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Serbiens Orthodoxie anerkennt die Kirche Mazedoniens

Nach Jahrzehnten der Trennung gewährt der Belgrader Patriarch der „Kirche von Ohrid“ die Autokephalie.
Patriarch der orthodoxen Kirche in Serbien
Foto: Darko Vojinovic (AP) | Patriarch Porfirije hat die volle kirchenrechtliche und hierarchische Unabhängigkeit der Orthodoxie im Nachbarland (Nord-) Mazedonien anerkannt.

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije hat am Sonntag feierlich die volle kirchenrechtliche und hierarchische Unabhängigkeit der Orthodoxie im Nachbarland (Nord-) Mazedonien anerkannt. Während einer Konzelebration in der Erzengel-Michael-Kathedrale von Belgrad überreichte Porfirije dem Oberhaupt der mazedonischen Orthodoxie, Erzbischof Stefan, den „Tomos der Autokephalie“.

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Kirche von Ohrid

DieVersöhnung zwischen den seit einem guten halben Jahrhundert getrennten und verfeindeten Kirchen kam für viele Experten überraschend. Am 9. Mai hatte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, das Schisma aufgehoben und die Eucharistie-Gemeinschaft mit der mazedonischen Orthodoxie wiederhergestellt. Gleichzeitig verfügte Bartholomaios als Primas der weltweiten Orthodoxie, dass die Begriffe „Mazedonien“ und „mazedonisch“ im Zusammenhang mit dieser Kirche nicht verwendet werden dürfen, weil sie die griechische Orthodoxie provozieren. Er griff stattdessen auf den historisch älteren Titel einer „Kirche von Ohrid“ zurück.

Bartholomaios verfügte gleichzeitig, dass das serbisch-orthodoxe Patriarchat und die neue Kirche von Ohrid ihre Verwaltungsfragen bilateral klären sollten. Das geschah in einer für Kenner der Lage überraschenden Geschwindigkeit und Herzlichkeit. Noch im Mai konzelebrierten Porfirije und Stefan sowohl in Belgrad wie auch in Skopje. Nun hat Porfirije mit der Gewährung der Autokephalie die volle Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der benachbarten Kirche anerkannt. Zu einem vergleichbaren Schritt war das Moskauer Patriarchat gegenüber der ukrainischen Orthodoxie nie bereit.

Kritik an Autokephalie

In orthodoxen Medien regt sich gleichwohl Kritik an dieser Versöhnung und an der Verleihung der Autokephalie. So schreibt das griechisch-orthodoxe Portal „Orthodox Times“, das serbische Patriarchat habe sich damit Rechte angemaßt, die alleine dem Ökumenischen Patriarchen zukommen. Damit stelle Porfirije die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen in Frage, der geschichtlich nachweisbar als Einziger die Autokephalie verleihen könne. In der orthodoxen Welt wird nun eine Reise von Erzbischof Stefan nach Istanbul mit Spannung erwartet. „Orthodox Times“ bezweifelt sogar, dass Bartholomaios jetzt noch mit Erzbischof Stefan konzelebrieren wird. DT/sba

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