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Digitale Medien bestimmen den Familienalltag

Eine Online-Veranstaltung des österreichischen Familienministeriums weist auf die Gefahren für Kinder im Netz im Nachgang der Pandemie hin.
Mediennutzung in der Familie regeln
Foto: Silvia Marks (dpa-tmn) | Die Pandemie hat die Mediennutzung in Familien verändert.

Die neuen Medien haben die Familienkommunikation verändert. Damit beschäftigte sich die Online-Veranstaltung des österreichischen Familienministeriums im Rahmen der Reihe „familienpolitischen Gespräche“. „Digitale Medien gehören zum Familienalltag dazu, es geht nun darum, achtsam mit diesen umzugehen“, so die Soziologin und Universitätsprofessorin Ulrike Zartler. Gerade in Pandemiezeiten sei die Herstellung von sozialer Nähe trotz räumlicher Distanz viel leichter gewesen.  

Familienleben wurde in der Pandemie digitalisiert

Die Soziologin geht noch weiter: „Die Digitalen Medien haben Familienbeziehungen während des Lockdowns aufrechterhalten“. Aber das Internet erleichterte auch die tägliche Familienorganisation. Einkäufe und Mahlzeiten würden via WhatsApp gemeinsam geplant, Arzttermine koordiniert und bei getrenntlebenden Eltern sogar Besuchs- und Kontaktzeiten ausgemacht. Zartler sieht auch mögliche Veränderungen der Kindheit und Jugend durch das digitale Angebot durchaus positiv. Die „Digital Natives“, also jene Generation, die mit den digitalen Medien aufwachsen, erfahren eine Kompetenzerweiterung. Ihre Autonomie werde gefördert, und es mache sich eine Veränderung in den Generationendifferenzen bemerkbar. 

Die fortschreitende Digitalisierung bedeutet auch Herausforderungen 

Die fortschreitende Digitalisierung bringe auch Herausforderungen mit sich.  So bedinge der intensive Gebrauch von Handykommunikation naturgemäß, dass andere Familienaktivitäten auf der Strecke bleiben, so Zartler. Auch der Zugang zu nicht altersadäquaten Seiten und ungeprüftem Content bedeuteten nicht zu unterschätzende Gefahren. Besonders am Herzen liegt der Soziologin auch die Frage der „prekären Privatheit“.

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Nicht alle Eltern entwickelten Respekt vor der Privatsphäre ihrer Kinder und posteten voller Stolz Fotos ihrer Kleinen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Dieses „Sharenting“ (eine Kombination von „Parenting“ und „Sharing“) sieht Zartler sehr kritisch. Es stelle sich die Frage, wie Heranwachsende mit der Tatsache umgehen würden, in der Kindheit medial einer großen Öffentlichkeit präsentiert worden zu sein.

Elternbildung zieht nach

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Österreichischen Institut für Familienforschung Sabine Buchebner-Ferstl beleuchtete in ihrem Beitrag die Bedeutung der Digitalen Medien für die Elternbildung. Sie fand im Netz 3000 Elternblogs, die sich mit unterschiedlichsten Themen  beschäftigen. Der überwiegende Teil dieser Angebote für Eltern sei kommerzieller Natur. Die „Googlisierung“, also dass Eltern sich Wissen und Infos über Google suchen, verortet Buchebner-Ferstl vor allem bei jüngeren Eltern. Die digitale Erreichbarkeit der Eltern im Hinblick auf Elternbildung sieht die Expertin durchaus gegeben. Webinare hätten sich durchgesetzt und auch Podcasts scheinen, so Buchebner-Ferstl, sehr gut anzukommen. Ein weiteres Phänomen sei zu beobachten, so die Wissenschaftlerin: Digitale Elternbildung, sonst Domäne von Müttern, werde vermehrt auch von Vätern konsumiert. DT/apr

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