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„Alte Messe“ in Gefahr?

Pläne zur Einschränkung des Motu Proprio Summorum Pontificum machen die Runde. Es ist zu hoffen, dass sich der Vatikan weder von den Polemiken der "Vulgärtraditionalisten" noch von progressistischen Liturgiewissenschaftlers leiten lässt.
Alte Messe
Foto: Traditional Latin Mass Society | Eine Nische, in der das Abendland nach wie vor existiert, ist die Alte Messe. Im Bild: Ein Gottesdienst der Traditional Latin Mass Society in San Francisco.

Mit Recht hat sich Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller gegen Bestrebungen in der römischen Kurie gewandt, die Feier der überlieferten römischen Liturgie wieder einzuschränken. Auch wenn der frühere Präfekt der Glaubenskongregation als Kritiker traditionalistischer Tendenzen gilt, verteidigt er die Anhänger der „außerordentlichen Form“ des römischen Ritus, wie die bis zur Liturgiereform von 1970 übliche Form des Gottesdienstes seit dem Motu proprio Benedikt XVI. von 2007 bezeichnet wird.

Müller trifft mit seinem Vorwuf ins Schwarze

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Mit dem Vorwurf, mit einem fehlgeleiteten Autoritarismus verhindern zu wollen, dass sich immer mehr Gläubige der alten Liturgie zuwenden, trifft Müller ins Schwarze. Landauf landab ist zu beobachten, dass sich vor allem jüngere Menschen und Familien um die „alte Messe“ sammeln. Es ist zu hoffen, dass sich der Vatikan weder von den Polemiken der „Vulgärtraditionalisten“ noch von progressistischen Liturgiewissenschaftlers leiten lässt, sondern den Schatz der überlieferten Liturgie und die pastorale Sorge für Gemeinschaften und Gemeinden entdeckt. Eine Kirche, die Dialog und Synodalität predigt, sollte gerade die legitimen Rechte ihrer Gläubigen achten, zumal es um das geistliche Leben vieler junger Gläubiger und Familien geht. 

Daher wäre zu wünschen, dass anstatt Einschränkungen zu erlassen, an die pastorale Sorge der Bischöfe zu erinnern, die Gottesdienstgemeinden der „außerordentlichen Form“ als wertvolle Bereicherung der Pastoral und als Orte der Neuevangelisierung anzusehen und zu fördern. Und damit dürfte sich auch das Problem des „Vulgärtraditionalismus“ ebenso erledigt haben wie sich auch weitverbreitete Vorbehalte gegen die „Tradition“ auflösen werden.  

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