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Stift Göttweig: Dienst, Ruhe und Genuss

Das Benediktinerkloster Stift Göttweig bei Krems ist ein idealer Ort zur Entspannung und Erholung. Dazu muss man weder bibelfest noch religiös sein.
Stift Göttweig  bei Krems
Foto: Gabi Dräger

An den Südhängen des 449 Meter hohen Klosterbergs wachsen die Trauben des Grünen Veltliner und Riesling, die im klostereignen Weingut gekeltert werden. Das Stift Göttweig wurde 2000 zusammen mit der Kulturlandschaft Wachau ins Unesco Weltkulturerbe aufgenommen. Sich ein paar Tage der Ruhe zu gönnen, dafür ist das Benediktinerkloster bei Krems ein idealer Ort. Dazu muss man weder bibelfest noch religiös sein. Hier darf man einfach nur ausspannen und wieder Energie für den Alltag tanken. Die klösterliche Ruhe ergänzt noch der Genuss für Gaumen und Auge im Stiftrestaurant. Die große Terrasse mit Sonnensegeln bietet einen beeindruckenden Ausblick über die sanften Hügel der Wachau und die Stadt Krems.

Barocke Stiftskirche

Das helle und in blauer Farbe gehaltene barocke Kirchenschiff der Stiftskirche Mariä Himmelfahrt strahlt Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Geborgenheit aus, sodass man sich gerne dort aufhält. Das Hochaltarbild von Andreas Wolff aus dem Jahr 1694 zeigt „Mariä Aufnahme in den Himmel“. Nur über dem Hochaltar ist noch ein gotisches Sternrippengewölbe zu sehen, der Hauptteil der Kirche ist in Barock gehalten. In der Krypta ist der Klostergründer Bischof Altmann von Passau in einem Reliquienschrein beigesetzt. Eine offizielle Untersuchung hat bestätigt, dass es sich wirklich um seine Gebeine handelt. Gestorben im Jahr 1091, soll er nach seinem Tod Wunder vollbracht haben, weshalb das Stift Wallfahrtsort für Pilger wurde. Zum Abschluss eines Klostertages ist es besonders schön, sich zum Sonnenuntergang vor die Stiftskirche setzen, um dem Farbenspiel der Sonnenstrahlen zuzusehen, das die Kirchenfassade in gelbe, rote und goldene Farbbäder taucht.

Die kleine Kapelle aus dem 12. Jahrhundert ist das wohl älteste Gebäude in der Klosteranlage. Der Innenraum des gotischen Gebäudes ist modern gestaltet. Manchmal ertönt am Abend Gesang aus der Kapelle, denn dort proben Gesangsgruppen. Die „Burg“ im Süden des Stiftshofes aus dem 13. Jahrhundert ist klein und trutzig, sie beherbergt heute die „Graphische Sammlung“, die zweitgrößte Österreichs. Sie ist digitalisiert und über das Internet zugänglich.

Besucher sind willkommen

Gäste und Besucher können an den Gebeten in der Stiftskirche teilnehmen. Das Morgengebet beginnt um sechs Uhr in der Früh, das Mittagsgebet um zwölf Uhr und das Abendgebet um 18 Uhr. Die Exerzitien „Stille Bibeltage“ werden mehrmals jährlich für eine Woche angeboten. Die Teilnehmer kommen zumeist aus Österreich und Deutschland. Neben den täglichen Gebets- und schweigenden Mahlzeiten lesen und diskutieren die Teilnehmer mit Pater Johannes Paul biblische Geschichten. Die Tage klingen mit einer gemütlichen Bibelfragestunde bei einem Glas Wein aus. Der Bibel-Experte gibt noch einen Tipp mit auf den Weg: Mit der Bibel und einer Tageszeitung als Lesezeichen, die man täglich auswechseln muss, komme man gut durchs Leben. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit zu Einzelexerzitien, die rege genutzt wird.

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Im Garten stehen Liegestühle unter Marillenbäumen. Hier kann man herrlich im Schatten entspannen, nur das Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter im Wind sind zu hören. Neben blühenden Rosensträuchern und üppigen Blumenbeeten wachsen Gemüse und Kräuter für die Stiftsküche. Es gibt sogar einen Feigenbaum, der die milden Winter der Wachau überlebt. Die Marille ist das Hauptprodukt des Klosters. Marillen werden im Stiftsladen als Marmelade, Schnaps, Likör und Saft angeboten. Dort kann der Besucher außerdem Wein vom klostereigenen Weingut, der Grüne Veltliner, Riesling und Pinot Noir erwerben.

Regionale und saisionale Speisen

Die Speisekarte des Stiftrestaurants wird von der Region und der Saison bestimmt. Da werden in der Pilzsaison Eierschwammerl mit Rührei auf Schwarzbrot angeboten. Als Klosterbrat´l wird ofenfrischer Schweinebraten mit Schwarzbiersaft und zweierlei Knödel und Gabelkraut aufgetischt. Natürlich darf der Klassiker, Wiener Schnitzel vom Kalb, auf der Speisekarte nicht fehlen. Den Höhepunkt zum Nachtisch bildet der köstliche Marillenknödel. Zum Essen kann ein Grüner Veltliner aus dem hauseigenen Weinberg genossen werden. Zum Kloster gehört eine große Forstwirtschaft, die sich im Herbst als Wild auf der Speisekarte im Stiftrestaurant niederschlägt. Die Qualität der Küche ist ausgesprochen gut; das Restaurant wurde nicht verpachtet, sondern wird vom Kloster selbst mithilfe von Angestellten geleitet. Auf dem Klosterberg haben schon Kelten und Römer gelebt, bereits sie schätzten diesen besonderen Platz, der die umliegende Landschaft dominiert.

1083 vom Passauer Bischof gegründet

Das Stift Göttweig wurde 1083 vom Passauer Bischof Altmann gegründet und 1094 von den Benediktinern übernommen. 1529 konnte hier die Erste Türkenbelagerung abgewehrt werden. Brände, die Pest und wieder Zeiten der Belagerung sorgten für unruhige Zeiten. Nach dem Großbrand von 1718 ließ der Abt Gottfried die Stiftskirche von Johann Lucas von Hildebrandt im Barockstil wiederaufbauen. Das Stift hatte seine Blütezeit im Barock. Kaiserin Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen und Erzherzog Karl Alexander besuchten Abt Bessel. Doch der Bau des Barockklosters wurde nie fertig, da das Geld fehlte. Deutlich wird das etwa an den fehlenden Barockzwiebeln auf den Kirchtürmen. Doch obwohl die Kirchtürme heute flache Dächer tragen, ist der Eindruck der großen Freitreppe und der vier mächtigen Säulen doch gewaltig. Napoleon kam und nahm Silber mit. Bei der Aufhebung der Klöster verschonte Kaiser Joseph II. das Stift Göttweig, denn zum Kloster gehörten Pfarreien, und Seelsorge war eine zentrale Aufgabe der Benediktiner. Nacheinander besetzten und verwüsteten Nationalsozialisten und die Sowjets das Kloster. Seit 1945 wurden immer wieder umfassende Restaurierungsarbeiten durchgeführt und ein Jugendhaus eröffnet.

Barockkunst in Vollendung

Beim Betreten der monumentalen Kaiserstiege im Museum des Stifts muss man aufpassen, dass man nicht stolpert, denn der Blick wird magisch vom berühmten Deckenfresko angezogen. Das ist Barockkunst in Vollendung aus dem Jahre 1739 von Paul Troger, einem der bedeutendsten österreichischen Maler des Barocks. Das Fresko zeigt Kaiser Karl VI., den Vater von Kaiserin Maria Theresia, dargestellt als Sonnengott oder Apoll. Er sitzt in einem goldenen Wagen, der von Schimmeln gezogen wird, während die Göttin Athene Dämonen in den Hades wirft. Die Ausstellung im Museum zeigt in den ehemaligen Fürsten- und Kaiserzimmern wertvolle alte Handschriften, Gemälde, Gobelins, Möbel und Waffen. Es ist nur ein kleiner Festsaal zu sehen, der große Festsaal ist aus Geldmangel nie gebaut worden.

43 Mönche und mehr als 100 Mitarbeiter

Im Jahre 2010 wurde Columban Luser der 65. Abt des Klosters. 43 Mönche gehören zum Stift, ein großer Teil arbeitet in 28 Pfarren in der Umgebung. Etwa einmal im Monat kommen sie alle im Stift zum Austausch zusammen. Das Stift beschäftigt je nach Saison 100 bis 120 Mitarbeiter, wie Büroangestellte, Stiftsführerinnen, Köche, Bedienungen, Hausmeister, Putzfrauen und Handwerker. Besucher kommen aus der ganzen Welt, um das Stift zu besichtigen, eine Führung mitzumachen, Geburtstage und Hochzeiten zu feiern oder um im Restaurant zu essen. Daneben locken zahlreiche Veranstaltungen wie Kirchenmusik, klassische Konzerte, Theater, Kunstausstellungen, Literatur und Wein, Oster- und Adventsmarkt und die „Sunset Lounge“, die besonders von jungen Leuten gerne besucht wird.

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