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Kommentar: Vertrauen in Jesus statt Panik

Italienische Gläubige sind von der Corona-Epidemie besonders schwer betroffen. Sie müssen nun lernen, mit einem Mangel an geister Nahrung umzughen. Aber das Virus ruft auch ins Bewusstsein, dass wir weder unsere Gesundheit und unser Glück noch unser Leben in der Hand haben.
Coronavirus: Italienische Gläubige müssen auf Jesus vertrauen
Foto: Antonio Calanni (AP) | Die Italiener brauchen eine neue geistliche Perspektive, neue Wege zum Herrn in dieser eucharistischen Fastenzeit, meint Dorothea Schmidt. Im Bild: Eine einsame Reisende verlässt den Hauptbahnhof in Mailand.

Ehrlich gesagt: Ich ringe nach Worten! Jetzt hat die Italienische Bischofskonferenzen angeordnet, bis zum 3. April alle Messen zu stoppen! Das ist eine echte Fastenzeit! Die Hirten antworten damit auf ein Dekret der italienischen Regierung, die Entsprechendes fordert. Ja, die Ausbreitung des Coronavirus muss angegangen werden, Experten können dessen Entwicklung nicht wirklich voraussagen. Es ist richtig, Rücksicht zu nehmen und nicht unnötig das Leben von Alten und Immunschwachen zu gefährden.

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Echte oder geistige Kommunion haben vielfache Wirkkraft

Anti-Corona-Maßnahmen sind vernünftig. Doch auch Gebet und die echte oder geistige Kommunion haben eine vielfache Wirkkraft. Quarantäne und minutenlanges Händewaschen oder das Meiden von Menschenmassen sind wichtig, aber keine Garantie. Wie dankbar bin ich, dass wir auf jeden Fall Gott vertrauen können und dürfen.

Denn mehr als der Aschermittwoch, ruft das Virus ins Bewusstsein, dass wir weder unsere Gesundheit und unser Glück noch unser Leben in der Hand haben – und dass wir letztlich Staub sind und zu Staub zurückkehren werden. Wann, wissen wir nicht. Beim Evangelisten Lukas lesen wir, dass wir unser „Leben nicht einmal um eine Sekunde verlängern“ können. Selbstverständlich sollen wir für unsere und die Gesundheit unserer Mitmenschen alles tun, was vernünftig ist.
Gerade in solchen herausfordernden Zeiten braucht aber besonders unsere Seele eine spezielle Medizin: die heilige Messe und die Eucharistie. Und nun soll es keine öffentlichen Messen in ganz Italien geben! Keine heilige Kommunion, keine Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen in der Kirche. Das kann und will ich mir gar nicht vorstellen. Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, sagte Jesus. Die Eucharistie ist unsere geistige Nahrung. Auf all das zu verzichten bedeutet die Sehnsucht nach Gott umso mehr zu spüren. Das kann schmerzlich sein.

Der Herr ist größer als das Coronavirus

Denn schließlich ist Gott es, der uns lebendig und froh macht. Aber wie sollen die Italiener mit diesem Mangel an Eucharistie jetzt umgehen? Was ist mit all denen, die geflohen sind, um nicht in der Sperrzone bleiben zu müssen? Was ist mit denen, die sehr wohl eingesperrt sind im eigenen Heimatort? Gottvertrauen? Das kann schwer werden! Aber „Leiden, dem wir nicht ausweichen können, hat… Sinn“, sagt die deutsche Philosophin, Sprach- und Politikwissenschaftlerin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.

Und Gott ist da. Betroffene können geistig kommunizieren, einen Gottesdienst am Radio oder im TV oder Internet sich ansehen und mitbeten und sich so mit Gott verbinden, der Quelle unseres Lebens und die nie versiegende Quelle der Erneuerung der Kirche ist. Sicherlich ersetzt dies keine live erlebte Heilige Messe; es ist ein (Fasten-)Opfer, der heiligen Messe nur vor Internet oder Fernseher folgen zu können. Doch welchen Trost können wir auch über ein Mess-Surrogat bekommen! Der Herr ist groß – auf jeden Fall größer als das Coronavirus – und allmächtig.

Die fehlende Messe ist kein Hindernis für das Wirken Gottes, wie wir von den Amazoniern lernen können: In Amazonien können viele Gläubige auch keine heilige Messe besuchen. Aber was dort passiert ist faszinierend: Gläubige, zumeist Frauen, verbreiten die Botschaft Jesu - auch ohne Priester – und ihre Freude über Jesus steckt andere an. Der Glaube wächst, gedeiht und lebt.

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Neue Wege zum Herrn in eucharistischer Fastenzeit

Die Italiener – und wer weiß, ob auch wir bald – brauchen eine neue geistliche Perspektive, neue Wege zum Herrn in dieser eucharistischen Fastenzeit. Gleich morgen werde ich in unsere Kirche gehen und stellvertretend für unsere italienischen Schwestern und Brüder Jesus in der Eucharistie anbeten. In der Messen werde ich mit ihnen innerlich die heilige Kommunion teilen. Und ich werde den Rosenkranz beten.

Ich bete um Kraft, Mut und Zuversicht für alle Christen in den abgeriegelten Gebieten, für alle Kranken und für alle Entscheidungsträger. Ich bitte die Heilige und Märtyrerin Corona als Patronin gegen Seuchen um ihre Fürsprache. Wie schön wäre es, wenn in Italien schnell wieder Messen gefeiert würden, die Weihwasserbecken auch hierzulande wieder gefüllt und die Menschen mit einem nie gesehenen Mut und einer großen Hoffnung auf Christus ergriffen würden!

Das Gebet ist unsere Stärke und unser Schutz! Und wie stark Gebet ist! Als die Jungen um Don Bosco sich zur Zeit der Pest in Turin um Pestkranke kümmerten, sollten sie auf Anordnung des Heiligen eine Wundertätige Medaille tragen, regelmäßig beichten, die Heilige Kommunion empfangen und beten: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen.“ Ihnen ist nichts zugestoßen. Das ist Gottvertrauen. Vertrauen und Glaube sprengt alle Gesetzmäßigkeiten. Ein Berg würde sich aus der Verankerung im Boden heben und ins Meer stürzen, sagt Jesus -, würde unser Gaube auch nur senfkornklein sein.

Liebe Italiener! Jesus ist da, auch und gerade im Leid der Quarantäne, der Sorgen, der Krankheit und des Verlustes der Heiligen Messe. Wir wollen auf Jesus vertrauen! Vertrauen beginnt damit, vertrauen zu wollen. Wir verbinden uns mit Euch und beten für Euch wie auch für die katholische Weltkirche. Gemeinsam in Jesus verbunden gehen wir mit großer Freude der Auferstehung entgegen! Freuen wir uns drauf!

Die Autorin ist Mitbegründerin der Initiative "Maria 1.0" und nimmt als Synodalin Synodalen Weg teil

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