Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) wirft neu die Frage auf, wie es mit dem Erbe der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle (KSZ) nach ihrer Schließung weitergehen soll. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) möchte sich aber dazu aktuell nicht äußern. „Ihre Wurzeln reichen bis zum Volksverein für das katholische Deutschland zurück, der einen prägenden Einfluss auf den politischen Katholizismus und die Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft hatte. Diese Traditionslinie gilt es nicht abzubrechen, sondern im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erneuern“, sagt Martin Nebeling, Bundesvorsitzender des BKU zur Auflösung der KSZ. Denn nach guten 60 Jahren, in denen die KSZ als wichtige Schnittstelle zwischen Kirche und Welt fungierte, war nun Schluss in Mönchengladbach: Die KSZ hat dort am 31. Dezember 2024 ihre Arbeit eingestellt. Der Beschluss dazu war schon im April des vergangenen Jahres gefallen.
Eine reiche Tradition hinterlasse sie, man fühle sich dazu verpflichtet, diese in neuer Form fortzusetzen, so der BKU in einer Pressemitteilung. Als gemeinsame Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sei die KSZ ein gutes Beispiel für die Zusammenwirkung von Geistlichen und Laien gewesen. Es war ihre Aufgabe, sich mit grundlegenden sozialethischen Fragen auseinanderzusetzen, die das Zusammenleben in Kirche und Gesellschaft betreffen. Ihre Träger, die DBK und das ZdK, kommentierten die Auflösung so: „Uns ist bewusst, dass die Schließung der KSZ ein Einschnitt ist.
DBK will sich zum BKU-Vorstoß nicht äußern
Dieser Schritt bedeutet nicht, die Sozialethik als Thema aufzugeben.“ Weiter sprachen sie von dem Ziel, „die Besorgung der vielen Aufgaben der Kirche zukunftsfest zu machen“. Denn die Auseinandersetzung mit sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen werde auch in Zukunft eine zentrale Aufgabe sein, so ZdK und DBK. Die Grundlage der stillgelegten Zentralstelle: die Katholische Soziallehre. Diese sei „gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung, der Erosion gemeinsamer Werte und wirtschaftlicher Unsicherheiten“ unverzichtbar, betonte jetzt Nebeling. Es müssten daher konkrete und adäquate Fortsetzungsmöglichkeiten evaluiert und gefunden werden – in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Sozialethik und den katholischen Wirtschafts- und Sozialverbänden. Der BKU stehe dafür gerne beratend und gestaltend zur Verfügung, so der Bundesvorsitzende.
Der Rückgang finanzieller Ressourcen war entscheidend für die Schließung. Der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), dem das Gebäude gehörte, in dem die Zentralstelle in Mönchengladbach untergebracht war, wollte die Immobilie verkaufen – um Geld zu sparen. Auf Anfrage dieser Zeitung zu einer Stellungnahme verwies die Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz lediglich auf ihre Pressemitteilung von April. Verbunden mit einem Dank für „große Fachexpertise und die ebenso große Loyalität“ an die Mitarbeiter hieß es darin, Hauptgrund für die Schließung sei die „veränderte gesellschaftliche Situation“. Christliche Sozialethik habe sich in der jüngeren Vergangenheit immer stärker als eigenständiger Fachbereich an den katholisch-theologischen Fakultäten und katholischen Akademien etabliert. „Die theologische Auseinandersetzung mit katholischen und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen hat sich pluralisiert und findet heute an ganz unterschiedlichen Orten statt, was der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zuträglich ist“, so die DBK.
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