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Buße als Tauferneuerung

Wozu fasten? Wie der Aschermittwoch zur Initialzündung für die tiefere Begegnung mit Christus werden kann.
Aschermittwoch und Fastenzeit
Foto: ChristofxK (www.imago-images.de) | Zeichen der Endlichkeit: Das Aschenkreuz.

Zurück zur Bikinifigur oder mal eine neue Diät für mehr Gesundheit probieren? 40 Tage nicht ständig ins Süßigkeitenregal langen? Weniger Fleisch essen? Oder vielleicht komplett Bio? Oder Karotten-Apfel-Ingwer-Rote-Beete-Saft statt industriell Verarbeitetes?

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Die Fastenzeit erfreut sich zunehmender Beliebtheit, nicht bloß unter Christen. Allerdings gilt für Christen ein anderer Maßstab: Es geht um Umkehr und Erneuerung. Die 40 tägige Fastenzeit, die so genannte Quadregesima, ist eine Bußzeit, die mit dem heutigen Aschermittwoch eingeläutet worden ist. Christen bekommen in der Aschermittwochsliturgie das Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet oder Asche in Kreuzform auf das Haupt gestreut, begleitet durch einen der folgenden Sätze: „Staub bist du und zu Staub wirst du zurückkehren“ oder „Kehre um und glaube an das Evangelium.“ 

Gerade der erste Satz, die ältere, etwas hart klingende Formel, konfrontiert uns mit unserer eigenen Endlichkeit, Sterblichkeit und Vulnerabilität. Dies zu erkennen und vielleicht auch am Tage des Fastens am eigenen Leib zu spüren, ist der Ausgangspunkt von geistlicher Erneuerung. Papst Benedikt XVI. sprach von einem Prozess der inneren Erneuerung, den der Christ aktiv anpacken muss. Damit diese Zeit nicht in einem Meer an Vorsätzen versinkt, empfehlen Geistliche immer wieder, sich kleine Dinge vorzunehmen, die man ändern möchte, sie dafür umso entschiedener und beständig anzugehen. Aber warum eigentlich?

Buße ist Tauferneuerung

Ostern, dazu die heilige Woche und das Triduum, ist das größte Fest der Christenheit. Und dieses Fest braucht eine ausführliche Vorbereitung. Die Vorbereitungszeit hat einen doppelten Charakter. In der Alten Kirche wurden die Katechumenen in der Fastenzeit auf die Taufe in der Osternacht vorbereitet. Für alle anderen war und ist sie eine Chance zur Tauferneuerung. Während der Fastenzeit prägt genau dieser Gedanke die Texte der Liturgie, des Offiziums.

Tauferneuerung kann nur geschehen mit vorhergehender Buße. Oder anders ausgedrückt: Buße ist im Grunde eine Tauferneuerung, ein Neu-werden. Man kann diese Zeit als Chance betrachten, mit der gesamten Kirche auf Exerzitien zu gehen. Und dies erfordert weit mehr als die Diät zwecks Bikinifigur oder wegen gesundheitlichen Aspekten. Auf Exerzitien muss man sich einlassen. Insofern bedeutet Fastenzeit auch, sich diese Bußzeit bewusst zu halten und nicht nach dem Aschermittwoch schnell wieder zu vergessen, warum wir Christen wohin unterwegs sind. Sinn und Zweck ist es, sich um ein intensiviertes geistliches Leben zu bemühen, bewusster (und damit öfter) in der Spur Jesu zu laufen. 

Unzulänglichkeit als Chance

Das Fasten kann eben dabei helfen, denn es hält den Alltagstrott etwas auf Distanz. Das Zurückgeworfensein auf sich selbst und die eigene Unzulänglichkeit ist zugleich die Chance, sich neu auf Gott auszurichten, ihm noch mehr zu vertrauen, sich Ihm anzuvertrauen, im Glauben zu wachsen.  

Insofern ist auch das Fasten am Aschermittwoch nicht bloß ein Verzicht auf Nahrungsmittel, sondern eine (jährlich stattfindende) Initialzündung für einen Weg zu einer tieferen Begegnung mit dem Herrn. Darum greift es viel zu kurz, am Aschermittwoch (und dann am Karfreitag) aus reiner Regelerfüllungsmotivation heraus zu fasten. Das taten die Pharisäer auch, verpassten so aber die Begegnung mit Gott selbst.

Der heilige Benedikt hielt die Fastenzeit für so wichtig, dass er sogar riet, diese als Lifestyle auf das gesamte Leben zu übertragen. Je mehr Raum der Einzelne Gott gibt, desto mehr Raum ist auch da für andere, für die Nächsten, und zwar in Wort, Gebet und Tat. Der Egoismus hat dann keine Chance mehr. Papst Johannes Paul II. sprach von einem „Einsatz in einem neuen, von den Werten des Evangeliums inspirierten Leben“, in dem man sich vom Egoismus abwendet und auch mehr an andere, besonders an Arme denkt, wozu auch Papst Franziskus unablässig aufruft.

Mehr noch: Die Muttergottes hat (nicht nur in Medjugorje) erklärt, dass durch Fasten und Beten sogar Kriege verhindern werden könnten. Mit Aufrüstung können vielleicht Kriege gewonnen werden, Gebet und Fasten mit der richtigen Ausrichtung auf den Herrn schaffen aber echten Frieden. Mit Blick auf die Krisenherde dieser Welt, könnte dies doch ein Fastenvorsatz sein, der im Sinne des heiligen Benedikt gut nachhaltig gelebt werden kann.

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