Trotz verschlossener Türen gehen die Debatten um die seit Mittwoch im Vatikan stattfindende Weltsynode nicht verstummt. Zwei weitere ehemalige Mitglieder des Synodalen Weges in Deutschland haben sich in verschiedenen Medien mit ihren Erwartungen an das Bischofstreffen zu Wort gemeldet. Wie das Kölner "Domradio" berichtet, hofft Birgit Mock, Vize-Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), auf konkrete Schritte in Richtung Eigenverantwortung der Gemeinden. Und die Münsteraner Ökumene-Expertin Dorothea Sattler erklärte gegenüber der katholischen Wochenzeitung "Kirche und Leben", dass die Weltsynode nur dann katholisch sei, wenn sie „auch evangelisch und orthodox ist“. Beide hoffen, dass Themen des Synodalen Weges in Deutschland Einzug in den Vatikan finden.
Dass die Kirche „kritisch über sich selbst“ nachdenke, wertet Sattler positiv. Die Theologin hofft besonders auf eine Öffnung zur Ökumene. Sie erinnerte an das Zweite Vatikanischen Konzil (1962-65), bei dem die versammelten Bischöfe zu der Überzeugung gekommen seien, „dass die römisch-katholische Kirche die Fülle der Katholizität der Kirche nicht leben kann, ohne auf das Zeugnis der weiteren christlichen Traditionen zu achten“. Weiter sagte sie: „Katholisch ist nur, was … dem biblischen Evangelium entspricht und als wahre Lehre Gottes erkannt ist. Katholisch ist zudem nur, was allüberall und immerzu gilt. Katholisch meint: alle Räume und Zeiten umfassend.“ Das sei die Crux: „zwischen der zeitlos gültigen Botschaft Gottes und den immer geschichtlich begrenzten Fähigkeiten aller Menschen“ zu unterscheiden, auf sie zu hören und sie zu verkündigen, so Sattler.
Erfahrungen aus anderen Teilkirchen
ZdK-Vize Mock hat das Hören gleich umgesetzt, indem sie der Einladung des Hilfswerks „Missio Deutschland“ in die Audienzhalle folgte, wo sich Menschen aus der Weltkirche begegnen und an sogenannten „Evening Conversations“ teilnehmen können. Dort habe Kardinal Steiner aus Manaus in Brasilien beispielsweise erzählt, wie sich in seiner Heimat „1.000 Gemeinden auf den Weg und alle Gemeinden danach gefragt haben, was sie wollen und was sie brauchen“.
Mock hofft, dass durch die Weltsynode „Laien künftig mehr Verantwortung“ übertragen bekommen, auch bei den Sakramenten. Mock berichtet: „Da gibt es auf 80 Gemeinden einen Priester und die Arbeit wird von Laien getan. Die werden jetzt gerade darauf vorbereitet, in den Gemeinden zu taufen.“ Das finde sie bereichernd. Auf diese Weise würden auch Erfahrungen aus dem Synodalen Weg in Deutschland mit einfließen.
Die Weltsynode - eine Pause
Auch Renovabis-Chef Thomas Schwartz meldete sich zu Wort. Für ihn ist die Weltsynode erst einmal einen Pause — „nicht um all das zu verdrängen“, was die Gläubigen derzeit umtreibt —„wir hetzen von einem wichtigen Thema zum anderen“ —, sondern um diese Themen“ gesamtkirchlich einzuordnen“. Der Austausch von Perspektiven aus anderen Kontinenten und Mentalitäten können auch uns bereichern, so dass die hiesige Kirche „gestärkt und weniger gehetzt und getrieben, in der Harmonie durchaus unterschiedlicher Melodiestränge wieder neu und glaubwürdiger als bislang das Lied der einen Kirche zu singen, die allen Menschen Gottes Nähe vermitteln kann“. DT/dsc
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