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Umgang mit Missbrauch: Polens Bischöfe verteidigen Johannes Paul II.

Für den polnischen Papst habe es höchste Priorität gehabt, Kinder und Jugendliche gegen sexuelle Übergriffe zu schützen, so der Vorsitzende der polnischen Bischöfe. Indes wird Kritik an Radio Maria Polen laut.
Johannes Paul II. und Missbrauch
Foto: Michael Kappeler (dpa) | Johannes Paul II. sei es gewesen, „der im Bereich Kinderschutz die Linie vorgegeben hat, der zunächst Benedikt XVI. und jetzt Papst Franziskus gefolgt sind“, schreibt Gadecki.

Die Polnische Bischofskonferenz hat den heiligen Papst Johannes Paul II. und dessen Umgang mit Missbrauchsfällendessen Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche abermals verteidigt. Angriffe auf Johannes Paul II. seien eigentlich Angriffe auf die Lehre der Kirche, die der polnische Papst während seines Pontifikats vertreten habe, schreibt der Vorsitzende der polnischen Bischöfe, Erzbischof Stanislaw Gadecki, in einer ausführlichen Erklärung. 

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Johannes Paul II. als Vorreiter im Kampf gegen Missbrauch

Wer sich intensiv mit der Geschichte des Pontifikats Johannes Paul II. beschäftige, stelle fest, dass es für ihn „höchste Priorität“ gehabt habe, Kinder und Jugendliche zu schützen und gegen Sexualverbrechen einiger Kleriker vorzugehen, so der Erzbischof von Posen in dem Schreiben, das die polnischen Bischöfe am Montag veröffentlichten. Johannes Paul II. habe junge Menschen als die „Zukunft der Kirche“ gesehen und sei daher der erste gewesen, der kirchliche Normen zum Kinderschutz und zur Bestrafung kirchlicher Täter eingeführt habe.

„Es muss klar festgestellt werden, dass der derzeitige Bewusstseinsstand in diesen Fragen und die darauffolgenden Richtlinien und Handlungsanweisungen größtenteils aus den Entscheidungen und Taten Johannes Pauls II. resultieren“, so Gadecki wörtlich. Bereits 1993 habe der polnische Papst die amerikanischen Bischöfe darauf hingewiesen, dass kirchenrechtliche Strafen im Falle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche „notwendig und vollumfänglich gerechtfertigt“ seien. Dazu gehöre auch die Entlassung der Täter aus dem Priesterstand.

Von McCarrick getäuscht

Johannes Paul II. sei es gewesen, „der im Bereich Kinderschutz die Linie vorgegeben hat, der zunächst Benedikt XVI. und jetzt Papst Franziskus gefolgt sind“, schreibt Gadecki weiter. „Wir müssen daher entschlossen entgegentreten, wenn haltlose Vorwürfe verbreitet werden, dass er im Falle von Fehlverhalten seitens Klerikern oder Laien nicht so genau hingeschaut habe.“

Zudem geht Erzbischof Gadecki auch auf den McCarrick-Bericht ein, den der Vatikan im November veröffentlicht hatte. Dieser sei ein klarer Beleg dafür, dass der polnische Papst „zynisch getäuscht“ worden sei. Noch bevor McCarrick zum Erzbischof von Washington ernannt worden sei, habe Johannes Paul II. Die US-Bischöfe zu der Personalie befragt. „Heute wissen wir, dass er keine vollständigen Informationen erhalten hat“, so Gadecki. McCarrick selbst habe in einem Brief an Johannes Paul II. vom August 2000 gelogen, in dem er versichert habe, mit niemandem ein sexuelles Verhältnis eingegangen zu sein. 

Vorwürfe gegen Gründer von Radio Maria Polen

Zudem wird in Polenm Kritik am Chef des katholischen Senders „Radio Maria“, Pater Tadeusz Rydzyk, laut. Der prominente Redemptoristenpater hatte am Wochenende bei einer Messe den im Oktober zurückgetretenen Bischof von Kalisch, Edward Janiak, als „Märtyrer der Medien“ bezeichnet und behauptet, die Tatsachen würden verdreht. Das wies der Kinderschutzbeauftragte der Bischofskonferenz, Erzbischof Wojciech Polak, am Montag zurück und verlangte eine „entschlossene Reaktion“ des Redemptoristenordens.

Polak den Orden ruft demnach zum Eingreifen auf. Der Erzbischof drückte demnach die Hoffnung aus, dass „Radio Maryja“ und mit dem Sender verbundene Medien „das Leid der von sexuellem Missbrauch betroffenen Personen nicht missachten“ und über den Standpunkt des Papstes und der Bischofskonferenz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen „richtig berichten“. Die polnische Povinz des Redemporistenordens nahm Rydzyk hingegen in Schutz. Der Pater habe lediglich die „aktuelle Mediensituation“ kommentiert, aber nicht zur Entscheidung der Kirche zu Bischof Janiak Stellung genommen, erklärte sie.

Ermittlungen noch nicht abgeschlossen

Der Fall Janiak wurde im Mai durch den Dokumentarfilm „Das Versteckspiel“ von Regisseur Tomasz Sekielski bekannt. Der Papst beurlaubte den Bischof im Juni und übertrug dem Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys, die einstweilige Leitung der Diözese Kalisch. Im Oktober nahm der Papst den vollständigen Rücktritt Janiaks als Ortsbischof an. Die vatikanische Bischofskongregation hatte Ende Mai den Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki als zuständigen Metropoliten beauftragt, die Vorwürfe gegen Janiak zu prüfen. Nach Angaben der Vatikanbotschaft in Warschau muss sich Janiak während der andauernden Untersuchung außerhalb seines ehemaligen Bistums aufhalten. Ergebnisse des Verfahrens wurden noch nicht mitgeteilt. Die Kleruskongregation ordnete allerdings als Folge einer Prüfung die vorübergehende Schließung des Priesterseminars im Bistum Kalisch an.

DT/mlu/ska

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