Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kinderkatechese

Maria, die ganz Reine

Am 8. Dezember feiert die Kirche ein Marienfest mit einem ziemlich langen Namen. Was es damit auf sich hat, erfährst du hier!
Die Muttergottes ist von Gnade ganz erfüllt. Sie führt uns zu ihrem Sohn, Jesus Christus.
Foto: Notre Dame de Vie | Die Muttergottes ist von Gnade ganz erfüllt. Sie führt uns zu ihrem Sohn, Jesus Christus.

 Zu Beginn der Adventszeit feiern wir ein großes Marienfest. Wenn wir uns im Advent auf das Kommen Jesu vorbereiten, ist es ganz normal, dass wir auch auf seine Mutter schauen. Jesus kommt ja durch sie zu uns. Der Name dieses Festes klingt etwas ungewohnt und unverständlich, vielleicht sogar geheimnisvoll und er ist ganz schön lang! Aber macht euch keine Sorgen! Wir wollen es euch erklären. Am 8. Dezember feiern wir „das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“.

Ohne Erbsünde empfangen? Was ist die Erbsünde?

Um zu verstehen, wer Maria ist und was ihre Rolle im Plan Gottes ist, muss man bis zum Ursprung der Schöpfung zurückgehen. Im ersten Buch der Bibel lesen wir, dass Gott die Menschen mit großer Liebe erschaffen hat. Er wollte mit ihnen sein Glück und sogar sein göttliches Leben teilen. Er hatte ihnen seine ganze Schöpfung anvertraut, damit sie sie nutzen und sich darüber freuen. Was für ein wunderbares Geschenk! Aber er hat ihnen noch viel mehr gegeben: Er hat ihnen auch einen Verstand, einen Willen und eine Freiheit geschenkt. Mit diesen Gaben ist der Mensch fähig, Gott zu erkennen und sich für oder gegen ihn zu entscheiden.


Aber die ersten Menschen haben sich von Gott abgewandt und haben ihm nicht gehorcht. Das war ihr Unglück! Das Böse ist in ihr Herz gelangt und es wurde ihnen unmöglich, zu Gott zurückzukehren. Diese erste Sünde hat schlimme Folgen, nicht nur für die ersten Menschen, sondern für alle ihre Nachkommen, das heißt für die ganze Menschheit. Ja, alle, auch du und ich erben diesen verwundeten Zustand und werden mit der Erbsünde geboren. Die ersten Menschen haben nicht auf Gottes Stimme gehört, sie waren ungehorsam Gott gegenüber und haben sich so von Gott entfernt. Diese Entfernung von Gott haben sie all ihren Nachkommen bis zu uns übertragen. 

Vater im Himmel, ich danke Dir, dass Du Maria so schön und rein erschaffen hast, ich danke Dir, dass Du uns Menschen nie im Stich lässt und Jesus auf die Erde sendest, ich danke Dir, weil Deine Liebe immer größer ist als all unsere Sünden.

Was meint ihr, was wird Gott jetzt machen? Den Menschen im Stich lassen?  Nein, sicher nicht, denn Gott will nicht, dass wir von ihm entfernt sind. Er weiß, dass wir ohne ihn nicht glücklich sind und ohne ihn nicht leben können. Gott beschließt etwas Unglaubliches: in seiner unendlichen Liebe will er uns alle retten, indem er seinen eigenen Sohn zu uns sendet, seinen Sohn, den er über alles liebt und der schon immer mit ihm lebt. Dieser Sohn ist Jesus. An Weihnachten feiern wir seine Geburt.

Lesen Sie auch:

 

Um auf die Erde zu kommen, brauchte Jesus eine Mutter: Dazu hat Gott Maria erwählt! Weil sie die Mutter Jesu werden sollte, hat Gott in Maria ein Wunder bewirkt. Er hat sie ganz rein ohne jede Spur von Sünde erschaffen, ohne Erbsünde. Er hat sie mit seiner Liebe und Gnade erfüllt und mit seinem Licht und seiner Schönheit bekleidet. Jetzt ahnst du schon etwas von dem, was wir an diesem Hochfest feiern.
Gemeinsam können wir Gott danken:
Vater im Himmel, ich danke Dir, dass Du Maria so schön und rein erschaffen hast, ich danke Dir, dass Du uns Menschen nie im Stich lässt und Jesus auf die Erde sendest, ich danke Dir, weil Deine Liebe immer größer ist als all unsere Sünden. 

Aber brauchte Jesus wirklich eine Mutter?

Weil Gott alles kann, könnte man meinen: „nicht unbedingt“. Natürlich hätte Gott seinen Sohn direkt auf die Erde senden können. Jesus hätte schon als Erwachsener kommen können. Gott ist allmächtig, für ihn ist nichts unmöglich. Jesus hätte ganz majestätisch auf einer Wolke kommen können oder auf eine andere Weise triumphierend zu uns kommen. Ja, Gott kann alles, aber das ist nicht seine Art so zu handeln. Die Freunde Gottes, die Heiligen, die schon lange mit ihm vertraut sind, kennen Gottes Gewohnheiten.

Die heilige Therese von Lisieux zum Beispiel wollte den Charakter Gottes entdecken. Die Heiligen sind alle zum gleichen Schluss gekommen: Gott mag, was bescheiden und verborgen ist. Gott wollte, dass Jesus in allem uns Menschen gleich ist, deshalb hat er entschieden, dass Jesus wie alle kleinen Kinder geboren werden sollte. Er sollte neun Monate im Schoß seiner Mutter bleiben. Denn Gott arbeitet in und mit der Zeit. Ja, Jesus brauchte eine Mutter, denn er ist wahrer Gott, aber auch wahrer Mensch. Von Maria hat er alles gelernt: gehen, sprechen, beten. 

Nun wollen wir Jesus danken:
Jesus, Du willst uns ganz nah sein, Du bist wirklich Mensch geworden, Du bist so wie ich als kleines Baby geboren, Du bist so wie ich in einer Familie aufgewachsen. Auch Du hast eine Mama gebraucht, eine Mama, die sich liebevoll um Dich gekümmert hast. Danke, dass Du ein kleines Kind warst.

Einem jungen Mädchen hat Maria ihren Namen gesagt


Vielleicht fragst du dich jetzt: aber woher wissen wir, dass Maria die ganz Reine ist? Deine Frage ist berechtigt. Die Muttergottes selbst hat uns die Antwort gegeben: Vor vielen, vielen Jahren, im Jahr 1858, ist Maria einem armen Mädchen erschienen. Das Mädchen hieß Bernadette, sie war 14, lebte in Lourdes in einer sehr armen Familie, konnte weder lesen noch schreiben und war oft krank. Aber sie glaubte an Gott und hatte ein großes Vertrauen zu Maria. Die Mutter Gottes hat Bernadette ihren Namen im Dialekt dieser Gegend offenbart: „que soy era Immaculada Councepciou!“ Das bedeutet auf Deutsch: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“. Es sind schwierige Wörter, Bernadette hatte Angst, sie zu vergessen. Deshalb wiederholte sie ständig die Worte Marias, während sie zum Pfarrer eilte. Aber sie verstand nicht die Bedeutung der Worte. Sie wusste auch nicht, dass der Papst vier Jahre zuvor diese Glaubenswahrheit erklärt hatte: Maria ist ohne Erbsünde geboren worden.

Lesen Sie auch:

Von der Gnade Gottes ganz erfüllt

Maria bleibt ein Mensch, sie ist ein Geschöpf, so wie wir, aber sie ist vollkommen. Sie ist von der Gnade Gottes ganz erfüllt, das Licht und das Leben Gottes durchdringen sie. Sie ist rein und gibt wie ein Spiegel das Licht Gottes weiter. Sie ist so schön, dass sich die Engel vor ihr verneigen. Aber sie bleibt doch als Mutter allen Menschen nahe. Sie schaut nicht auf sich selbst, sondern auf Gott und auf jeden von uns. Das heutige Fest erinnert uns auch daran, dass wir wie Maria berufen sind, Jesus in uns eine Wohnung zu bereiten. Klar, wir sind Sünder und machen immer wieder Fehler und vieles falsch. Aber Jesus ist gekommen, um uns von der Sünde zu befreien, um uns rein von der Sünde zu machen. Deshalb können wir mit großem Vertrauen zu Maria gehen und sie bitten, uns ein reines Herz zu schenken. 


Maria ist unsere Mutter, sie hört auf das Gebet ihrer Kinder und führt sie immer zu Jesus:


Maria, ich schaue auf dich,
ich sehe, wie die Engel und die ganze Schöpfung dich bewundern.
Du bist die Königin der ganzen Welt.
Gott hat dich so schön und rein geschaffen,
damit du die Mutter von Jesus, die Mutter des Gottessohnes wirst.
Für Jesus wurdest du vom ersten Moment deines Lebens an
ohne Makel, ohne Sünde geschaffen. 
Für ihn hat Gott dich mit Gnade erfüllt, dir sein Leben und seine ganze Liebe geschenkt.
Heilige Maria, du die ganz Reine,
wir möchten dir ein bisschen ähnlich werden. 
Bitte für uns Sünder und schenke uns etwas von deiner Schönheit und deiner Reinheit.


Zum Abschluss ein paar Tipps

  1. In der Stadt Lyon in Frankreich gibt es am 8. Dezember eine schöne Tradition: Die Stadt feiert ein Lichterfest und viele Bewohner stellen zu Ehren der Mutter Gottes Kerzen auf ihre Fensterbretter. Das kann auch eure Familie machen. Ihr könnt Nachbarn, Freunde und Bekannte einladen, dasselbe zu tun oder einfach Kerzen vor eine Marienstatue stellen und gemeinsam zu Maria beten. 
  2. Für alle, die gerne basteln: Schneidet aus Papier Herzen aus und schreibt darauf eure Namen oder eure Bitten. Bringt nacheinander die Herzen zu einem Bild oder einer Figur von Maria. Es ist ein Zeichen eurer Liebe und eures Vertrauens. Dabei singt oder betet ein Gegrüßet seist Du Maria. Die Herzen können so gelegt werden, dass sie einen Blumenstrauß bilden, der Maria geschenkt wird. 
  3. Für alle, die das Thema vertiefen wollen, empfehlen wir den Youcat for Kids (Seite 39) und den Katechismus der Katholischen Kirche, Nummer 396ff und 490ff.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Marie-Therese Rouxel Sibylle Schmitt Erbsünde Hochfeste Jesus Christus Mutter Gottes Pfarrer und Pastoren Päpste Youcat Foundation

Weitere Artikel

Die Erklärung „Dignitas infinita“ bringt das spezifisch christliche Verständnis von der Bestimmung des Menschen zum Ausdruck. 
21.04.2024, 15 Uhr
Peter Schallenberg
Maria enttäuscht nicht: Wie das Pilgerheiligtum Bewegung in mein Leben gebracht hat.   
26.08.2023, 13 Uhr
Anja Domagalski

Kirche

Das römische Dokument „Dignitas infinita" lädt ein, aus der Fülle der Identität als Erben Christi zu leben, statt eigene Identitäten zu konstruieren. 
26.04.2024, 17 Uhr
Dorothea Schmidt
Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig