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Trumps transpazifische Allianzen

Vor seinem Treffen mit dem chinesischen Staatschef lässt sich Donald Trump in Japan und Südkorea schmeicheln. Doch der Mann mit dem Plan ist Xi Jinping.
Außenpolitikkorrespondent Stephan Baier, Donald Trump mit Sanae Takaichi
Foto: DT / IMAGO / Kyodo News | Antrittsbesuch bei der neuen japanischen Premierministerin Sanae Takaichi: Trump lässt sich gern schmeicheln, doch ob er im Ringen mit Xi Jinping die besseren Karten hat, ist fraglich.

Viele Europäer haben den Eindruck, der Atlantik sei breiter geworden. In dieser Woche konnten sie zugleich beobachten, dass der Pazifik schmaler wurde: Anders als im 20. Jahrhundert müssen die USA im 21. Jahrhundert den Schwerpunkt ihrer Außenpolitik hier setzen. Nicht mehr Russland, sondern China ist der große Konkurrent um weltweiten Einfluss und globale Dominanz; nicht in Osteuropa, sondern im pazifischen Raum drohen die größten Gefahren für den Weltfrieden. Auch deshalb drängt Donald Trump auf einen wie auch immer gearteten Frieden in der Ukraine: um seine Aufmerksamkeit dem Hegemonialkonflikt mit China widmen zu können. Dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping ist dieses Spiel nicht nur bewusst, sondern vertraut: Im Wechselspiel von Verheißung und Drohung, Zugeständnissen und Eskalation vertritt Peking nur ein Interesse: das eigene. Loyal ist China nur sich selbst, das sollte auch Wladimir Putin wissen, der in seinem Ehrgeiz, Russland wieder zur Weltmacht zu machen, in eine totale Abhängigkeit von China geraten ist.

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In Japan und Südkorea wurde Trump mit Komplimenten, Ehrungen und Geschenken überschüttet, nicht aus Zuneigung oder Bewunderung, sondern aus Kalkül: Je größer die Angst vor China ist, desto enger schmiegt man sich an die USA. Und die Angst vor Peking ist in Japan, Südkorea und Taiwan so groß wie berechtigt. Xi Jinping ist ein Mann mit einem Plan, den er zielstrebig und situationselastisch verfolgt. Das muss dem Kriegs- und Friedenspolitiker Trump klar sein: Peking beobachtet genau, wie die USA gegenüber Freunden und Feinden agieren, wo sie Muskeln und wo sie Schwächen zeigen. Die amerikanische Drohkulisse gegen das Maduro-Regime in Venezuela ist das aktuellste Beispiel dafür. Sollte Trump eine Intervention zum Regimewechsel wagen, hätte das Konsequenzen: Wenn die USA ihren „Hinterhof“ aufräumen, haben sie kein völkerrechtliches Argument gegen China im Falle Taiwans. 

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Stephan Baier Donald Trump Völkerrecht Weltfrieden Wladimir Wladimirowitsch Putin Xi Jinping

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