Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Dem Papst in die Suppe gespuckt

Eine von der Ampel-Regierung eingesetzte Expertenkommission tritt für die Legalisierung vorgeburtlicher Kindstötung bis zur 12. Schwangerschaftswoche ein.
Kommission zu §218
Foto: IMAGO (www.imago-images.de) | Man wird die Begründungen abwarten müssen, mit denen die Kommission zu erläutern gedenkt, warum die grundsätzliche Rechtswidrigkeit vorgeburtlicher Kindstötungen „in der Frühphase der Schwangerschaft“, wie der ...

Kommenden Montag, am 15. April, sollen die Berichte der beiden Arbeitsgruppen der von der Bundesregierung im März letzten Jahres eingesetzten Kommission „Reproduktive Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dass ausgerechnet gestern Abend das Magazin „Der Spiegel“ auf seinem Online-Portal daraus zitierte konnte, ist gewiss kein Zufall. Ganz offensichtlich wollte jemand Papst Franziskus und dem Präfekten des Glaubensdikasteriums, Víctor Manuel Kardinal Fernández, in die Suppe spucken. Letzter hatte mittags in Rom das neue Dokument „Dignitas infinita“ (dt.: Unendliche Würde) vorgestellt, in der auch Abtreibung und Leihmutterschaft verurteilt werden und das landauf, landab auch in Deutschland den restlichen Tag über für Schlagzeilen sorgte. Wer auch immer in den Nachrichtenstrom hineingrätschte, dürfte sich massiv verrechnet haben.

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Zunächst einmal, weil er offenkundig macht, um was es bei diesen Themen wirklich geht: Nämlich um den Kampf zwischen Gut und Böse, der letztlich ein kosmischer ist, auch wenn er auf diesem Planeten ausgetragen wird. Sodann, weil er das hübsch orchestrierte Timing, das die Beratung eines Gesetzes, mit dem die Bundesregierung Bannmeilen um Abtreibungseinrichtungen und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen errichten will, an diesem Mittwoch im Deutschen Bundestag und der Vorstellung der Kommissionsberichte am Montag darauf, empfindlich durcheinanderbringt und nun wie ein abgekartetes Spiel, was es zweifellos ist, auch tatsächlich erscheinen lässt.

Der Staat als Beute

Natürlich wird man die Begründungen abwarten müssen, mit denen die Kommission zu erläutern gedenkt, warum die grundsätzliche Rechtswidrigkeit vorgeburtlicher Kindstötungen „in der Frühphase der Schwangerschaft“, wie der Spiegel schreibt, „nicht haltbar“ sein soll und warum sie empfiehlt, die Tötung wehrloser und unschuldiger Menschen innerhalb der ersten zwölf Woche zu legalisieren. Was haben Embryologen, Staats- und Verfassungsrechtler, darunter die Höchstrichter zweier Senate, bisher übersehen? Wie können sich nach Ansicht der Kommission Regierung und Parlament des sogenannten Untermaßverbots entledigen, das sich wie ein roter Faden durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zieht? Spannende Fragen, die der Beantwortung harren. Oder eben auch nicht.

Denn im Grunde sollen die Empfehlungen der Kommission der Regierung nur den Weg für ihre so rücksichtslose und wie gemeinwohlwidrige Klientelpolitik ebnen. Gut möglich, dass am Ende die von den Grünen bewirtschaftet Wählerklientel die Teillegalisierung vorgeburtlicher Kindstötung bekommt, während die von der FDP bewirtschaftete dafür die Legalisierung von Eizellspende und Leihmutterschaft erhält. Und das nur, weil man es dann entsprechender Mehrheiten kann. Der Staat als Beute.

Die Ampelregierung wird bald Geschichte sein, die Kirche Jesu Christi bleibt

Wie auch immer: Selbst das kann nicht verhindern, dass die katholische Kirche weiterhin Zeugnis für die Wahrheit ablegt. So etwa, wenn es in Dignitas infinita nun heißt: „Die Billigung der Abtreibung in Gesinnung, Gewohnheit und selbst im Gesetz ist ein beredtes Zeugnis für eine sehr gefährliche Krise des sittlichen Bewusstseins, das immer weniger imstande ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, selbst dann, wenn es das Grundrecht auf Leben auf dem Spiel steht.

Angesichts einer so ernsten Situation bedarf es mehr denn je des Mutes, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen und die Dinge beim Namen zu nennen, ohne bequemen Kompromissen oder der Versuchung zur Selbsttäuschung nachzugeben. In diesem Zusammenhang klingt der Tadel des Propheten kategorisch: ,Weh denen, die das Böse gut und Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen‘ (Jes 5,20). … Doch kein Wort vermag die Realität der Dinge zu ändern: Die vorsätzliche Abtreibung ist, wie auch immer sie vorgenommen werden mag, die beabsichtigte und direkte Tötung eines menschlichen Geschöpfes in dem zwischen Empfängnis und Geburt liegenden Anfangsstadiums seiner Existenz.“

Sätze wie diese, werden um die Welt gehen, und immer wieder zitiert werden, während sich für die Empfehlungen der handverlesenen Experten-Kommission bereits in einigen Wochen keiner mehr interessieren wird. Und das kann auch gar nicht anderes sein. Denn die Ampelkoalition wird bald Geschichte sein, die Kirche Jesu Christi aber bleibt.

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