Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung "Stern" und Co.

Bertelsmann holt bei Gruner + Jahr zum Kahlschlag aus

700 Mitarbeiter müssen gehen - selbst Erfolgstitel stehen auf dem Abstellgleis.
Zeitschrift aus dem Gruner und Jahr Verlag
Foto: IMAGO/Manfred Segerer (www.imago-images.de) | Brigitte wir - Zeitschrift aus dem Gruner und Jahr Verlag.

„Stern“, „Geo“ und „Capital“ sollen erhalten bleiben – „Brigitte“, „Gala“, „Schöner Wohnen“ sowie „Landlust“ und „11 Freunde“ stehen unter Beobachtung. Und Magazine wie „Barbara“ und „Geo Wissen“ werden gleich ganz eingestellt: Bertelsmann, Eigentümer von Gruner + Jahr, setzt beim Hamburger Traditionsverlag den Rotstift an.

Passen RTL und Gruner + Jahr überhaupt zusammen?

Der Gütersloher Medienkonzern will nach der Zusammenlegung von Grunder + Jahr mit dem TV-Sender RTL insgesamt 23 Zeitschriftentitel einstellen oder verkaufen. Hunderte Stellen – wohl 700 insgesamt - fallen weg. Mit der Streichung von insgesamt rund 700 Stellen wären mehr als jede dritte der 1900 Vollzeitstellen im Zeitschriftensegment betroffen. Der weit überwiegende Teil des Stellenabbaus betreffe Hamburg und sei nicht im redaktionellen Bereich, sondern in Verwaltungsbereichen geplant, hieß es. Zudem sollen bei RTL in Köln ebenfalls Stellen wegfallen.

Lesen Sie auch:

"Wir haben entschieden, uns auf die Kernmarken zu konzentrieren und sie mit Investitionen von etwa 80 Millionen Euro bis 2025 weiterzuentwickeln", erklärte Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe am Dienstag der Belegschaft in Hamburg. Rabe, der selbst als umstritten gilt, bemüht sich um inhaltliche sowie crossmedialen Schnittmengen zwischen RTL und Gruner + Jahr – doch konnte bislang anscheinend keine finden. Was letztendlich vorauszusehen gewesen sei, wie der langjährige „Geo“-Chefredakteur Peer-Matthias Gaede im Interview mit der „Wirtschaftswoche“ zugespitzt formulierte: „‘Bauer sucht Frau‘ geht halt nicht mit ‚Art‘ zusammen.“

RTL und Gruner + Jahr: Nur noch Schatten ihrer selbst

Gruner + Jahr, zu seinen Blütezeiten der größte Zeitschriftenverlag Europas, und RTL, in den 1990er-Jahren Europas erfolgreichster TV-Sender, kämpfen bereits seit längerem gegen ihre jeweils dahinsiechende Marktmacht an. Während im TV-Bereich ARD und ZDF seit geraumer Zeit den Kampf um die Krone des erfolgreichsten Fernsehsenders untereinander ausfechten und RTL diesbezüglich kaum mehr eine Rolle spielt, gilt Gruner + Jahr in Medienkreisen in puncto Digitalisierung und aufgrund seiner zögerlichen Reaktion auf das sich verändernde Medienverhalten im Vergleich zu Konkurrenten wie Axel Springer und Burda als abgeschlagen. 

Zudem gelten in puncto politischer Berichterstattung sowohl als RTL als auch das G+J-Magazin „Stern“ als äußerst einseitig: Während in einer aktuellen Studie RTL eine auffällig positive Berichterstattung gegenüber SPD und Bündnis 90/Die Grünen, sorgte das einst von Henri Nannen gegründete Magazin für Aufsehen, als es eine ganze Ausgabe inhaltlich von Vertretern der Klimaprotestbewegung „Fridays for Future“ erstellen lies – und in den Augen einiger Beobachter damit den Boden politisch-neutraler Berichterstattung verließ.

Themen & Autoren
Stefan Ahrens Axel Caesar Springer Bertelsmann AG Bündnis 90/ Die Grünen SPD

Weitere Artikel

Der Privatsender des Bertelsmann-Konzerns versucht, seinem Programm mehr Niveau zu verleihen – bislang erfolglos
12.09.2022, 13 Uhr
Stefan Ahrens
Statt ins Archiv zu wandern, beschäftigen die Fälschungen Konrad Kujaus auch heute noch die Medien. "Fakes" sind eine ernste Sache. Aber nicht vergessen: trotzdem lachen!
20.04.2023, 07 Uhr
Hermann Schäfer

Kirche

Franziskus wird am Nachmittag unter Vollnarkose die Bauchhöhle geöffnet. Danach muss der Papst mehrere Tage in der Klinik bleiben.
07.06.2023, 10 Uhr
Meldung
Zeichen, an dem sich die Geister scheiden: Der Dogmatiker Jan-Heiner Tück arbeitet in einem Essay-Band verschiedene Perspektiven auf das Kreuz heraus.
07.06.2023, 07 Uhr
Stefan Hartmann
„Vereint mit allen Engeln“. In der 61. Folge des Katechismuspodcast erklärt Theologe Andreas Wollbold die Gegenwart der Engel in der Kirche.
07.06.2023, 14 Uhr
Meldung
Rom sorgt für erstaunliche Meldungen. Die jüngste betrifft die Versetzung des ehemaligen Papstsekretärs als „Privatmann“ nach Freiburg.
04.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst
Die ZdK-Vorsitzende sorgt sich um die Zukunft der deutschen Kirchenreform. Doch „wortbrüchig“ sind nicht die Bischöfe, sondern diejenigen, die ihre Vollmacht nun nicht mehr anerkennen wollen.
02.06.2023, 11 Uhr
Jakob Ranke