Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar zum Welttag der Suizidprävention

Niemand darf mit seiner Qual alleinbleiben

Deutschland braucht dringend ein Suizidpräventionsgesetz, das diesen Namen auch verdient.
Welttag der Suizidprävention
Foto: IMAGO / Cavan Images | Ein jeder kann durch äußere Umstände unverschuldet in eine existenzielle Krise geraten. Eine, in der alle Hoffnung schwindet. Wo Menschen damit allein bleiben müssen, da versagen Staat und Gesellschaft kläglich.

Berlin, Dresden, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, München – an vielen Orten Deutschlands veranstalten in der Suizidprävention Tätige rund um den heutigen Welttag der Suizidprävention (10. September) Gedenkgottesdienste, Symposien und Infostände, um Politik und Gesellschaft für ein ungelöstes Problem zu sensibilisieren. Denn: Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 10.000 Menschen durch die eigene Hand. Das sind – statistisch gesehen – rund 28 Suizide pro Tag und mehr als einer pro Stunde.

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Die Zahl der Gott sei Dank gescheiterten Suizidversuche beläuft sich Schätzungen zufolge auf mehr als 100.000 im Jahr. Allein das zeigt: Sich das Leben nehmen zu wollen, ist nicht natürlich.

Suizidprävention gibt es nicht zum Nulltarif

Die gute Nachricht: Suizidalität ist heilbar. Nur braucht es dafür mehr gesamtgesellschaftliche Anstrengungen. 2023 hat der Deutsche Bundestag mit einem Entschließungsantrag die Bundesregierung aufgefordert, ein Suizidpräventionsgesetz auf den Weg zu bringen. Die Ampelkoalition aus SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP ist dem nur zögerlich nachgekommen. Am Ende fiel der Gesetzentwurf aus dem Hause Lauterbachs, an dem Fachleute zu Recht massive Kritik übten, dem vorzeitigen Ampel-Aus zum Opfer und verfiel der Diskontinuität.

Mit Sonntagsreden und dem Binden hübscher Wortgirlanden lässt sich der Verzweiflung, die Menschen empfinden, die Hand an sich legen, nicht beikommen. Suizidprävention kostet Geld. Das beginnt bei der Sicherstellung der Sichtbar- und Erreichbarkeit niederschwelliger Angebote, reicht über die Bereitstellung und Schulung von mehr Fachkräften und endet erst bei baulichen Schutzmaßnahmen an exponierten Stellen. Zum Nulltarif ist all das nicht zu haben.

Suizidprävention ist gelebte mitmenschliche Solidarität

Ein jeder kann durch äußere Umstände unverschuldet in eine existenzielle Krise geraten. Eine, in der alle Hoffnung schwindet. Eine, die den Blick derart verengt, dass die Selbstvernichtung als einzige, verbleibende Option erscheint und aus der man aus eigener Kraft nicht mehr hinausfindet. Wo Menschen damit allein bleiben müssen, da versagen Staat und Gesellschaft kläglich.

Die neue Bundesregierung hat es in der Hand. Hier kann sie zeigen, was ihr das Leben der Bürger, die Linderung von Qual und Verzweiflung und gelebte mitmenschliche Solidarität tatsächlich wert ist. Klotzen statt kleckern ist das Gebot der Stunde.


ACHTUNG: Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen, sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote, auch für vermeintlich aussichtslose Lebenslagen. Hier finden Sie eine Übersicht über sämtliche Hilfsangebote:
https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/

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Stefan Rehder Bündnis 90/ Die Grünen Deutscher Bundestag FDP Krisen Lebensschutz SPD

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