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Muslimische Verbände schweigen zu Hagia Sophia

Es sei enttäuschend, dass die meisten Muslime in Deutschland offenbar keine Solidarität für christliche Minderheiten in der Türkei aufbringen könnten, meint der Nahostexperte Kamal Sido.
Rückumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee
Foto: Jason Dean (ZUMA Wire) | Blick auf die Hagia Sophia. Rund 90 Jahre nach der Umwandlung des Istanbuler Wahrzeichens Hagia Sophia in ein Museum durch Republikgründer Atatürk wird das Gebäude wieder eine Moschee.

Mit Bedauern hat die  Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf das Schweigen muslimischer Verbände zur Entscheidung des obersten Verwaltungsgerichts der Türkei, die Rückumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu erlauben, reagiert. „Es ist enttäuschend, dass die meisten Muslime in Deutschland offenbar keine Solidarität für christliche Minderheiten in der Türkei aufbringen können“, erklärte GfbV-Nahostexperte Kamal Sido. „Wie es weitergeht, liegt jetzt in den Händen des islamistischen Präsidenten Erdogan.“ 

Alle größeren Islam- und Moscheeverbände Deutschlands kontaktiert

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Sido hatte nach Angaben der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation alle größeren Islam- und Moscheenverbände Deutschlands kontaktiert und für ein Symbol der Unterstützung für die bedrängten Minderheiten in der Türkei geworben. Daraufhin hatten der syrisch-kurdische Islamgelehrte Scheich Murshid al Khaznawi, der eine Moschee in Norwegen leitet, sowie Sayran Ates von der Berliner Ibn Rushd-Goethe Moschee ihre Unterstützung erklärt. „Auch Alevitische Verbände lehnen die Islamisierung der Hagia Sophia ab“, berichtet Sido. „Die größeren muslimischen Gemeinden in Deutschland, vor allem der DITIB, scheinen das Vorgehen der türkischen Regierung aber stillschweigend zu unterstützen“.

DT/chp

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