Gesagt, getan – oder besser, getan, gesagt. Die deutschen Bistümer sollen, wie es in einer am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Erhebung heißt, „über positive Entwicklungen der Frauenförderung (…) berichten“. Was die Kirche dann auch, passenderweise in zeitlicher Nähe zum Weltfrauentag, in ihrer gestrigen begleitenden Pressemitteilung tat. Elf (Erz-)Diözesen hätten „neue Leitungsmodelle mit und neben dem Generalvikar“ eingeführt, wodurch Frauen „wie der Generalvikar als Stellvertreterin des Diözesanbischofs sichtbar und tätig werden“ könnten. „Diese Entwicklungen“, lobte Bischof Peter Kohlgraf, der die DBK-Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ leitet, seien „wichtige Schritte in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche“.
Der neuen Erhebung zufolge, in der die personelle Besetzung der Leitungsebenen deutscher Bistümer, genauer gesagt, der Generalvikariate und Ordinariate, für das Jahr 2023 festgestellt wurde, liegt der Frauenanteil in der oberen Leitungsebene bei 28 Prozent, in der mittleren bei 34 Prozent, damit nur also nur teilweise oberhalb der 2018 definierten Zielmarke von einem Drittel. 2018 lagen die Werte noch bei 19 respektive 24 Prozent. Die Zahl der männlichen Kleriker in Leitungsämtern nimmt dafür stark ab, von 13 respektive 39 Prozent auf 6 respektive 23 Prozent. Noch ein anderes interessantes Detail verrät die neue Erhebung: scheinbar hat die Zahl des Leitungspersonals insgesamt trotz der Schrumpfung der Mitgliederzahl zugenommen: so wuchs die Zahl der Personen in der mittleren Leitungsebene vor allem zwischen 2013 und 2018, nämlich von 422 auf 560, 2023 lag sie immer noch bei 551, was einem Wachstum von etwa 20 Prozent entspricht.
Bistümer gendern, um mehr Frauen anzuziehen
Die DBK-Erhebung geht auch der Frage nach, wie die Steigerung des Frauenanteils in den vergangenen Jahren gelingen konnte. Ergebnis unter anderem: der Wille zu mehr Frauen habe bei der Personalakquise in „geschlechtersensibler Sprache bei Ausschreibungen“ gezeigt. Auch seien besonders Frauen zur Bewerbung aufgefordert worden, bei gleicher Eignung der Bewerberin der Vorzug gegeben worden. Viele hätten auch von „institutionalisierter Gleichstellungsarbeit“ berichtet, etwa mittels Gleichstellungsstellen und -ordnungen. „Wo es noch keine Gleichstellungsstelle und -ordnung gibt, werden bistumseigene Leitlinien zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit umgesetzt“, so die Untersuchung weiter. Auch bei Fort- und Weiterbildungen sei „für eine geschlechtergerechte Sprache“ „sensibilisiert“ worden.
In ihrem Empfehlungsteil hebt die Untersuchung nicht nur die erwähnte Kommunikation der Frauenförderung nach außen hervor, sondern spricht sich auch für einen „Kulturwandel auf allen Ebenen der Kirche sowie in der säkularen Öffentlichkeit“ aus: „Wenn der Bischof eine Frau als seine Stellvertreterin zu Gesprächen in Gremien, Gemeinden, Verbänden oder als seine Repräsentantin sendet, dann ist diese ebenso anzuerkennen wie ein Weihbischof oder der Generalvikar.“ Dass die bisherigen Maßnahmen mindestens fortgeführt werden sollen, ließ sich auf dem Statement von Bischof Kohlgraf entnehmen: „Die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen in allen Bereichen der katholischen Kirche muss weitergehen.“ Die Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft werde sich daher auch in Zukunft auf strukturelle Ungerechtigkeiten für Frauen in der katholischen Kirche hinweisen. (DT/jra)
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.