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Kardinal Ricard vom Vatikan teilweise suspendiert

Der frühere Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz darf sein Priesteramt nicht mehr öffentlich ausüben. 
Kardinal Ricard suspendiert
Foto: IMAGO/Vandeville Eric/ABACA (www.imago-images.de) | Kardinal Jean-Pierre Ricard wurde vom Vatikan teilweise suspendiert.

Der Vatikan hat den früheren Erzbischof von Bordeaux Jean-Pierre Kardinal Ricard teilweise suspendiert. Dem emeritierten Bischof wurde die weitere öffentliche Ausübung des priesterlichen Dienstes dauerhaft untersagt. Ausgenommen davon sei allerdings das Bistum, in dem er seinen Wohnsitz hat. Ricard wohnt derzeit in der Diözese Digne. Dies berichtete einer KNA-Meldung zu Folge die Zeitung „La Croix“ in ihren Internetportal. Kardinal Ricard befindet sich seit 2019 als Bischof im Ruhestand.

Geständnis per Brief

Das vatikanische Urteil, so die Zeitung, sei bereits vor einigen Monaten gefallen und Ricard von seinem Marseiller Amtsbruder Kardinal Jean-Marc Aveline mitgeteilt worden. Ricard hatte die Tat Ende 2022 während der Vollversammlung der französischen Bischöfe per Brief gestanden. Daraufhin wurde der kirchenrechtliche Prozess eingeleitet. Ricard selbst versicherte laut Bericht, er wolle keine Kontroverse hervorrufen oder schüren. Er bleibt auch nach der Sanktionierung Priester, darf sein geistliches Amt jedoch nicht mehr öffentlich ausüben.

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Der von „La Croix“ kontaktierte Bischof von Marseille, Kardinal Aveline, betonte, Kardinal Ricard lebe völlig zurückgezogen. Der Bischof von Digne, Emmanuel Gobilliard, forderte hingegen, dass die Sanktionen auch auch in seinem Bistum angewandt werden. Er zeigte sich nicht damit einverstanden, dass Kardinal Ricard öffentlich zelebriere. Der Kardinal ist einer von rund einem Dutzend amtierenden oder emeritierten französischen Bischöfen, denen sexuelle Verfehlungen oder schwere Fehler im Umgang damit zur Last gelegt werden.

Karriere in der Kirche 

Ricard wurde 1968 zum Priester des Erzbistums Marseille geweiht und verbrachte die ersten 20 Jahre seines Dienstes in seiner Geburtsstadt. 1987 ereigneten sich die von ihm eingestandenen Übergriffe auf die damals 14-jährige Tochter eines befreundeten Paares. Ein Ermittlungsverfahren gegen Ricard wegen schwerer sexueller Nötigung war von der Staatsanwaltschaft Marseille aufgrund von Verjährung eingestellt worden.

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Der Priester machte in den Folgejahren Karriere in der Kirche. 1988 wurde Ricard Generalvikar in Marseille. Seit 1993 Weihbischof in Grenoble, wurde er 1996 zum Bischof von Montpellier. Von 2001 bis 2019 leitete er das Erzbistum Bordeaux im Südwesten des Landes; zudem war er von 2001 bis 2007 Vorsitzender der französischen Bischofskonferenzen. DT/kna/pwi

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