„Stern“, „Geo“ und „Capital“ sollen erhalten bleiben – „Brigitte“, „Gala“, „Schöner Wohnen“ sowie „Landlust“ und „11 Freunde“ stehen unter Beobachtung. Und Magazine wie „Barbara“ und „Geo Wissen“ werden gleich ganz eingestellt: Bertelsmann, Eigentümer von Gruner + Jahr, setzt beim Hamburger Traditionsverlag den Rotstift an.
Passen RTL und Gruner + Jahr überhaupt zusammen?
Der Gütersloher Medienkonzern will nach der Zusammenlegung von Grunder + Jahr mit dem TV-Sender RTL insgesamt 23 Zeitschriftentitel einstellen oder verkaufen. Hunderte Stellen – wohl 700 insgesamt - fallen weg. Mit der Streichung von insgesamt rund 700 Stellen wären mehr als jede dritte der 1900 Vollzeitstellen im Zeitschriftensegment betroffen. Der weit überwiegende Teil des Stellenabbaus betreffe Hamburg und sei nicht im redaktionellen Bereich, sondern in Verwaltungsbereichen geplant, hieß es. Zudem sollen bei RTL in Köln ebenfalls Stellen wegfallen.
"Wir haben entschieden, uns auf die Kernmarken zu konzentrieren und sie mit Investitionen von etwa 80 Millionen Euro bis 2025 weiterzuentwickeln", erklärte Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe am Dienstag der Belegschaft in Hamburg. Rabe, der selbst als umstritten gilt, bemüht sich um inhaltliche sowie crossmedialen Schnittmengen zwischen RTL und Gruner + Jahr – doch konnte bislang anscheinend keine finden. Was letztendlich vorauszusehen gewesen sei, wie der langjährige „Geo“-Chefredakteur Peer-Matthias Gaede im Interview mit der „Wirtschaftswoche“ zugespitzt formulierte: „‘Bauer sucht Frau‘ geht halt nicht mit ‚Art‘ zusammen.“
RTL und Gruner + Jahr: Nur noch Schatten ihrer selbst
Gruner + Jahr, zu seinen Blütezeiten der größte Zeitschriftenverlag Europas, und RTL, in den 1990er-Jahren Europas erfolgreichster TV-Sender, kämpfen bereits seit längerem gegen ihre jeweils dahinsiechende Marktmacht an. Während im TV-Bereich ARD und ZDF seit geraumer Zeit den Kampf um die Krone des erfolgreichsten Fernsehsenders untereinander ausfechten und RTL diesbezüglich kaum mehr eine Rolle spielt, gilt Gruner + Jahr in Medienkreisen in puncto Digitalisierung und aufgrund seiner zögerlichen Reaktion auf das sich verändernde Medienverhalten im Vergleich zu Konkurrenten wie Axel Springer und Burda als abgeschlagen.
Zudem gelten in puncto politischer Berichterstattung sowohl als RTL als auch das G+J-Magazin „Stern“ als äußerst einseitig: Während in einer aktuellen Studie RTL eine auffällig positive Berichterstattung gegenüber SPD und Bündnis 90/Die Grünen, sorgte das einst von Henri Nannen gegründete Magazin für Aufsehen, als es eine ganze Ausgabe inhaltlich von Vertretern der Klimaprotestbewegung „Fridays for Future“ erstellen lies – und in den Augen einiger Beobachter damit den Boden politisch-neutraler Berichterstattung verließ.