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Losinger: Keine vorgeburtlichen Bluttests als Kassenleistung

Der Augsburger Weihbischof, Mitglied im Deutschen Ethikrat, sieht es kritisch, vorgeburtliche Bluttests als Kassenleistung freizugeben. Menschen mit genetischen Abweichungen würden so häufiger abgetrieben.
Debatte um Trisomie-Bluttest
Foto: Patrick Seeger (dpa) | Weihbischof Losinger sieht es kritisch, pränatale Tests als eine Kassenleistung freizugeben, die dann von der Allgemeinheit finanziert würde.

In der Debatte um vorgeburtliche Bluttests als Kassenleistung warnt der Augsburger Weihbischof Anton Losinger vor den langfristigen gesellschaftlichen Folgen. Er halte es für problematisch, dass ein genetischer Defekt als hinreichender Grund für eine Abtreibung gesehen wird, so Losinger, der ein langjähriges Mitglied im Deutschen Ethikrat war, im Gespräch mit dem Kölner Domradio. „Deswegen sehe ich es kritisch, die Tests als eine Kassenleistung freizugeben, die dann von der Allgemeinheit finanziert würde. Denn dies wäre die Verstärkung des Problems.“

Losinger befürchtet Breitenwirkung bei Kassenübernahme der Tests

Am Donnerstag debattiert der Bundestag darüber, ob vorgeburtliche Bluttests künftig von den Krankenkassen bezahlt werden sollen. Eine endgültige Entscheidung soll der „Gemeinsame Bundesausschuss von Krankenkassen, Ärzten, Kliniken und Patientenbeauftragten“ im Herbst treffen.

Sollten die Bluttests, mit denen sich Trisomie-21 mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren lässt, zur Kassenleistung werden, so befürchtet Weihbischof Losinger eine Breitenwirkung, in der genetische Tests zunehmend verfeinert würden. Zudem würde das Leben embryonaler Menschen mit einer genetischen Abweichung wohl noch häufiger beendet werden, meint Losinger. „Und ich befürchte, dass dies auch das Bewusstsein einer Gesellschaft verändert.“ Der Weihbischof fragt, welche Bedeutung der Begriff „Inklusion“ noch habe, wenn man gleichzeitig zu verhindern versuche, dass Menschen mit Behinderung geboren würden.

Viele Eltern entscheiden sich gegen ein Kind mit Behinderung

Grundsätzlich sieht Weihbischof Losinger die Gesellschaft in einem Dilemma: „Einerseits haben wir in der Genetik mehr diagnostische Möglichkeiten und damit auch therapeutische Möglichkeiten.“ Dies begrüße er. „Aber wir beobachten andererseits auch, dass sich bei der Entdeckung eines genetischen Defekts viele Eltern gegen ein Kind mit Behinderung entscheiden.“

Schon heute würden Eltern behinderter Kinder manchmal gefragt: „Wusstet ihr das nicht vorher? Das ist doch heute nicht mehr nötig!“ Dieser Einstellung hält Losinger entegegen: „Ich halte es für ein starkes Signal zu sagen, der Mensch mit seinem Lebensrecht und seiner Würde wird auch dann akzeptiert, gefördert und geliebt, wenn er eine Behinderung mit sich trägt.“

DT/mlu

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