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„Einmal Abtreibung, bitte!“

Die Niederlande forcieren die von Papst Franziskus vielfach kritisierte „Wegwerfkultur“ weiter.
Bedenkzeit abgeschafft
Foto: IMAGO/Ana Fernandez (www.imago-images.de) | Die niederländische Regierung hat die Bedenkzeit vor einer Abtreibung abgeschafft. Im Bild eine niederländische Demonstrantin, die per Bauchbotschaft behauptet, "Boss im eigenen Bauch" zu sein.

Es scheint als hätten es die Verfechter einer „Kultur des Todes“ überall noch einmal ziemlich eilig, bevor der Supreme Court in den USA seine von vielen mit Spannung erwartete Entscheidung bekannt gibt. In den Niederlanden können Schwangere ab dem kommenden Jahr Abtreibungenan demselben Tag durchführen lassen, an dem sie erfahren, dass sie ungewollt schwanger sind.

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Akzeptierte Form der Geburtenregelung

Das Oberhaus des niederländischen Parlaments verabschiedete gestern in Den Haag einen Gesetzentwurf, der eine Streichung der bisherigen fünftägigen Mindestbedenkzeit vorsieht. Begründet wird die Neuregelung mit Studien, die angeblich zeigten, dass Frauen in der Lage seien, auch ohne eine obligatorische Mindestbedenkzeit „wohlüberlegte und sorgfältige“ Entscheidung zu treffen. Ist klar, es handelt sich bei ihnen ja auch nur um dieselben Frauen, die wenige Wochen zuvor ein Kind zeugten, obwohl sie gar keines wollten. Dass eine unüberlegte Zeugung eine gute Voraussetzung sein kann, um eine wohlüberlegte Entscheidung über dessen Tötung zu treffen, wer soll das glauben? Die Wirklichkeit ist eine andere: Abtreibung wird in den Niederlanden längst mehrheitlich als eine akzeptierte Form der Geburtenregelung betrachtet.

Was kommt als nächstes?

Mitte Februar hatte der Gesetzentwurf bereits das Unterhaus passiert. In der großen Kammer stimmten damals 101 Abgeordnete für den Entwurf. Nur 38 votierten dagegen. Vorgeburtliche Kindstötungen sind in den Niederlanden seit 1984 legal. Ärzte dürfen dort Abtreibungen straffrei bis zur 24. Woche vornehmen. Man fragt sich, was als nächstes kommt? Vielleicht die Durchführung der „Tötung auf Verlangen“ am Tag einer Krebsdiagnose? Papst Franziskus kritisiert in diesem Zusammenhang regelmäßig eine „Wegwerfkultur“. In den Niederlanden kann sie besichtigt werden.

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Stefan Rehder Lebensschutz Papst Franziskus Schwangerschaftsabbruch

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