Der amerikanische Religionssoziologe Philip Gorski hält die amerikanischen Katholiken für die interessanteste „und womöglich wahlentscheidende Gruppe“ im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen im November. Von ihrem Hintergrund und ihren politischen Einstellungen seien sie „sehr divers und vielfältig“ und würden daher sowohl vom republikanischen Amtsinhaber Donald Trump wie auch von seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden umworben, erklärt Gorski im Gespräch mit dieser Zeitung.
Protestantismus und Nationalismus gehen Hand in Hand
Zudem sei die katholische Kirche eine weltumfassende Gemeinschaft. „Sie lassen sich also nicht so sehr für nationale Belange vereinnahmen“, so Gorski. Im Gegensatz zu den Evangelikalen: Diese hatten Trump 2016 zu 80 Prozent gewählt. Bei ihnen gingen Protestantismus und ein Nationalismus, wie er von Trump propagiert wird, oft Hand in Hand. Die enge Bindung vieler Evangelikaler an Trump erklärt Gorski zudem mit der Position der Regierung in der Abtreibungspolitik. „Für viele Evangelikale ist der Lebensschutz die einzige und entscheidende Frage“, so Gorksi.
Der "letzte Kampf zwischen Gut und Böse"
Darüber hinaus erklärt Gorski, der eine Professur für Soziologie an der Yale University in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut innehat, dass Trump seinen bisherigen Wahlkampfals den „letzten Kampf zwischen Gut und Böse“ zu stilisieren versuche. „Wenn man so will, stellt er für viele Evangelikale das kleinere Übel dar, für manche sogar den großen Retter“, meint Gorski. DT/mlu
Welche Prognose gibt Philip Gorski zum Wahlverhalten von Katholiken und Evangelikalen in den USA ab? Und warum spielen religiöse Aspekte in Amerikas Politik noch immer eine so große Rolle? Dies und mehr erfahren Sie im ausführlichen Interview mit dem Religionssoziologen in der kommenden Ausgabe der Tagespost.