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Lepanto: Die Schicksalsschlacht des Abendlands

Vor genau 450 Jahren siegte die „Heilige Liga“ über das Osmanische Reich in der Seeschlacht von Lepanto. Als Dank führte Papst Pius V. den Gedenktag „Unserer Lieben Frau vom Siege“ ein.
Seesschlacht Lepanto
Foto: Wikicommons | Es war die Seeschlacht von Lepanto, die für eine große Verbreitung des Rosenkranzgebets sorgte.

7. Oktober 1571. Im Golf von Patras im östlichen Ionischen Meer gegenüber der Hafenstadt Lepanto – auf griechisch Nafpaktos oder Naupaktos – stehen sich zwei gewaltige Seeflotten gegenüber. Seit der Eroberung Konstantinopels 1453, insbesondere aber seit der Thronbesteigung Süleymans I. des Prächtigen (1520–1566), befindet sich das erstarkte Osmanische Reich auf Expansionskurs. Vom 27. September bis zum 14. Oktober 1529 hatten osmanische Truppen Wien eingeschlossen („Erste Wiener Türkenbelagerung“). Allerdings hatte sich Wien mit Hilfe von Truppen des Heiligen Römischen Reichs verteidigen können.

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Heilige Liga 

Der Sieg der vom Korsar Khair ad-Din „Barbarossa“ befehligten osmanischen Flotte über die vom Papst Paul III. und der Republik Venedig ins Leben gerufene „Heilige Liga“, der sich Spanien, Malta und Genua angeschlossen hatten, im Jahr 1538 bei Prevenza begründete jedoch die Vormachtstellung der osmanischen Flotte im Mittelmeer, zumal bei dem 1540 von Venedig und den Osmanen geschlossenen Sonderfrieden nicht nur so gut wie alle Besitzungen Venedigs auf der Peloponnes und im Ägäischen Meer, sondern auch Teile Dalmatiens an das Osmanische Reich fielen. Zwar konnten die osmanischen Streitkräfte Malta 1565 nicht einnehmen. Im September 1570 musste sich aber Zypern den osmanischen Belagerern ergeben.

Angesichts der anhaltenden Bedrohung erzwingt Papst Pius V. im Mai 1571 die Erneuerung der „Heiligen Liga“, die nun außer dem Kirchenstaat und Venedig auch Spanien, Genua, Malta, das Herzogtum Savoyen und die Toskana unter einer gemeinsamen Flagge vereint. Oberbefehlshaber der aus 206 Galeeren zusammengesetzten und sich in Messina versammelnden Armada wird der 1547 in Regensburg geborene Juan de Austria (Johann von Österreich), ein außerehelicher Sohn von Kaiser Karl V. Der erst 24-jährige Juan de Austria wurde vom Papst aufgrund – wie es heißt – einer Eingebung bevorzugt: Bei der Feier der heiligen Messe in Rom habe er Johannes 1,6 („Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes“) dreimal gebetet. Noch im Mai schickte der Papst Kardinal Miguel Bonelli, seinen Neffen und Staatssekretär, nach Madrid – seit 1561 Hauptstadt Spaniens –, um eine heilige Messe zu Ehren des Oberbefehlshabers zu feiern. Bei den Feierlichkeiten wird deutlich, dass Juan de Austria nicht nur von den Verbündeten, sondern auch vom einfachen Volk bereits als Retter der Christenheit angesehen wird.

"Dass die muslimischen Araber nicht weiter nach Europa eindrangen,
ist dem fränkischen Hausmeier Karl Martell zu verdanken."

Immer wieder Belagerungen

Denn um die Zukunft der Christenheit in Europa ging es, wie bereits im achten Jahrhundert, als erstmals der Expansionsdrang des Osmanischen Reiches in den westlichsten Mittelmeerraum führte: Im Jahr 711 war ein vom Berber Tariq befehligtes Heer in Südspanien gelandet und hatte in weniger als einem Jahr das seit dem fünften Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel bestehende Westgotenreich unterworfen – erst 780 Jahre später wurde die Rückeroberung durch die christlichen Reiche, die „Reconquista“, mit der Einnahme von Granada (1492) abgeschlossen. Dass die muslimischen Araber nicht weiter nach Europa eindrangen, ist dem fränkischen Hausmeier Karl Martell zu verdanken, der im Oktober 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers dem muslimischen Vormarsch ein Ende setzte. Im Osten gelang es Byzanz, bis zur eingangs erwähnten Eroberung Konstantinopels, gut 700 Jahre lang, die Expansion des Islams zu stoppen.

Und noch einmal wurde gut hundert Jahre nach der Seeschlacht von Lepanto das Abendland durch den osmanischen Expansionsdrang bedroht, in der sogenannten „Zweiten Wiener Türkenbelagerung“ von Juli bis September 1683, die mit der Schlacht am Kahlenberg endete, als ein deutsch-polnisch/litauisches Entsatzheer unter Polens König Johann III. Sobieski die osmanische Armee besiegte und damit das Ende der türkischen Hegemonialpolitik einleitete, die bereits in der Seeschlacht von Lepanto eine empfindliche Niederlage erlitten hatte.

Die Schicksalsschlacht

Dass „Lepanto“ als Schicksalsschlacht über ein christliches oder eben ein muslimisches Abendland angesehen wurde, bekräftigt etwa auch die Bezeichnung, die ein besonderer Kriegsteilnehmer für die Seeschlacht fand: Miguel de Cervantes (1547–1616), der spätere Autor des „Don Quixote“, der dort drei Schusswunden erlitt, nannte die Seeschlacht „das höchste Ereignis, das die Zeitalter gesehen haben“.

Papst Pius V. betet den Rosenkranz
Foto: wikicommons | Papst Pius V. betet den Rosenkranz für den glücklichen Ausgang der Seeschlacht von Lepanto, auf die ihn ein Engel hinweist.

Der Sieg der „Heiligen Liga“ über die bis dahin als unbesiegbar geltende osmanische Armada wurde in der Christenheit der Fürsprache der Mutter Gottes zugeschrieben. Auf dem Weg von Madrid nach Barcelona, wo er sich Richtung Messina einschiffte, verbrachte Juan de Austria zwei Tage in der Benediktinerabtei Montserrat, um die Fürsprache der Gottesmutter zu erflehen.

Rosenkranzgebet 

Am 7. Oktober 1571, als die bis dahin größte Seeschlacht der Geschichte vor Lepanto tobte, beteten in Rom die Menschen den Rosenkranz zusammen mit dem alten Papst. Das Rosenkranzgebet als Gebet „gegen die Feinde des Glaubens“ hatte bereits eine jahrhundertelange Geschichte: Nach einer frommen Legende sagte die Mutter Gottes dem heiligen Dominikus im Jahr 1208 in einer Erscheinung, er solle diese Andacht verbreiten und sie als mächtige Waffe gegen die Feinde des Glaubens einsetzen. Historischer Hintergrund war seine Missionstätigkeit im Zusammenhang mit dem sogenannten Albigenser-Kreuzzug, aus der dann der Predigerorden („Dominikaner“) hervorging. „Feinde des Glaubens“ waren die Katharer oder Albigenser, die in Südfrankreich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts eine Gegenkirche errichtet hatten.

Marienpsalter

Im 15. Jahrhundert erfuhr das Rosenkranzgebet durch einen weiteren Dominikaner großen Aufschwung. Nach einer Vision der Gottesmutter 1464 schrieb Alanus de Rupe (Alain de la Roche) einen „Marienpsalter“ nieder. Er gründete ebenfalls die erste Rosenkranzbruderschaft, deren Mitglieder sich verpflichteten, innerhalb einer Woche 150 Ave Maria und 15 Paternoster zu beten. Der Marienpsalter verbreitete sich rasch auch dank des Buchdrucks: Er wurde um 1480 erstmals in Utrecht, einige Jahre später auch in Deutschland gedruckt. Bald wurden auch in anderen Dominikanerkonventen Rosenkranzbruderschaften gegründet. Neben vielen anderen waren die Dominikaner die großen Verbreiter des Rosenkranzgebetes.

Es war jedoch die Seeschlacht von Lepanto, die für eine große Vermehrung des Rosenkranzgebetes sorgte. Denn ein Jahr nach der Seeschlacht, am 7. Oktober 1572, führte Papst Pius V. den Gedenktag „Unsere Liebe Frau vom Siege“ ein, den sein Nachfolger Papst Gregor XIII. bereits 1573 in „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ umbenannte.

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