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Christliche Familie als Leuchtturm 

Die Christliche Familie sei dazu berufen, Zeugnis von Gottes Liebe zu geben und sich großzügig Armen und den am Rande der Gesellschaft Stehenden zuwenden, so der Tenor am 3. Tag des Weltfamilientreffens.
Weltfamilientag: Heilung, Freude, Liebe, Hingabe, all das braucht zu allererst die Freundschaft mit Gott
Foto: IMAGO/MASSIMILIANO MIGLIORATO/CPP / (www.imago-images.de) | Heilung, Freude, Liebe, Hingabe, all das braucht zu allererst die Freundschaft mit Gott. Was man nicht selbet empfangen hat, kann man auch nicht weitergeben, hieß es auf dem Weltfamilientreffen am Freitag.

Wenn die Enkel am Tisch sagen: „Opa, wir haben das Gebet vergessen“, dann ist vermutlich das Zeugnis der Eltern nicht spurlos an den Kindern vorbeigegangen. Denn der Glaube lebt vom Zeugnis. Mit diesem Satz lässt sich zusammenfassen, wovon der Morgen des dritten Tages des Weltfamilientreffens geprägt war. Gottesbeziehung, Zeugnis und Hingabe waren die Schlagworte, sie sich bei den Hörern nicht anders ein einbrennen konnten. Denn trotz aller verschiedenen Blickwinkel auf die Aufgabe der Familie, wiederholten alle Redner immer wieder: Ohne Christusbeziehung geht gar nichts.

Mit Liebe, Hingabe und Gottvertrauen die Welt erobern

Nur durch die Begegnung mit Christus und durch ein Leben nach seinem Vorbild können Liebe, Hingabe und Gottvertrauen die Welt erobern. Das bedeute für Ehepaare und Familien, aus dem Kreis der Familie herauszutreten und in die Gesellschaft hineinzuwirken — jeder nach seiner von Gott geschenkten Berufung.

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Beispiele dafür gab es genug an diesem Vormittag. Ehepaar Benoît und Véronique Rabourdin, die den Eröffnungsvortrag über die „Sendung der christlichen Familie“ gehalten haben (und von denen das Eingangsbeispiel mit den Enkeln stammt), setzen auf den in der Familie (vor)gelebten Glauben. Als sie selber angefangen haben, ihre Beziehung und die Christusbeziehung zu pflegen, habe deren Jüngste einmal festgestellt: „Ihr habt euch verändert, ihr wirkt viel verliebter.“

Verwandelnde Kraft Jesu Christi

Das ist für das Paar die verwandelnde Kraft Christi. Und hier gelte es, auch die Kinder mit hineinzunehmen. „Wenn ein Kind in den Teig der Familie eingeknetet wird“, wird es sich später leichter tun, den Glauben zu leben und zu bezeugen, wissen die Rabourdins aus Erfahrung. Auch Berufungen würden in diesem Nährboden des lebendigen Familienglaubens erwachen. Auch über die familiären Grenzen hinaus sollen Familien, Licht in dieser Welt sein und „Gott sichtbar machen“, denn wenn die Menschen sehen würden, „was ihr Gutes tut, werden sie eurem Vater im Himmel die Ehre geben“.

Christliche Familien seien dazu berufen, die Tore der Familie öffnen und „Zeugnis einer großen und selbstlosen Hingabe“ zu geben. Vor allem Armen und den am Rande der Gesellschaft Stehenden sollten sie sich zuwenden, mit Nächstenliebe und Geschwisterlichkeit. Das setze das gemeinsame Wirken als Ehepaar voraus, ist das Ehepaar Rabourdin überzeugt und zitierte den heiligen Paulus: „Der Glaube verbreitet sie durch das missionarische Engagement der Eheleute.“

Aufnehmen, schützen, fördern, integrieren

In bild- und beispielshaften Zeugnissen bekräftigten die Nachredner die Worte der Rabourdins. Beispiel für ein entsprechendes eheliches Engagement gaben etwa das belgische Ehepaar Francois und Isabelle Velooz-Vanceulebroeck, die sich dafür einsetzen, dass Migranten nicht nur sicher ins Aufnahmeland kommen, sondern dort auch ein liebevolles Zuhause finden, gemäß den vier Verben aus dem Schreiben „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus: aufnehmen, schützen, fördern, integrieren. 

Isabelle Velooz-Vanceulebroeck erzählte, wie Migranten in einem von der Regierung unterstützen Projekt aufmerksame und liebevolle Hilfe, Zuwendung, Gespräche, Sprachkurse etc. bekämen und bereits integrierte Migranten dann Neuankömmlingen tatkräftig helfen würden. Für sie und ihren Mann ist Migration eine „Möglichkeit zur Begegnung mit Christus“. „Freundschaft, Liebe, Zärtlichkeit und Großzügigkeit“ seien die Schlüssel für eine erfolgreiche Integration und eine Begegnung mit Gott, die ansteckend sei, und auch heilsam auf die eigene Familie zurückwirke.

Heilung setzt Gottesbeziehung voraus

Das konnte das Ehepaar Maria Paula Casanova und Valerio Santorio aus Argentinien nur bestätigen. Das Paar nimmt Suchtkranke in die Familie auf, lebt mit ihnen zusammen und hilft ihnen, aus ihrer Selbstbezogenheit herauszutreten, zu erkennen, dass „auch sie etwas zu geben haben“. Vollkommene Gesundung allerdings setze auch für sie „die Beziehung zu Gott voraus“.

Immer wieder betonten die Referenten, wie sehr das Glück der Nächsten vom eigenen Vorleben, der Beziehung zu Christus und der Beziehung untereinander — besonders auch der Paarbeziehung —abhänge. Diese gelte es täglich zu pflegen durch Gemeinschaft, Austausch, aufeinander Hören und voneinander Lernen, gemeinsames Gebet, die Vergebung und nicht zuletzt das Zeugnis — auch in der digitalen Welt wohlgemerkt, die heute einen besonders breiten Raum vor allem bei jungen Leuten einnimmt. 

Christen sind „Influencer Gottes“

Eheleute Fabiola Goulart und Gustavo Huguenin aus Brasilien vermitteln „Werte und Tugenden“ in der digitalen Welt, um andere damit positiv zu beeinflussen. Sie sehen Christen als „Influencer Gottes“ nach dem Vorbild von Carlo Acutis und machten Mut für eine „bewusste Präsenz in sozialen Netzwerken“, auch von Jugendlichen. Statt die sozialen Medien zu verteufeln, sollten Eltern und Kinder im Dialog bleiben und auch die missionarische Chance in den Blick nehmen. Auch dieses Paar appellierte an die Bedeutung des elterlichen Vorbilds, in dem Fall im Umgang mit sozialen Kommunikationsmitteln. 

Wie prägend das gemeinsame elterliche Vorbild ist und wie mächtig Christus wirken kann, beschrieb Véronique Rabourdin mit einem Zeugnis. Ihr Vater habe mit Kirche wenig am Hut gehabt. Er saß in der Kirche weit hinten oder auf der Empore, nie bei der Familie. Auch grundsätzlich gingen er und seine Frau parallele Wege, die Ehe bröckelte. Als sie am Abgrund stand, war ihr Vater bereit, sich helfen zu lassen. „Sie nahmen den Weg gemeinsam auf.“ Mit dem Erfolg, dass ihr Vater entschiedener Missionar wurde und Menschen mitriss. Die Erinnerung der Kinder an die Großeltern war das eines Leuchtturms, „der ihnen den Weg weist; vereint glücklich, im gemeinsamen Dienst für den Herrn, Hand in Hand in der Messe beim Vaterunser“.

Lesen Sie weitere Berichte vom Weltfamilientreffen in Rom online und in der nächsten Ausgabe der Tagespost.

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Dorothea Schmidt Christen Jesus Christus Migranten Papst Franziskus

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