Auf den Kanzler kommt es an – das plakatierte die CDU schon vor Jahrzehnten. Bevor aber bestimmt wird, wer in das Rennen um Berlin geschickt wird, bestimmt die Union erst einmal ihren Vorsitzenden. Und der hat traditionsgemäß dann auch den Zugriff auf die Kandidatur. Personen waren für die Union immer wichtiger als Programme. Und so ist die Personal- auch eine Richtungsentscheidung. Nicht zuletzt mit Blick darauf, welche Rolle das „C“ für die Politik der Partei künftig spielen wird.
Das Gegenbild zur Kanzlerin...
Friedrich Merz ist der Herzenskandidat all derer, die bei Gedanken an Angela Merkel Herzrasen bekommen. Der Sauerländer ist das Gegenbild zur Kanzlerin. Statt „assymmetrischer Wählermobilisierung“ setzt er auf klare Kante. Seine Anhänger träumen von „CDU pur“. Aber was heisst das? Schaut man genau hin, ist seine Unterstützer-Truppe, die von Marktliberalen bis zu Nationalkonservativen reicht, auch viele Christen sind darunter, sehr bunt. Eint sie nur der Wille, die Merkel-Ära zu überwinden? Oder gibt es da mehr? Wie wichtig ist für den Katholiken dabei die Orientierung am „C“?
...ein Mann der Synthese...
Armin Laschet wurzelt von allen drei Kandidaten wohl am stärksten im katholischen Milieu. In seiner Aachener Pfarrgemeinde wurde er als Jugendlicher politisch sozialisiert. Erst dann folgte der Eintritt in die CDU. Das war in den 70er Jahren. Entsprechend sieht die Prägung aus: Der heute 59-Jährige ist ein Exponent der Generation Vatikanum II. Für Kirchenreformen dürfte er starke Sympathien hegen. Er schätzt Papst Franziskus, von dem er schon zweimal zu einer Audienz empfangen worden ist. So hat denn Laschets Anhängerschaft einen leichten Trend in Richtung Linkskatholizismus. Aber Laschet ist ein Mann der Synthese, er will zusammenführen. Dass er durchaus auch Sinn für die Wünsche der konservativen Christdemokraten hat, hat er in NRW bewiesen. Würde er diesem Ansatz auch als Parteivorsitzender folgen?
...und ein Überraschungsstar
Norbert Röttgen ist der Überraschungsstar im Kandidatenreigen. Obwohl er über kein hohes Partei- oder Regierungsamt verfügt, gelang es dem Bundestagsabgeordneten schnell ein Netzwerk von Unterstützern zu knüpfen. Die größte politische Niederlage ist für den Rheinländern nun zu seinem Trumpf geworden: 2012 wurde er, der vorher als „Muttis Klügster“ galt, von Angela Merkel als Bundesumweltminister entlassen – in Folge der von ihm verlorenen Landtagswahl in NRW. Heute kann Röttgen, obwohl er nicht mehr enger Merkel-Getreuer ist, sehr wohl Merkelianer für sich gewinnen. Und auf manche Merz-Anhänger wirkt er dank klarem marktwirtschaftlichem Profil attraktiv. Und was können christliche Wähler von ihm erwarten?
Die Kandidatenporträts:
Kandidaten für den CDU- Vorsitz
Porträts der Kandidaten, die sich auf dem Digitalparteitag zur Wahl des Vorsitzenden der CDU stellen in alphabetischer Reihenfolge:
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