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Mit dem Wolf tanzen und nicht mit ihm heulen

Prälat Karl Jüsten will deeskalieren. Der Chef des Katholischen Büros betont beim Ökumenischen Gottesdienst, die Kirche setze Vertrauen in die CDU und ihren Kandidaten. Christen in der Politik – dazu gab es noch grundsätzliche Einsichten.
37.Bundesparteitag der CDU Deutschlands
Foto: IMAGO (www.imago-images.de) | Prälat Karl Jüsten gab beim Ökumenischen Gottesdienst vor dem CDU-Parteitag eine Art Ehrenerklärung für die CDU und ihren Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (im Bild) ab.

Der Volksmund weiß: Wem es in der Küche zu heiß ist, der darf nicht Koch werden. Der Spruch passt auch zu der alten Problemfrage: Christen in der Politik – wie geht das? Ganz konkret: Sorgt die Migrationspolitik in der politischen Küche, mancher würde vielleicht auch von einer Giftküche sprechen, für so viele heiße Herdplatten und dampfende Backöfen, dass es für Christen ratsam wäre, sich ganz aus diesem Raum zurückzuziehen? Wer in der Küche bleibt, steht schnell im Verdacht, er zähle zu denjenigen, die nicht mal das Küchenfenster aufmachen, damit frische Luft zum Abkühlen einzieht, sondern extra alle Schalter auf volle Pulle aufdrehen.

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Genau dieser Vorwurf war in den vergangenen Tagen auch von kirchlicher Seite gegenüber der CDU zu hören. Am deutlichsten im Brief vom Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, und seiner evangelischen Kollegin, Anne Gidion, an alle Bundestagsabgeordneten vor der großen Debattenschlacht zum Thema Asyl in der vergangenen Woche.

Klare Worte gegen Anti-CDU-Proteste

Viele Tage und vor allem zahlreiche, teilweise gewaltsame Ausschreitungen gegenüber CDU-Parteistellen später war nun Jüsten heute Morgen beim Ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Gethsemanekirche deutlich um Abrüstung bemüht. Er gab, so haben es viele Delegierte empfunden, eine Art Ehrenerklärung für die CDU wie für ihren Kanzlerkandidaten Friedrich Merz ab. Man setze Vertrauen in ihn und in die Partei, für christliche Werte einzutreten.

Gleichzeitig fand Jüsten auch klare Worte gegen die Anti-CDU-Proteste: „Als Kirchen verurteilen wir es auf Schärfste, wenn Parteibüros besetzt werden und die dort Arbeitenden in Angst und Schrecken versetzt werden, wenn im Netz Politikerinnen und Politiker mit Mord bedroht werden, wenn der politische Gegner herabgesetzt und entwürdigt wird, ja, wenn Menschen Angst haben, überhaupt noch Politik zu machen, weil sie die ständige Bedrohungslage nicht mehr aushalten.“

„Die Kirchen wissen eben doch, was sie an uns haben"

Viel wichtiger ist aber, dass Jüsten auch deutlich machte, dass die Kirche durchaus zu schätzen wisse, wenn Christen sich politisch engagieren würden. Um das Bild von der Küche biblisch zu deuten, hilft Matthäus 16, 10-22. Dort sagt Christus nämlich: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Heißt, Christen dürfen sich eben nicht aus der politischen Küche zurückziehen. Sie müssen, wenn man so will, mit den Wölfen tanzen, aber nicht mit ihnen heulen. Beim Tanz darf der Wolf nicht die Führung übernehmen, gleichwohl muss man wissen, was die Wölfe denken, sonst werden, wenn man so will, die Wolfs-Themen immer dominanter.

Viele Delegierte, so konnte man in Gesprächen hören, empfanden Jüstens Predigt als eine Reflexion über diese Frage und hörten Respektsbezeugungen heraus. Die Kirchen seien doch wohl dankbar, dass die Christdemokraten sich in die heiße Küche begeben. O-Ton eines Delegierten, im Hauptberuf Theologe: „Die Kirchen wissen eben doch, was sie an uns haben. Wo finden sie denn sonst in der Politik noch ein Ohr für ihre Themen?“ Es wird sich zeigen, ob damit der Konflikt der vergangenen Tage tatsächlich beigelegt ist.

Lesen Sie weitere Hintergründe und Analysen zum Bundestagswahlkampf in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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