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Zahlreiche Katholiken stellen sich hinter Kardinal Woelki

Im Rahmen der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln solidarisieren sich zahlreiche Katholiken mit Kardinal Woelki. Kardinal Woelki selbst äußerte bei der Online-Tagung des Synodalen Weges sein Bedauern über die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln.
Kardinal Rainer Maria Woelki hält einen Gottesdienst im Dom ab
Foto: Arne Dedert (dpa) | Der Druck auf Kardinal Woelki wächst. Nun stellen sich zahlreiche Katholiken über Petitionen hinter den Erzbischof von Köln.

Zahlreiche Katholiken aus dem Erzbistum Köln und darüber hinaus solidarisieren sich mit dem Kölner  Kardinal Rainer Maria Woelki. Sowohl die Initiatoren der Petitionen "Für Recht und Gerechtigkeit, Fairness und einen respektvollen Umgang in der katholischen Kirche" und "Initiative für Kardinal Woelki", als auch der Historiker, Autor und Dokumentarfilmer, Michael Hesemann, stellen sich hinter den Kölner Erzbischof. 

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Vetrauen gegenüber dem Erzbischof

In der Petition "Für Recht und Gerechtigkeit, Fairness und einen respektvollen Umgang in der katholischen Kirche" sprechen die Verfasser ihr Vertrauen gegenüber dem Kölner Erzbischof aus: „Wir nehmen mit viel Hoffnung und Zuversicht wahr, wie viel Gutes in diesen Jahren in der katholischen Kirche im Allgemeinen und im Erzbistum Köln im Besonderen bereits mit Blick auf Intervention, Prävention und Betroffenenhilfe geschehen ist. Der Kölner Erzbischof selbst hat in seinen zahlreichen Initiativen, Äußerungen, Stellungnahmen und Entscheidungen wiederholt bewiesen, wie sehr er entschlossen ist, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dafür zu sorgen, dass es möglichst nie wieder zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche kommt.“ 

Weiter weisen die Verfasser darauf hin, dass auch ein Gutachten, das von einer Anwaltskanzlei verfasst worden sei, ein Privatgutachten sei. Somit sei es unzulässig, durch ein solches Privatgutachten öffentlich ohne hinreichenden Faktenaufweis eine Zuschreibung von Verantwortlichkeit oder gar eine Verurteilung vorzunehmen. Die Initiatoren der Petition sprechen außerdem ihre Hoffnung aus, dass die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs über die Kirche hinausgehe: „Wir hoffen, dass durch die Erfahrungen der Kirche mit der Aufarbeitung dieses überaus traurigen Kapitels ihrer Geschichte auch andere Institutionen innerhalb der Gesellschaft ermutigt werden, ebenfalls offen und ehrlich notwendige Aufklärungs- und Reinigungsprozesse zu initiieren, wo auch immer sexueller Missbrauch an Minderjährigen stattgefunden hat.“ Die heute veröffentlichte Petition wurde bisher von 39 Personen unterzeichnet.

"Kampagne gegen Woelki" hat anderen Ursprung als Missbrauchsaufarbeitung

Hesemann fordert in einem offenen Brief an Kardinal Woelki die Katholiken Kölns auf, sich hinter den Erzbischof zu stellen: „Jetzt, angesichts dieser unsäglichen Pressekampagne, wäre es eigentlich an der Zeit, dass wir Katholiken uns geschlossen hinter unseren Erzbischof stellen, der sich redlich bemüht, diesen Sumpf auszutrocknen, der leider auf die traurigen 1970er Jahre und die damals propagierte ,sexuelle Befreiung' zurückgeht. “ Tatsächlich stecke hinter der „Kampagne gegen Kardinal Woelki“ eine andere Motivation: „Sie begann bereits, als er vor der katastrophalen Fehlentwicklung des synodalen Holzweges warnte, dessen einziges Ziel die Protestantisierung der katholischen Kirche ist.“ 

Mit seinem Schreiben reagierte Hesemann auf einen offenen Brief des Katholikenrates im Rheinkreis Neuss vom Dienstag, der Kardinal Woelki zum Handeln aufforderte. Hesemann hatte bereits vor einem Jahr eine Gegenpetition zu WDR-Moderator Kurt Gerhardt gestartet, in der 4476 Katholiken, die meisten aus dem Erzbistum Köln, ihre bedingungslose Solidarität mit Woelki erklärten. 

Vorwurf gegenüber dem „Diözesanrat der Katholiken“

Auch der Medizin-Journalist Rainer Klawki  distanziert sich in der Petition "Initiative für Kardinal Woelki" vom „Diözesanrat der Katholiken“ im Erzbistum Köln, der dem Erzbischof vorwarf, „als moralische Instanz vollständig versagt“ zu haben. Woelki habe immer wieder unmittelbar eingegriffen, indem Opfer als solche anerkannt und mit finanziellen Entschädigungen ausgestattet worden seien. "Wir bedauern, dass Räte und Verbände im Namen der Kirche sprechen, ohne sich vergewissert zu haben, ob hierüber ein Konsens unter den Christen besteht", heißt es in der Petition, die bereits von 764 Personen unterzeichnet wurde, darunter 165 aus Köln.  Weiter bedankt sich Klawki für die Predigten und Publikationen Woelkis, in denen er immer wieder eindringlich die Botschaft Jesu in ihrer katholischen Authentizität herausstellen würde.

Kardinal Woelki äußert erneut Bedauern und gesteht Fehler ein

Kardinal Woelki selbst äußerte erneut sein Bedauern über begangene Fehler bei der Aufarbeitung des Missbrauchs. „Ich bin mir schmerzlich bewusst, dass dadurch, wie von uns Aufarbeitung in den vergangenen Monaten erfolgt ist, Vertrauen verloren gegangen ist“, so Woelki am Donnerstagabend bei einer Online-Konferenz des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. „Als einer der ersten, die einen Betroffenenbeirat eingerichtet und eine unabhängige Untersuchung mit Namensnennung in Auftrag gegeben haben, haben wir und habe ich Fehler gemacht. Ich weiß das und ich weiß auch, dass wir nicht gut kommuniziert haben.“  Er halte an dem Ziel fest, Aufklärung zu leisten, betonte der Kardinal und entschuldigte sich dafür, dass Betroffene durch die Art der Aufarbeitung neuem Leid ausgesetzt seien.  (DT/vwe)

 

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