Ein bewaffneter Überfall auf eine katholische Kirche in der pulsierenden Innenstadt von Istanbul forderte am Sonntag ein Menschenleben. Zwei Maskierte drangen während einer Messe in die von Franziskanern geführte Kirche "Santa Maria in Sariyer" ein, schossen in die Luft und schließlich auf die Menge. Ein Mann, ein 52-jähriger türkischer Obdachloser, der aufgesprungen war, starb; mehrere Gottesdienstbesucher wurden verletzt.
Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya nannte auf der Plattform X (vormals Twitter) bereits am Sonntagnachmittag Einzelheiten des Tathergangs und schrieb: „Wir verurteilen diesen abscheulichen Angriff aufs Schärfste.“ Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan kontaktierte die Priester der St.-Maria-Draperis-Kirche telefonisch, um sein Beileid zu bekunden. Auch der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoğlu, der der kemalistischen CHP angehört, verurteilte den Angriff: „Es gibt keine Minderheiten in dieser Stadt. Wir sind alle echte Bürger.“
Der IS reklamiert den Terror für sich
Die beiden Täter wurden nach Razzien an 30 Adressen mittlerweile in Istanbul festgenommen. Laut Innenminister Yerlikaya stammen sie aus Tadschikistan und Russland. Der Staat werde niemals tolerieren, dass Terroristen, ihre Kollaborateure und kriminelle Gruppen versuchen, „den Frieden in unserem Land zu stören“, sagte der Innenminister. Im Nachhinein reklamierte die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) die Tat für sich. Die Täter seien ihrem Aufruf gefolgt, Christen und Juden zu töten, erklärte der IS auf Telegram.
Papst Franziskus nahm beim Angelus-Gebet am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom Bezug zu dem Terroranschlag auf die Kirche ein Istanbul: „Ich bin der Gemeinde der Kirche von St. Maria in Sariyer in Istanbul nahe, die während der Sonntagsmesse einen bewaffneten Anschlag erlebte, bei dem ein Mensch getötet und mehrere verletzt wurden.“
In Istanbul sind Sonntagsmessen gut besucht
Die aus dem Jahr 1769 stammende katholische Kirche St. Maria Draperis befindet sich im Istanbuler Stadtteil Sariyer. In dieser Gegend gibt es mehrere katholische Kirchen, die frei zugänglich und sonntags gut besucht sind. Anders als die größte Kirche der Türkei, die Armenisch-Apostolische Kirche, oder das traditionsreiche orthodoxe „Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel“, hat die katholische Kirche in Istanbul durchaus Zulauf von Türken und kennt auch Konversionen. DT/sba
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