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Hans Maier: Union muss zurück zu ihren Wurzeln

Der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Maier (86) bekräftigt seine Kritik an der CSU. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag) nimmt der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) auch die CDU in die Pflicht. Dass die Unionsparteien in den Sondierungen mit der SPD den Familiennachzug beziehungsweise dessen Unterbleiben zum "Koalitionsgebot Nummer eins" hochgespielt hätten, betrachte er als "Skandal".
Hans Maier
| Kritisiert die CSU: Hans Maier.

Hans Maier fordert eine Rückkehr der Union zu ihren Wurzeln. Beide Parteien, die CDU und die CSU, führten die Worte "christlich" und "Union" in ihrem Namen, so Maier. Dies sei Verpflichtung. "Die CDU, vor allem aber die CSU, der ich seit 1973 angehöre, müssen, wenn sie ihre beträchtlichen Erfolge fortsetzen wollen, mit sich selbst im Reinen bleiben." Zur "Erkennbarkeit" der Unionsparteien gehöre das christliche Erbe. "Es ist nach wie vor lebendig und keineswegs ein Haufen Asche. Es muss sichtbar werden durch Beispiele - und durch eine Sprache, die einlädt und nicht ausgrenzt."

Die Zeit sei absehbar, "in der Christen auch in Deutschland nicht mehr die Mehrheit, sondern eine Minderheit bilden werden", räumt der frühere ZdK-Präsident ein. "Das kann aber für die CDU und für die CSU kein Anlass sein, ihre Herkunft zu verleugnen oder sie gar als Peinlichkeit zu betrachten. Im Gegenteil: In der wachsenden Profillosigkeit von heute ist Treue zu den Anfängen eine dringend gebotene Tugend; nur so kann neue Orientierung entstehen."

Als "Irrtum" bezeichnet Maier die Ansicht, wonach mit dem Rückgang des kirchlich verfassten Christentums "das Christliche" überhaupt sein Gewicht verloren habe. Das Gegenteil sei der Fall. Oft würden christliche Antriebe auch außerhalb der Kirchen wirksam.

Maier wörtlich: "Woraus nähren sich denn die Hilfe für Schwache, die Sorge um die Menschenwürde, das Eintreten für die Verfolgten, wenn nicht aus den Antrieben der Zehn Gebote und der Botschaft Jesu? Wäre unser Sozialstaat ohne den Impuls der Nächstenliebe entstanden? Ist unser Asylrecht historisch ganz ohne Bezug zu dem Schutz, den Kirchen als Räume des Friedens seit jeher gewährten? Nein, die christlichen Überlieferungen bleiben aktuell, mögen säkulare Gegenströmungen noch so mächtig sein."

Eine deutliche Absage erteilt Maier dem Vorstoß von Alexander Dobrindt. Der CSU-Politiker hatte sich unlängst für eine "konservative Revolution" stark gemacht. Dieser Begriff stamme aus der Zeit unmittelbar vor Adolf Hitler. Die CSU darauf zu verpflichten "wäre Selbstverleugnung, parteipolitisch ein tödliches Eigentor", so Maier. "Hoffentlich zieht in die Geschichte der CSU bald wieder ein wenig geschichtlicher Sinn, Urteilskraft und Blick auf das Ganze ein."

Maier, von 1970 bis 1986 bayerischer Kutlusminister und von 1976 bis 1988 ZdK-Präsident hatte der CSU-Führung bereits in einem am Sonntag veröffentlichten Brief Selbstverliebtheit, mangelnde Selbstkritik und falsche Themenschwerpunkte vorgeworfen.

KNA / jbj

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Adolf Hitler Alexander Dobrindt CDU CSU Hans Maier Jesus Christus Katholikinnen und Katholiken SPD Skandale und Affären

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