Hildesheim

Bischof Wilmer verurteilt türkische Militärinvasion in Nordsyrien

Die Invasion der Türkei in Nordsyrien sei ein klarer Bruch des Völkerrechts, so der neue Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax. Es drohe eine ethnische Säuberung. Auch an die Bundesregierung appelliert der Hildesheimer Bischof.
Kritik an Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien
Foto: Lefteris Pitarakis (AP) | 12.10.2019, Türkei, Akcakale: Ein türkischer Polizeiwagen fährt entlang der Grenze zu Syrien in der Provinz Sanliurfa.

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat die türkische Militäroffensive in Nordsyrien vehement verurteilt. Die Invasion sei ein klarer Bruch des Völkerrechts, so der neue Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax in einer Mitteilung.

Berufung auf Selbstverteidigungsrecht "fadenscheinig"

„Auch wenn die türkische Regierung sich auf eine vermutete ,terroristische Bedrohung‘ durch kurdische Kräfte bezieht und erklärt, eine ,Sicherheitszone‘ einrichten zu wollen, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Türkei eine systematische Politik gegen die kurdische Bevölkerung betreibt“, heißt es weiter. Die Berufung auf das Selbstverteidigungsrecht sei „fadenscheinig“ und halte einer näheren Betrachtung nicht stand.

Wilmer betonte weiter, dass es sich bei solch einer gravierenden Verletzung des Völkerrechts nicht um einen Kavaliersdelikt handele: Die Türkei untergrabe vielmehr die Fundamente der internationalen Rechtsordnung und damit die Menschenrechte selbst. „Sie trägt damit zur Verschärfung der Situation bei.“

„Wir wissen aus der Geschichte, [...]
dass ,ethnische Säuberungen‘ massenhaftes
Leiden und Unrecht schaffen
und auf lange Sicht verheerend sind"
Heiner Wilmer, Vorsitzender von Justitia et Pax Deutschland

Vergangenen Mittwoch hatte die türkische Armee eine lange angekündigte militärische Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien gestartet, nachdem amerikanische Truppen die Region zuvor verlassen hatten. Der Einsatz steht im Westen massiv in der Kritik. Zehntausende von Menschen befinden sich bereits auf der Flucht.

Lesen Sie auch:

Darauf wies auch Bischof Wilmer hin. Da die türkischen Angriffe auf städtische Räume wesentlich auf die Zivilbevölkerung zielten, würden sich noch mehr Menschen auf die Flucht begeben. Zudem warnte er vor einer drohenden „ethnischen Säuberung“, da die Türkei in einer „Sicherheitszone“ syrische Flüchtlinge ansiedeln und so die kurdische Bevölkerung aus diesen Gebieten vertreiben wolle. „Wir wissen aus der Geschichte, gerade auch des Nahen und Mittleren Ostens, dass ,ethnische Säuberungen‘ massenhaftes Leiden und Unrecht schaffen und auf lange Sicht verheerend sind.“

Bundesregierung muss auf Türkei einwirken

Die Bundesregierung forderte der Hildesheimer Bischof auf, gemeinsam mit den NATO-Partnern entschieden auf die Türkei einzuwirken, „diese Invasion umgehend zu stoppen und der betroffenen Bevölkerung sofort Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen“. Dieser Forderung sei mit Sanktionen Nachdruck zu verleihen. Einen teilweisen Stopp der Rüstungsexporte nach Ankara hatte die Bundesregierung bereits angekündigt.

DT/mlu

Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

Themen & Autoren
Redaktion Menschenrechte Regierungseinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland Terrorismus Völkerrecht

Weitere Artikel

  Die Entdeckung der Neuen Welt schuf neue Beziehungen und damit zugleich die Notwendigkeit ihrer rechtlichen Ausgestaltung. Maßgebend waren dafür Theologen und Philosophen des ...
11.05.2023, 17 Uhr
Josef Bordat
Türkische und iranische Truppen greifen kurdische Ziele mit schweren Waffen an.
21.11.2022, 15 Uhr
Meldung
Der Iran unterstützt den russischen Terror gegen die Ukraine und rüstet für eine Konfrontation im Kaukasus.
19.10.2022, 19 Uhr
Stephan Baier

Kirche

Rom sorgt für erstaunliche Meldungen. Die jüngste betrifft die Versetzung des ehemaligen Papstsekretärs als „Privatmann“ nach Freiburg.
04.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst
Die ZdK-Vorsitzende sorgt sich um die Zukunft der deutschen Kirchenreform. Doch „wortbrüchig“ sind nicht die Bischöfe, sondern diejenigen, die ihre Vollmacht nun nicht mehr anerkennen wollen.
02.06.2023, 11 Uhr
Jakob Ranke
Abbé Thomas Diradourian spricht mit der „Tagespost“ über die Zukunft der Gemeinschaft Saint Martin in Deutschland.
02.06.2023, 16 Uhr
Manuel Hoppermann
Manfred Lütz hat den Klassiker "Einführung in das Christentum" von Joseph Ratzinger in kompakter Form neu  herausgegeben.
03.06.2023, 19 Uhr
Sebastian Moll
Als Schlüsselanhänger oder Gartendeko: Engel sind populär. In der 60. Folge des Katechismuspodcasts erklärt Pfarrer Guido Rodheudt, was der Katechismus über die Boten Gottes lehrt.
03.06.2023, 14 Uhr
Meldung