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Kirche in China: Von der Kommunistischen Partei dominiert

Die Sinisierung der katholischen Kirche in China schreitet weiter voran. Das Jahresprogramm für die chinesischen Katholiken wurde von Bischöfen und der Patriotischen Vereinigung entworfen. Es sieht die Vertiefung der Parteigeschichte, des Langen Marsches und des Sozialismus vor.

Wie die Presseagentur des Päpstlichen Instituts für Auslandsmissionen AsiaNews mitteilt, sind für das Jahr 2021 umfangreiche Kampagnen zur Sinisierung, also zur Anpassung an die chinesische Kultur, der chinesischen Katholiken geplant. Anlass ist der 100. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas am 23. Juli 1921. Die Katholiken Chinas werden ein Symposium abhalten „zum Gedenken der 100-Jahrfeier der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas“, und sie werden ihr Verständnis der „bewegenden Ereignisse während der Zeit des Langen Marsches“ vertiefen, bei denen die Fundamente für den endgültigen Sieg Mao Tse-Tungs über Tschiang Kai Shek gelegt wurden. Diese Information lässt sich, AsiaNews zufolge, dem im staatskatholischen Magazin „The Church in China“ veröffentlichen Artikel entnehmen, in dem der Verfasser Hui Jing ein im Februar organisiertes Vorbereitungstreffen zwischen den chinesischen Bischöfen und den Leitern der Patriotischen Vereinigung zitiert.

Katholiken sollen Parteirichtlinien vertiefen

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Das Symposium und das Studium des Langen Marsches seien nur einige der Veranstaltungen, die auf dem Programm des kirchlichen Engagements stehen, das vom Chinesischen Bischofsrat und der Patriotischen Vereinigung ausgearbeitet wurde. Der Artikel von Hui Jing listet „Fortbildungskurse in Zusammenarbeit mit dem Central Institute of Socialism“ auf, sowie Vorbereitungskurse für die im März stattfindende „Politische Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes“ und eine Veranstaltung über die „Entwicklung der Patriotischen Vereinigung“ und vieles mehr.

Von den Katholiken werde zunächst verlangt, „die Richtlinien des 19. Nationalkongresses der Chinesischen Kommunistischen Partei Chinas und der Fünften Vollversammlung des 19. Nationalkongresses“ zu vertiefen, aber auch „das Denken Xi Jinpings über den Sozialismus chinesischer Prägung für ein neues Zeitalter“ zu verinnerlichen und „unser Bewusstsein für die Notwendigkeit“ zu stärken, „mit der zentralen Parteileitung“ im Konsens zu bleiben.

Pastorale und religiöse Begriffe vergebens gesucht

Wenn manch einer meine, so schreibt AsiaNews, dies lasse pastorale und religiöse Begriffe vermissen, „so bietet das Programm im Hinblick auf die Anpassung an die Sicht der Partei auf die katholische Religion folgendes an: Im Jahr 2021 werden die Gläubigen dazu aufgerufen, sich mit den ‚Gesetzen und Vorschriften in Bezug auf die Verordnung zu Religionsangelegenheiten und die Maßnahmen zur Verwaltung religiöser Gemeinschaften‘“ vertraut zu machen.

2021 werde eine Zeit sein, in der die katholische Kirche in China die Vorstellung einer „Staatskirche“ verinnerlichen müsse, die in jeglicher Hinsicht den Anweisungen der Patriotischen Vereinigung und der Partei unterworfen sei. Und - so AsiaNews weiter - „trotz der vorläufigen Vereinbarung zwischen China und dem Vatikan – mit der sogenannten Anerkennung des Papstes als Oberhaupt der Kirche – wird der Grundsatz der ‚unabhängigen und autonomen Kirche‘ und ihrer ‚demokratischen Verwaltung‘ erneut bekräftigt, was tatsächlich die Unterordnung der Bischöfe unter die Patriotische Vereinigung bedeutet“. 

Annäherung der christlichen Theologie an die chinesische Kultur

Das einzige Element, das „entfernt mit dem Auftrag der Kirche verknüpft“ sei, ist das der „Sinisierung, mit der die christliche Theologie der chinesischen Kultur nähergebracht“ werde. Dazu gehörten auch Themen wie „Riten, Kirchenmusik und Kirchenkunst“.

AsiaNews kommentiert: „Doch - wie schade, dass auch dies unter der Aufsicht und Kontrolle der Patriotischen Vereinigung geschieht, einer Organisation, die in direktem Zusammenhang mit der Kommunistischen Partei steht, die sich zum größten Teil aus atheistischen Beamten zusammensetzt“. Die Sinisierung sei „lediglich eine nationalistische Übersetzung der politischen Kontrolle der Partei über die katholische Kirche“.  DT/ks

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