Ganz Thüringen ist nach der Landtagswahl vom Sonntag fest in AfD-Hand. Ganz Thüringen? Nein. Denn während die Höcke-Partei in 16 Landkreisen die Nase vorn hatte, konnte die CDU in einem einzigen Landkreis reüssieren: dem mehrheitlich katholisch bevölkerten Eichsfeld.
„FAZ“: Sind Katholiken resistenter gegen völkischen Nationalismus?
Dies verwunderte am Wahlabend unter anderem auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und ließ diese mit Blick auf den Landkreis, in welchem 65 Prozent der Menschen sich zum katholischen Glauben bekennen, fragen: „Sind kirchentreue Katholiken resistenter gegenüber der AfD und immer noch eine sichere Bank für die Unionsparteien? Macht ein fest gefügtes katholisches Weltbild immun gegen politischen Extremismus und völkischen Nationalismus?“ Klar ist jedenfalls: 12,6 Prozent aller Katholiken im Eichsfeld besuchen sonntags durchschnittlich einen Gottesdienst. Das sind laut der Statistik der Deutschen Bischofskonferenz fast doppelt so viele wie im Durchschnitt aller Bistümer. Und auch wenn es für das Eichsfeld selbst keine gesicherten Daten gibt, kann man feststellen, dass praktizierende Katholiken deutlich seltener die AfD wählen.
Praktizierende Katholiken wählen meist CDU
Laut einer Nachwahlbefragung zur Europawahl, durchgeführt durch die Forschungsgruppe Wahlen, gaben lediglich neun Prozent der Katholiken ihre Stimme der AfD; insgesamt kam die Partei auf 15,9 Prozent. Die Unionsparteien kamen in dieser Wählergruppe auf 64 Prozent.
Und auch für die Eichsfelder lässt sich ein starker Trend hin zu christlichen Parteien bei einer gleichzeitigen Ablehnung extremistischer Parteien schon aus der jüngeren deutschen Geschichte erkennen: So bekam die Zentrumspartei hier noch im März 1933 in der Reichstagswahl eine absolute Mehrheit – und in der letzten freien Wahl in der SBZ erhielt die CDU 1946 mehr als sechzig Prozent der Stimmen, woran die CDU in den Wendejahren nahtlos anknüpfen konnte. Grund genug auch für Papst Benedikt XVI., den Eichsfeldern bei seinem Deutschlandbesuch 2011 einen Besuch abzustatten und für deren Glaubenstreue und Durchhaltevermögen zu danken.
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