezeigte Haltung der muslimischen Verbände wirklich glaubwürdig und ausreichend sei. Vor allem Äußerungen von Erdoğan und dem Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas, sorgten für negative Aufmerksamkeit. Der Staatspräsident hatte die Hamas als „Befreiungsorganisation“ bezeichnet und mit Blick auf Israel von „Staatsterror“ gesprochen. Der Diyanet-Chef hatte in einer Predigt die Reaktionen der israelischen Armee als „beispiellosen Völkermord“ bezeichnet. 

Bisher hat die Landesregierung in NRW in der Frage des islamischen Religionsunterrichtes auf eine Zusammenarbeit mit den muslimischen Verbänden gesetzt. Seit 2021 gehört auch die Ditib einer Kommission des Schulministeriums an, zu der insgesamt sechs Verbände zählen. Dort wird über die Konzeption des Religionsunterrichtes und die Auswahl der Lehrpersonals beraten. Liminski kündigte nun an, dass diese Kooperation jetzt auf dem Prüfstand stehe.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Antisemitismus CDU Hamas Moscheen Recep Tayyip Erdoğan Synagogen

Weitere Artikel

Viele Türken in Deutschland zeigen, dass dem türkischen Präsidenten Erdoğan ihre eigentliche Loyalität gehört. Nicht nur beim Länderspiel in Berlin.
20.11.2023, 12 Uhr
Sebastian Sasse
Noch immer werden rund 90 Prozent der Imame aus dem Ausland entsandt. Dies gilt vor allem für die Türkei.
06.08.2023, 09 Uhr
Heinrich Wullhorst

Kirche

Warum treten Menschen aus den Kirchen aus, warum bleiben sie? In der Katholischen Akademie Berlin diskutierten Experten über die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung.
28.11.2023, 20 Uhr
Thomas Klatt
Das Christentum wird Staatsreligion: Theodosius I. und das Konzil von Konstantinopel 381 – Dritter Teil.
28.11.2023, 19 Uhr
Christoph Münch
Der DBK-Vorsitzende und der polnischen Erzbischof haben vereinbart, Fragen künftig in "bewährter Weise“ auszusprechen.
28.11.2023, 14 Uhr
Meldung