Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat die geplante Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibung kritisiert und vor einer Verharmlosung von Abtreibung gewarnt. „Wir müssen es klar benennen: Abtreibung ist keine Schönheitsoperation, Abtreibung nimmt einem Menschen dort das Leben, wo er abhängig und wehrlos ist“, erklärte Meier am Sonntag in seiner Predigt im Gottesdienst zum Abschluss der Spendenaktion „Mariathon“ des bundesweiten christlichen Radiosenders katholischer Prägung „Radio Horeb“ in Balderschwang.
"Wo bleibt die Ehrfurcht vor dem Leben?"
Den vergangenen Freitag, als der Bundestag in Berlin über die Abschaffung des §219a debattierte, der das Werbeverbot für Abtreibung bislang regelt, nannte der Augsburger Bischof einen „dunklen Tag“. Damit sei eine Weiche gestellt worden, „die in die falsche, ja in eine gefährliche Richtung führt“. Wer in der Abschaffung einen weiteren Schritt zur Selbstbestimmung der Frau sehe oder damit argumentiere, dass Abtreibung nur eine logische Weiterführung der künstlichen Empfängnisverhütung sei, verharmlose einen „ernsten Sachverhalt“. Über solche Ideen könne er nur „erschrocken und traurig“ sein.
Meier wörtlich: „Wo bleibt die Ehrfurcht vor dem Leben? Wir nehmen uns die Freiheit, über das Recht zu urteilen, ob ein gezeugter Mensch im Mutterleib leben darf oder nicht.“ Ein solches Urteil steht jedoch nicht zu. Seiner Ansicht nach sei es „eine Schande, den Menschen dort das Lebensrecht abzusprechen, ihn ums Leben zu bringen, wo er weder Stimme hat noch Schutz: im Mutterleib“.
Ist Abtreibung wirklich Selbstbestimmung?
Einer Frau, die sich mit dem Gedanken trägt, eine Abtreibung vorzunehmen, dürfe er „die schüchterne und auch ehrfürchtige Frage“ stellen: „Sind Sie dadurch wirklich frei, sich selbst zu bestimmen, oder könnte der Druck noch zunehmen, sich das im eigenen Körper wachsende Leben wegmachen zu lassen, wenn es zum Beispiel anderweitig abgelehnt wird vom Vater, vom Freundeskreis, etc. oder wenn es gerade nicht in die Berufsplanung passt?“
Gleichzeitig betonte Meier, die Hoffnung trotz des politischen Trends nicht aufzugeben. „Machen wir den Mund auf für das menschliche Leben – ob ungeboren oder todgeweiht! Und beten wir treu und beharrlich, dass die ,Kultur des Lebens‘ am Ende doch siegt.“ DT/mlu
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