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Wozu eigentlich noch Feminismus?

… wenn er nicht für alle Frauen da ist? Die selbsternannten Frauenverteidiger(innen) von heute kneifen ihre Augen fest zu, wenn es um Taten und Täter geht, die nicht in ihr Weltbild passen.
Marsch gegen Gewalt gegen Frauen in Paris
Foto: IMAGO/Jerome Gilles (www.imago-images.de) | Böse Feministen? Die Gruppe "Nous vivrons" macht auf Gewalt gegen (jüdische) Frauen aufmerksam.

Mutterschutz, Recht auf Bildung, Universitätsabschluss, ein eigenes Bankkonto, das Wahlrecht: Ohne Zweifel haben Frauen hierzulande der historischen Frauenbewegung einiges zu verdanken. Doch ein Blick auf die heutigen Verteidigerinnen des „kanonisierten“ Feminismus muss ernüchtern: Die Welt teilt sich nicht mehr nur ein in Frauen und Männer, sondern auch in „gute“ und „böse“ Feministinnen, solche, die sich durch die richtige Haltung ein Recht auf ihren Opferstatus verdient haben und andere, die eben „falsch“ denken und schon allein deshalb gar keine Opfer sein können.

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Aktuelles Beispiel ist der berühmte Pariser Frauenmarsch zum 8. März. Hier gibt sich alles ein Stelldichein, was die Welt glasklar in Opfer und Täter, Unterdrückte und Unterdrücker, eben Gute und Böse einteilt: Der intersektionale Feminismus kämpft nicht nur gegen das Patriarchat, sondern unter der Regenbogenfahne auch gegen Rassismus, Kapitalismus und Kolonialismus. Kein Wunder, dass da weder das Kollektiv „Nemesis“ seinen Platz haben darf, das auf die weiblichen Opfer der illegalen Migration hinweist, noch die Bewegung „NousVivrons“, die für die Rechte jüdischer Frauen eintritt – und zwar sowohl jene, die in Europa unter steigendem Antisemitismus leiden, als auch die Frauen, die am 7. Oktober von der Hamas vergewaltigt, gefoltert und als Geiseln verschleppt wurden. Das passt den linken Organisatorinnen des Frauenmarsches einfach nicht ins Opferbild. Zur Erinnerung: Die extreme politische Linke in Frankreich bringt es seit 1,5 Jahren nicht übers Herz, den Hamas-Terrorismus eindeutig zu verurteilen.

Steinmeier macht Unternehmen für weniger Frauenrechte verantwortlich

Diese Art des Feminismus kämpft nicht mehr für alle Frauen – und hat es vielleicht noch nie –, allenfalls für ein bestimmtes Bild der Frau. Die Frau, die ihre Freiheit und Selbstverwirklichung in der Rolle der Hausfrau und Mutter findet, gehört ja spätestens seit Simone de Beauvoir nicht mehr dazu. Ungeborene Frauen bleiben seit den 60er Jahren außenvor. Neuerdings ausgeschlossen sind alle, die daran erinnern, dass Frausein keine Frage des Gefühls, sondern der Biologie ist. Frauen, die nicht möchten, dass biologische Männer Zugang zu weiblichen Schutzräumen erhalten. Die sich dagegen wehren, dass junge Mädchen leichtfertig mit Pubertätsblockern und Operationen sterilisiert werden. Lesbische Frauen, die sich als transphob beschimpfen lassen müssen, weil sie, nun ja, nicht von einem „Frauen-Penis“ (so heißt das jetzt), penetriert werden möchten.

Dass ein Bundespräsident, der noch vor wenigen Monaten das frauenverachtende Selbstbestimmungsgesetz frag- und klaglos unterschrieben hat, vollmundig zum Weltfrauentag gratuliert, darf man an sich schon geschmacklos finden. Über den Inhalt der Ansprache von Frank-Walter Steinmeier kann man nicht einmal mehr müde lächeln: Schuld am weltweiten Rückzug der Frauenrechte seien unter anderem Tech-Unternehmen, die „nur auf das politische Kommando einer neuen Administration hin Diversitätsprogramme einstellen“. Nun kann man von US-Präsident Trump halten, was man will, aber was er allein in seiner ersten Woche für Frauen in den USA getan hat, ist einfach nur: gut. Schluss mit Männern im Frauensport, Schluss mit Männern in Frauengefängnissen, Schluss mit Genderwahnsinn an Schulen und in staatlichen Einrichtungen.

Als zweiten Schuldigen identifiziert Frank-Walter Steinmeier populistische Parteien und viele junge Männer, die „jetzt wieder verstärkt Rückhalt in traditionellen Rollenbildern“ suchen und eben jene populistischen Parteien wählen. Als deutsche Frau darf man sich schon fragen, ob der Bundespräsident weiß, wie es spätestens seit Silvester 2015 auf deutschen Straßen zugeht. Wer betrachtet denn unverschleierte Frauen ohne männliche Begleitung als Freiwild? Wer wird bald auch in deutschen Freibädern wieder versuchen, die Scharia durchzusetzen? Wer sind diejenigen, die in Deutschland aufgewachsene minderjährige Mädchen in den Sommerferien in ihr Ursprungsland schicken, um sie dort mit einem entfernten Cousin zu verheiraten? Der typische AfD-Wähler wohl kaum. „Dort, wo Frauen und Männer gleichberechtigt sind, sind Gesellschaften freier, erfolgreicher, demokratischer“, tönt es im Schloss Bellevue. Dazu mal ein ganz verrückter Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir alles dafür tun, genau diese Gesellschaft zu erhalten und gegen kulturelle Einflüsse zu verteidigen, die die Frau als Lebewesen zweiter Klasse sehen? 

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