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Potenzial von Frauen ist längst nicht ausgeschöpft

Die Untersekretärin des vatikanischen Synodensekretariats, Nathalie Becquart, erteilte dem Weiheamt für Frauen eine Absage. Frauen könnten dennoch viel tun. Sie hat Recht. Ein Kommentar.
Nathalie Becquart und Papst Franziskus
Foto: VATICAN MEDIA /CPP / IPA via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Papst Franziskus begrüßt Nathalie Becquart, die Synoden-Untersekretärin, die sich dafür einsetzt, dass die Kirche ihre Vision in Bezug auf Frauen erweitert.

Nathalie Becquart, Untersekretärin des vatikanischen Synodensekretariats, hat diese Woche der Frauenweihe eine Absage erteilt. Das sei im Moment keine offene Frage. Grundsätzlich jedoch dürfe sich die Kirche ihre Vision in Bezug auf Frauen erweitern. Es gebe viele Möglichkeiten für Frauen, der Kirche zu dienen, sagte die Ordensschwester.  Recht hat sie. 

Freier in der Gestaltung der Mission als Priester

Frauen (und generell Laien) sind sogar viel freier sind in der Gestaltung ihrer Mission als Priester, die ihrem Bischof zum Gehorsam verpflichtet und an eine Pfarrei (oder mehrere Pfarreien) gebunden sind. Frauen können beispielsweise durch die Welt reisen und Menschen von Jesus erzählen. Sie können Katechesen entwickeln, Vorträge halten, Bücher schreiben oder, wie Becquart sagt, eine Leitungsposition übernehmen.

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Die Kirche öffnet ihnen bereits Tür und Tor und würdigt seit Jahren ihr Engagement. Papst Franziskus schrieb im Dokument „Querida Amazonia“, dass viele Gemeinden im Amazonasgebiet nur dank der „Präsenz von starken und engagierten Frauen“ überlebt hätten. Aber auch er betonte, dass man Kirche „nicht auf funktionale Strukturen“ reduzieren und Frauen klerikalisieren solle. Vielmehr gelte es, ihren spezifisch weiblichen Beitrag wertzuschätzen, „die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weiterzugeben“.

Weiblichkeit muss neu entdeckt werden

Damit ist die schöpferische Ergänzung von Mann und Frau angerissen, die ihre Entsprechung hat in der petrinischen Tradition der Männer und der marianischen der Frauen. Wenn die Kirche über Frauenrechte diskutiert, müsste sich auch darüber Gedanken machen, was die Frau aus- und wertvoll macht, wie ihre Weiblichkeit neu entdeckt werden kann und welche Rolle die Muttergottes als Frau für sie spielt, die heilsgeschichtlich eine Stellung erreicht hat, wie kein Mann vor- oder nach ihr. Papst Franziskus hat sie in einer seiner ersten Ansprachen „Höchste Frau der Menschheit“ genannt. In Maria sehen wir das Urbild des Frauentums. 

Die heilige Edith Stein, die sich mit der Frau beschäftigte, hat darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, dass die Frau ganz Frau ist, auch wenn sie so genannten männlichen Berufen nachgeht. Es gelte aber auch, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein Nebeneinander von Männern und Frauen ermöglichen — damit Frauen sich nicht in eine bloß auf Männer zugeschnittenen Welt zwängen müssen. 

Frauen können ohne Priesteramt Großes wirken

Zum Weiheamt erklärte Edith Stein, die Frau sei für Gott von so unschätzbarem Wert, dass er sie nicht an ein Amt koppeln möchte wie den Mann, sondern sie ganz bei sich haben will. Die Frau ist also, anders als der Mann, dazu berufen, in eine besonders innige Zweisamkeit mit Jesus zu treten und aus und in dieser Beziehung heraus, zu agieren. Und zwar dort, wo Gott sie hinstellt.

Ein Blick in die Geschichte scheint ihr Recht zu geben: Frauen können auch ohne Priesteramt Großes wirken. Man denke an Teresa von Avila, Hildegard von Bingen oder Mutter Teresa, für die Johannes Paul II. Kardinäle hat stehen lassen. 

Frauen haben ihr eigenes Potenzial

Statt sich aufs Weihamt zu fokussieren, müsste man das gemeinsame Priestertum aller Getauften wieder entdecken und darin die Möglichkeiten für die Frauen ausloten und ausweiten. Man kann nur hoffen, dass die Weltsynode den Deutschen hier wertvolle Impulse liefert.

Um die großartige Bedeutung der Frauen und vor allem Marias klarzustellen, braucht es jedenfalls kein Amt, sondern ein Erkennen, dass Frauen als das weibliche Abbild Gottes ihr ganz eigenes Potenzial haben, das entfaltet und gesehen werden will. Und das ist noch lange nicht ausgeschöpft!

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