In einem persönlichen Brief an den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, den Limburger Bischof Georg Bätzing, hat der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU) für eine Abschaffung der Kirchensteuer „in ihrer derzeitigen Ausgestaltung“ plädiert. Dies berichtete zuerst die Bild-Zeitung. In dem Schreiben, das auf den 06. Dezember datiert ist, und der „Tagespost“ vorliegt, heißt es wörtlich: „In einer Welt, die von einem zunehmend säkularen Geist geprägt wird, darf sich die Kirche nicht davor ängstigen, zurück zu ihren Wurzeln zu finden.
Berechtigterweise stellt sich in diesem Zusammenhang immer öfter die Frage, ob die Kirchensteuer noch ihre ursprüngliche Bedeutung und Relevanz hat.“ Der Kirche biete sich nun die Gelegenheit, mit dem Verzicht auf die Kirchensteuer selbst „einen symbolischen Akt zu setzen“.
Sorge um kränkelnde Institution Kirche
Pilsinger begründet sein Schreiben „als bekennender Katholik“ mit persönlicher Sorge um die Situation der katholischen Kirche in Deutschland. Diese erwecke angesichts von „Personalnot, Kirchenaustritten und Intransparenz“ den Eindruck einer „kränkelnden Institution“; das öffentliche Bild sei geprägt durch „Reichtum, Dekadenz und Missbrauch“. Angesichts dessen möge sich Bätzing an der frühen Kirche orientieren, die „arm und demütig“ gewesen sei: „Das Wesen der Kirche lag schon immer und liegt auch weiterhin in ihrer Mission, den Glauben zu verbreiten und den Bedürftigen zu dienen. Wieso also nicht wieder zurück zu diesem bescheidenen Modell, das den Fokus auf die wesentlichen Lehren des Evangeliums legt? Es braucht freilich Mut, die glorreiche Mutter Kirche wieder zu einer „armen Kirche“ werden zu lassen, die nicht durch finanzielle Mittel, sondern durch ihren Glauben und ihre Hingabe an die Lehren Christi reich ist.“
Auf Anfrage der „Tagespost“ nach dem aktuellen Anlass des Schreibens antwortete Pilsinger, die Kirchensteuer sei in ihrer derzeitigen Form „nicht mehr zeitgemäß“; sie müsse „dringend“ reformiert werden. Nun „den klaren Willen zur Abkehr von Geld und Überfluss“ zu zeigen, sei eine „Chance“.
Um die karitativen Aufgaben der Kirche nicht an den Finanzen scheitern zu lassen, sei als Alternative zur Kirchensteuer eine Reform hin zu einem System wie in Spanien und Italien denkbar. Dort können Steuerzahler unabhängig von ihrer Religion selbst entscheiden, ob ihr Beitrag einer Religionsgemeinschaft zugutekommt oder für soziale und kulturelle Zwecke verwendet wird. Dabei beträgt der Steuersatz in Italien 0,8 der Einkommenssteuer und in Spanien 0,7 Prozent der Steuerschuld. In Deutschland zahlen Kirchenmitglieder verpflichtend neun Prozent der Einkommenssteuer (in Bayern und Baden-Württemberg acht Prozent) zusätzlich zu dieser als Kirchensteuer. DT/jra
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