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Bischof Hendriks warnt vor Verwässerung des Evangeliums

Christen müssten akzeptieren, dass sie ein Zeichen des Widerspruchs sind, sagte der Bischof von Amsterdam.
Jan Hendriks, Bischof von Haarlem-Amsterdam
Foto: IMAGO/Ramon van Flymen (www.imago-images.de) | Bischof Jan Hendriks erklärt Gläubigen, warum Kirchen geschlossen werden müssen.

Der Bischof von Haarlem-Amsterdam, Jan Hendriks, hat vor einer Verwässerung des Evangeliums gewarnt. In einem Interview mit dem amerikanischen Online-Portal „The Pillar“, das Ende Februar veröffentlicht wurde, verglich er den Synodalen Weg mit einem niederländischen Pastoralrat kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in dem die gleichen Themen auf der Tagesordnung standen.

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„Es geht nicht darum, dass wir uns an die Zeit anpassen, sondern dass wir uns an Jesus Christus anpassen“, sagte er. Es gebe „keine andere Lösung, als der Botschaft des Evangeliums treu zu bleiben und sie mit starker Überzeugung und Klarheit zu verkünden“. Christen müssten akzeptieren, dass sie „ein Zeichen des Widerspruchs sind“.

Oberflächliche und mangelhafte Spiritualität

Die Niederlande, die einst rund zehn Prozent der ausländischen Missionare auf der ganzen Welt stellten, gelten heute als eines der am stärksten säkularisierten Länder. Weniger als zwei Prozent der Katholiken besuchen sonntags die heilige Messe. Kirchen müssen zusammengelegt werden. In der Diözese Haarlem-Amsterdam traf dies 60 Prozent der Kirchen.

Der Abwärtstrend hat Geschichte: Von der Reformation bis zur Zeit Napoleons war der Katholizismus in den Niederlanden verboten. Im 19. Jahrhundert aber entstand ein riesiges Netzwerk katholischer Institutionen. Allerdings sei die Spiritualität oberflächlich und mangelhaft gewesen - ein Trend, der durch das Zweite Vatikanische Konzil noch verstärkt worden sei, so der Bischof.

Liberale Experimente

Unmittelbar nach dem Konzil habe der niederländische Pastoralrat „eine sehr liberale Atmosphäre“ geschaffen. Wörtlich sagte er: „Es wurde über das Zölibat der Geistlichen, über Sexualität und die Rolle der Frau in der Kirche gesprochen.“ In der heiligen Messe habe es liberale Experimente gegeben, „bei denen die Eucharistiegebete nicht als Gebete betrachtet werden konnten“. Laien hätten - ähnlich der Situation heute in Deutschland - frei von der Hierarchie sein wollen. In den Schulen sei der Katechismus abgeschafft worden. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sei drastisch gesunken.

Heute sei es schwierig, katholische Lehrer zu finden. Kirchen müssten geschlossen werden, schilderte der Bischof die Lage in seinem Land weiter. Der Prozess sei aber notwendig, erklärte er, um der Evangelisierung des Landes durch größere, eng verbundene Gemeinschaften einen neuen Impuls zu geben. Besonders für junge Menschen sei es wichtig „In Gemeinschaft zu leben, Gemeinschaft miteinander zu haben und Glaubenserfahrungen zu machen“, weshalb man trotz gewaltiger Sparmaßnahmen bei der Jugendpastoral nicht gespart habe.

Es ist die Kirche Jesu

In seinem Bistum gebe es eine Missionsschule, die „aktiv und breit“ aufgestellt sei. Ziel ist es, der Jugendliche über den „Glauben und ihre Sendung“ aufzuklären. „Sie sollen stark im Glauben sein und ihren Glauben besser kennenlernen.“, sagt der Bischof. Den Aspekt der Gemeinschaft könne er nicht genug betonen. Wie wichtig er auch Menschen sei, zeige, dass die meisten Seminaristen aus einer Gemeinschaft, wie dem Neokatechumenat kämen.

Im Sinne der Neuevangelisierung wurde vor fünf Jahren zudem eine Initiative zur ewigen Anbetung ins Leben gerufen wurde, betonte Hendriks. „Wir brauchen eine übernatürliche Vision, um in der Gegenwart des Herrn zu sein und zu leben und ihn anzubeten.“ Alles weitere liege beim Herrn, so der Bischof, der sich trotz der misslichen Lage der Kirche in den Niederlanden optimistisch zeigte. „Ich bin hoffnungsvoll, weil es nicht meine Kirche ist. Es gehört dem Herrn.“  DT/dsc

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