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Deutsche Bischofskonferenz distanziert sich von Vigano-Aufruf

DBK-Chef Bätzing: Haben grundlegend andere Bewertung der Corona-Pandemie - Essener Generalvikar Pfeffer wirft Aufruf krude Verschwörungstheorien vor.
Bischof Georg Bätzing zum Corona-Appell
Foto: Andreas Arnold (dpa) | Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing erklärte, die Bischofskonferenz bewerte die Corona-Pandemie grundlegend anders als der jüngst veröffentlichte Aufruf.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich von dem Aufruf distanziert, mit dem Kardinäle, Bischöfe und katholische Laien vor weltweiten Freiheitsbeschränkungen im Zuge der Corona-Krise gewarnt haben. "Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands" sagte der Konferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, am Samstagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet."

Zuvor hatte der Essener GeneralvikarKlaus Pfeffer den Aufruf scharf kritisiert. In einer Stellungnahme auf Facebook (Freitag) schrieb Pfeffer mit Blick auf das die weltweiten Anti-Corona-Maßnahmen kritisierende Papier wörtlich: „Ich habe den Original-Text gelesen und bin einfach nur fassungslos, was da im Namen von Kirche und Christentum verbreitet wird“. Es handele sich um krude Verschwörungstheorien ohne Fakten und Belege, verbunden mit einer rechtspopulistischen Kampf-Rhetorik, die beängstigend klinge. „Es ist ungeheuerlich, wenn unsere Anstrengungen zur Eindämmung einer Pandemie diskreditiert werden als "Vorwand", um eine "hasserfüllte technokratische Tyrannei" zu begründen, die die "christliche Zivilisation auslöschen" wolle“, so Pfeffer. Dem müsse widersprochen werden. „Mit Jesus Christus, auf den sich die Unterzeichner berufen, haben derart wirre Thesen, die Ängste schüren, Schwarz-Weiß-Denken verfolgen, üble Feindbilder zeichnen und das Miteinander in unseren Gesellschaften vergiften, nichts zu tun.“

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Pläne zur Schaffung einer Weltregierung angeprangert

Am Donnerstag war ein von dem ehemaligen Nuntius in den USA Erzbischof Carlo Maria Viganò verfasster Appell in mehreren Sprachen veröffentlicht worden. In dem „Aufruf für die Kirche und für die Welt an Katholiken und alle Menschen guten Willens“ warnen die Unterzeichneten vor Panikmache angesichts der Coronakrise. Unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie würden in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Freizügigkeit, so das Papier. Wörtlich heißt es im Aufruf: „Diese illiberalen Steuerungsversuche sind der beunruhigender Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht.“

Mehrere Bischöfe und Kardinäle haben unterschrieben

Kirchliche Autoritäten hätten sich nie verweigert, mit dem Staat zusammenzuarbeiten, „aber eine solche Zusammenarbeit darf nicht bedeuten, dass seitens der Zivilbehörden, ganz gleich in welcher Form, Verbote oder Einschränkungen des öffentlichen Gottesdienstes und der Seelsorge aufgestellt werden. Gottes Rechte und die seiner Gläubigen sind das oberste Gesetz der Kirche. Davon kann und will sie nicht abweichen. Wir fordern, dass die Beschränkungen für die Feier öffentlicher Gottesdienste aufgehoben werden.“
Unterzeichnet wurde das Schreiben von mehreren Kardinälen und Bischöfen, darunter dem ehemaligen Präfekten der Römischen Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Gerhard Müller, sowie den früheren Bischöfen von Hongkong und Riga, Zen und Pujats. Kardinal Robert Sarah, amtierender Präfekt der Römischen Gottesdienstkongregation, zeigte Sympathie für einzelne Punkte, stellte aber fest, dass er den Aufruf entgegen anderslautender Meldungen nicht unterschrieben habe. Das sei mit seinem Amt nicht vereinbar.

DT/om

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