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Eine tiefe Erfahrung weltkirchlicher Gemeinschaft

Katechese und anschließender Gottesdienst: In der Frankfurter Liebfrauenkirche kommen Jugendliche zusammen, um für die Weltsynode zu beten.
Liebfrauenkirche in Frankfurt
Foto: IMAGO/xSolarysysx (www.imago-images.de) | Zur heiligen Messe in der Frankfurter Liebfrauenkirche versammeln sich am Wochenende rund 300 überwiegend junge Menschen aus ganz Deutschland.

Es ist viel los in der Frankfurter Innenstadt. Man sieht einen Trubel von Menschen, die ihre Wochenendeinkäufe machen, auf das Frankfurter Stadtfest gehen oder als Touristen die Stadt entdecken. Aber auch viele arme Menschen sind auf der Straße zu sehen. Mitten in der Alltäglichkeit der Welt erhebt sich die Liebfrauenkirche, die für viele Gläubige und Bedürftige ein Zufluchtsort und ein geistliches Zuhause in der lauten Stadt ist. Ein Ort, der gerne angenommen wird und an dem die Kirche international, ja ein Stück Weltkirche ist.

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An diesem Samstag zeigt sich die Kirche ganz deutlich, so wie sie viel zu oft nicht mehr wahrgenommen wird: jung, begeistert und froh im Glauben. Denn ein Kreis Jugendlicher und junger Erwachsener folgt zusammen mit den Kapuzinern, die die Liebfrauenkirche betreuen, dem Wunsch des Papstes, für die Beratungen der Weltsynode zu beten und das Anliegen der Einheit mit der Weltkirche vor Gott zu bringen. So wird zur „Youth Mass ‘23“ eingeladen. Von jungen Menschen für junge Menschen. Es soll somit ein Raum geschaffen werden, wo junge Menschen unabhängig ihrer politischen Überzeugung miteinander beten können und Christus der Mittelpunkt ist. Auf dem Programm stehen neben der heiligen Messe, die der Paderborner Weihbischof Matthias König mit der Gemeinde feiert, eine Katechese vor dem Gottesdienst. Beide werden von EWTN und Radio Horeb übertragen.

Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung fördern

Anschließend gibt es eine Begegnung im Innenhof der Kirche, die bis in den Abend hinein andauert. Mehr als 20 bekannte und neue Jugendorganisationen und Gemeinschaften aus Frankfurt und ganz Deutschland treffen sich, um das zu tun, was auch das Anliegen der Weltsynode in Rom ist: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung zu fördern.

Pfarrer Peter van Briel, der die Katechese zur Eröffnung des Treffens hält, spricht zu Beginn seines Vortrages aus, dass manche Katholiken womöglich auch mit Sorge auf die Weltsynode in Rom und die Fragen blickten, auf die es noch keine Antworten gebe. Doch damit kämen wir nicht weiter, sagte Pfarrer van Briel: „Wir wollen uns nicht sorgen, sondern über das Wesentliche des Glaubens nachdenken.” Doch was ist das Wesentliche des Glaubens? Die Antwort gibt Pfarrer van Briel nicht sofort. Er beginnt seine Katechese vielmehr mit einer Überlegung über das Ziel des menschlichen Lebens nach dem Tod. Es wird den Moment geben, an dem der Mensch vor Jesus steht und dieser ihn einlädt in den Himmel einzutreten, wo die Gemeinschaft mit Gott, den Engeln und allen Verstorbenen besteht, die nichts mehr trennt oder unvollkommen macht. 

Doch werden alle dieser Einladung folgen wollen? Gibt es nicht Menschen, die in ihrem Leben Gott oder der guten Begegnung mit anderen Menschen aus dem Weg gehen? Erscheint diese Vorstellung von Himmel, in dem auch die Feinde Platz finden und in dem ein unbekannter Gott wartet, vielleicht weniger erstrebenswert? Deshalb sei es die wichtigste Aufgabe der Kirche, die Menschen einzuladen und sie zu befähigen, ein Leben lang an ihrer Beziehungsfähigkeit untereinander und mit Gott zu arbeiten. Denn die Beziehungsunfähigkeit, die sich als nichts anderes als Sünde in der Welt zeige, störe das von Gott verheißene Leben. So versuche die Kirche, mit dem, was sie den Menschen anbietet, eine Beziehungsfähigkeit lebenslang aufzubauen.

Die weltkirchliche Atmosphäre ist in Frankfurt spürbar

Deutlich macht das Pfarrer van Briel in einem Abriss über die Bedeutung der Sakramente: In der Beichte entstehe der Raum, der einen neu auf die eigenen Beziehungen schauen lässt und der die Möglichkeit gibt zu lernen, das eigene Tun zu verbessern. Die Vergebung Gottes diene dafür als neuer Startpunkt. Am deutlichsten werde die Notwendigkeit, eine Beziehungsfähigkeit aufzubauen im Sakrament der Ehe, denn der sakramentale Bund verbinde die Menschen mit dem Himmel und die „Eheleute versprechen einander, eine Gotteserfahrung zu sein“. Um den Raum für eine derartige Begegnung mit Gott habe sich die Kirche zu bemühen, denn: „Eine Kirche, die nicht der Beziehungsfähigkeit dient, hat ihren Sinn verloren!“ Einer solchen Art der Beziehungsfähigkeit gelinge es, Differenzen auszuhalten und, kirchlich gesprochen, Synodalität einzuüben.

Zur anschließenden heiligen Messe versammeln sich rund 300 überwiegend junge Menschen aus ganz Deutschland. Die musikalische Begleitung durch den Chor, der aus jungen Erwachsenen besteht, die sich in Liebfrauen engagieren, macht den Gottesdienst in der vollen Kirche besonders feierlich. In seiner Predigt greift der Weihbischof die drei Grundbegriffe der Synode, „Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung”, auf und bemerkt lobend, dass auch in Frankfurt eine weltkirchliche Atmosphäre spürbar sei, die er auch beim Besuch anderer Länder und der muttersprachigen Gemeinden erlebt habe. Die Freude und der Glaubenseifer seien in anderen Ortskirchen der Welt stärker zu spüren, wovon gerade wir in Deutschland profitieren können.

Die Synode ist kein Parteitag

Auch hier sei aber die Kirche nicht eine Gemeinschaft, die wir Menschen einfach machen könnten, weshalb die Weltsynode nicht einfach ein Parteitag sei, wie Papst Franziskus immer wieder unermüdlich betonte. Dennoch komme es darauf an, dass wir im Sinne der Teilhabe die Kirche aktiv gestalten und als Christen gesandt seien, die Welt auf Jesus Christus neugierig zu machen.

Der Abend endet mit der tiefen Erfahrung einer weltkirchlichen Gemeinschaft, die im Mikrokosmos der Kapuzinerkirche Liebfrauen in Frankfurt sichtbar wird. 

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