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China: Bekämpfung des Christentums hat sich 2019 verschlimmert

Ein jüngst veröffentlichter Bericht beschuldigt chinesische Behörden, Kirchen zerstört, strenge Religionsvorschriften erlassen und zur Denunziation von illegalen Hauskirchen aufgerufen zu haben.
Wie Christen in China unterdrückt werden
Foto: Stephan Scheuer (dpa) | Ein Bericht einer in Texas ansässigen NGO wirft chinesischen Beamten vor, Kirchen zerstört und strenge Religionsvorschriften verhängt zu haben.

Die Kampagne der chinesischen Regierung „Religion mit chinesischen Besonderheiten“ habe die Verfolgung der Christen im Land verstärkt, warnt die nichtstaatliche christliche Menschenrechtsorganisation „ChinaAid“ in einem Beitrag des „National Catholic Register“. Ein 53-seitiger von der in Texas ansässigen NGO publizierter Report wirft chinesischen Beamten vor, Kirchen zerstört und strenge Religionsvorschriften verhängt zu haben. Darüber hinaus würden nicht gläubige Menschen wie auch offiziell anerkannte Kirchen dazu animiert, den Staat über illegale Hauskirchen zu informieren.
„Die Aufforderung zur Denunziation ist eine von der chinesischen kommunistischen Partei häufig angewandte Methode, um ihre Herrschaft zu stärken“, sagt ChinaAid. „Die Behörden setzen finanzielle Anreize ein, um Nicht-Gläubige zu motivieren, sogenannte ‚illegale religiöse Aktivitäten‘ von Hauskirchen zu melden und damit zu versuchen, Konflikte und Spannungen zwischen Nichtchristen und Christen zu erzeugen und das Misstrauen zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen zu erhöhen.“

Punktabzug für "nicht-kooperationsbereite" Kirchen

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In einigen chinesischen Regionen gebe es ein Überprüfungs- und Bewertungssystem, bei dem Punkte für „nicht-kooperationsbereite“ Kirchen abgezogen würden. Wenn Kirchen sich etwa weigerten, sich mit „Verstößen“ zu befassen oder in zwei aufeinanderfolgenden Jahren unter 50 Punkten bleiben, könnten sie ihre Zulassung als offizieller Gottesdienstort verlieren. Christliche Kirchen, „die religiöse Schriftzeichen oder Kreuze tragen, können fünf Punkte verlieren, ebenso Kirchen, die nicht die Nationalflagge hissen“. Im Gegensatz dazu bringe die aktive Meldung illegaler religiöser Aktivitäten der Kirche an die Behörden fünf Punkte ein. Wenn sich eine Kirche jedoch beispielsweise der Regierung widersetze, Proteste organisiere, ausländische Mitglieder kontaktiere, Ferienkurse oder Sommercamps betreibe, würden hier zehn Punkte abgezogen.

Im Anhang des Berichtes werden Fälle von Christenverfolgungen aufgelistet, bei denen Personen bedrängt, inhaftiert oder strafrechtlich verfolgt wurden. „Das ganze Jahr über beobachtete ChinaAid sprunghaft erhöhte Fälle religiöser Unterdrückung, die von der Regierungskampagne ‚Religion mit chinesischen Besonderheiten‘ angetrieben werden“, sagte die NGO. Außerdem „werden Kreuze und Kirchengebäude zerstört und Widerstandleistende verhaftet. Die Christen werden gezwungen, im Rahmen ihrer Gottesdienste nationalistische Lieder zu singen, und sie werden mit gesellschaftlichen Einschränkungen, Schikanen und Haftstrafen konfrontiert“. Einige Provinzbeamte hätten sämtliche christliche Symbole aus Kirchengebäuden entfernt und Kindern unter 18 Jahren verboten, Kirchen zu betreten. „Regierungsbeamte haben sogar das Verhalten, Kinder zu lehren, zu Hause Kirchenlieder zu singen, als ‚illegal‘ verurteilt“, sagte ChinaAid. Darüber hinaus verbieten staatliche Stellen die Veröffentlichung und den Verkauf von nicht-zugelassenen Bibeln und christlichen Büchern.

Schrittweise Entwicklung eines religiösen ideologischen Systems

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Bei einem kürzlich stattgefundenen Treffen von Wang Yang, dem Vorsitzenden der „Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes“, mit Religionsführern diskutierte die Konferenz, wie „sozialistische Schlüsselwerte zu verwenden“ seien, „um religiöse Gruppen anzuleiten, die religiöse Lehre neu zu interpretieren um zu gewährleisten, dass sie den Anforderungen der voranschreitenden Zeiten entsprechen.“ Wangs Rede betonte die schrittweise Entwicklung eines religiösen ideologischen Systems, das chinesische Besonderheiten aufweise und die Religion an die sozialistische Gesellschaft anpasse. Das Treffen habe die „umfassende Neubewertung der religiösen Maßstäbe sowie deren neue Interpretationen“ gefordert, um sich „der Fortschrittsvision chinesischer Behörden besser anzupassen“, wie ChinaAid berichtete. Die NGO folgerte, dass „die Verfolgung, die 2019 stattfand, diejenige von 2018 übertraf“.

In städtischen Gebieten hätten sich die Hauskirchen in kleine Gruppen aufgesplittert. In ländlichen Gebieten seien die meisten Hauskirchen in den Untergrund gegangen und träfen sich ‚auf halb-geheime Weise‘“. Zu den Gottesdiensten am Heiligen Abend am Weihnachtstag forderten die chinesischen Behörden in großen Städten, nur mit einer Eintrittskarte versehene Christen zuzulassen und Christen ohne Eintrittskarte sowie Nichtchristen auszuschließen. Manche Priester müssten zudem ihre Predigten den Behörden im Voraus zur Überprüfung vorlegen.

DT/ks

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