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Trump und Xi: Unheimliche Begegnung der dritten Art

Früher hat man über die Fünfjahrespläne der Kommunisten gelacht. Heute lacht China über die Demokratien des Westens.
Vatikankorrespondent Guido Horst, Donald Trump, Xi Jinping
Foto: DT / IMAGO / Xinhua | Auf Augenhöhe? Donald Trump trifft Xi Jinping.

Das Reich der Mitte hat die Welt erobert – und dabei keinen einzigen Schuss abgegeben. Schon in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts begann China, gezielt eine globale Marktführerschaft bei den Seltenen Erden aufzubauen – dem Schlüsselrohstoff für Hochtechnologien. Zwar baut das Riesenreich nur 70 Prozent der Seltenen Erden ab, hat aber eine Monopolstellung bei Verarbeitung und Raffinierung. Dafür hat China keine Kriege geführt, sondern Fünfjahrespläne abgearbeitet. Die kommunistische Führung in Peking denkt nicht in Wahlzyklen, sondern in Jahrzehnten.

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In der gleichen Zeit hatten die Vereinigten Staaten sieben Präsidenten, haben zahlreiche Kriege gegen Schurkenstaaten und daheim regelmäßig ihre Präsidentschaftswahlkämpfe geführt. Jetzt regiert Donald Trump ein paar Jahre, krempelt das Land im Inneren um, will Amerika wieder groß machen und nebenbei die Feuer lokaler Krisen und Kriege löschen. Doch dass China uneinholbarer Exportweltmeister und Monopolist bei den Rohstoffen für Hightech- und Zukunftsbranchen wie Elektroautos, Batterien, Photovoltaikanlagen oder Halbleiterkomponenten ist, hat jetzt auch das Treffen Trumps mit Xi Jinping im südkoreanischen Busan gezeigt. Die USA sind weit davon entfernt, Handelskriege zu eröffnen oder Bedingungen zu diktieren. Man sucht eine pragmatische Partnerschaft mit dem Reich der Mitte. Und auch der Chinese will den Amerikanern „Freund und Partner“ sein. Ein Besuch Trumps in Peking samt Gegenbesuch scheint schon abgemacht zu sein.

Weder hat man über Taiwan gesprochen, noch hat Trump die Abhängigkeit Russlands von China für eine Wende im Krieg um die Ukraine nutzen können. Und während in den USA irgendwann wieder Wahlkämpfe ausbrechen und eine neue Administration ans Ruder kommt, arbeitet China den nächsten Fünfjahresplan ab – innere Schwächen korrigierend und außenpolitisch durchaus auch flexibel, aber immer mit dem festen Ziel, das Reich der Mitte zur tatsächlichen Zentralmacht auf dem Globus zu machen. Wirtschaftlich, nicht militärisch, denn die Chinesen waren immer Kaufleute und Händler, keine Krieger. Da war der Kulturkampf nur eine Episode, die das Land allerdings um Jahrzehnte zurückgeworfen hat. Das ist jetzt vorbei. Auch Trump ist nur eine Episode. Was bleibt, ist die Einsicht im Westen, nicht mehr der überlegene Sieger des Kalten Kriegs zu sein. Trump arrangiert sich mit China. Und was die Europäer machen, ist weltpolitisch inzwischen fast schon so gut wie egal.

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